Neues vom RC Bröckedde – Folge 212
Die Bardolino-Affäre
Bröckedde liegt im Herzen Deutschlands – dort, wo Rhein und Donau in den schönen Bröckeddesee münden. Hier trifft sich im Bröckedder Hof der RC Bröckedde zum Meeting – jeden Mittwoch um 13 Uhr im Salon Hindenburg.
Ich hätte gerne ein Glas vom Château Lafite Rothschild.“ Freund Geizhardt würdigte dabei den Kellner keines Blickes, bestellte er doch jeden Mittwoch ein Glas dieses Rotweins. „Den führen wir leider nicht mehr“, antwortete der Kellner. Geizhardt blickte ihn erstaunt an. „Dann bitte den Premier Grand Cru Classé Supérieur Sauternes vom Château d’Yquem.“ „Auch den führen wir leider nicht mehr. Ich hätte hier einen Bardolino.“ Geizhardt zog die Augenbrauen hoch: „Um Gottes willen, ich verzichte.“
Kaum hatte der Kellner den Salon verlassen, platzte es aus Geizhardt heraus: „Der Service hier ist inzwischen eine Frechheit.“ Einige Freunde nickten zustimmend. „Die Trüffelpastete letzte Woche war auch nicht gelungen“, ergänzte Freund Schleifenstein. Kassierer Knödler blickte ratlos in die Runde: „Wir zahlen pro Person pauschal 20 Euro für Essen und Getränke. Da dürfen die Ansprüche nicht zu hoch sein.“ Verständnislose Blicke trafen Knödler.
„Wir sind die Zierde des Bröckedder Hofs. Das muss denen auch etwas wert sein“, entgegnete Geizhardt. „Aber allein ein Glas vom Château Latife Rothschild kostet weit mehr als die 20 Euro“, rechnete Knödler vor. „Andere Hotels würden sich darum reißen, das Messingschild unseres Clubs neben dem Eingang anbringen zu dürfen“, so Schleifenstein. „Was im Übrigen kaum noch lesbar ist dank einer Oxidschicht darüber. Aber es gab keine Mehrheit, Geld für ein neues Schild auszugeben“, mahnte Knödler an.
Präsident Pröpke meldete sich nun zu Wort: „Meine Freunde, das Einzige, was hier glänzt, ist die Abwesenheit vieler Freunde. Wir sitzen hier meist zu sechst in einem Salon für 200 Personen. Wie oft musste der Bröckedder Hof mittwochs Gesellschaften absagen, mit denen er Geld verdienen könnte.“ Nun hielt es Freund Hammerzahn nicht mehr aus: „Das gibt denen hier noch lange nicht das Recht, Rotwein vom Discounter anzubieten.“ Entsetzen zeichnete sich in den Gesichtern aller Anwesenden ab. Nicht nur, weil der Bardolino offensichtlich aus dem Discounter war, sondern Freund Hammerzahn dort wohl einzukaufen pflegte.
Da hatte Freundin Mondauge die scheinbar rettende Idee: „Warum ziehen wir nicht in das Fünf-Sterne-Hotel von Freund Geizhardt um? Das Blücher-Zimmer wäre doch geradezu ideal.“ Geizhardt riss die Augen auf. „Und ich subventioniere dann jeden Mittwoch den Club? Kommt nicht infrage. Ich bleibe hier.“ Dann rief er laut: „Ein Glas Bardolino, bitte!“
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