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Der Tourenmeister

Röhrende Motoren und helfende Hände

Der Tourenmeister - Röhrende Motoren und helfende Hände
Christoph Schwarz, IFMR © Michael Wallmüller

Die rotarischen Motorradfahrer sind eine der ungewöhnlichsten Fellowships. Christoph Schwarz koordiniert die PS-starken Touren der IFMR-Biker hierzulande.

Sabine Meinert01.06.2017

Wenn die ersten grünen Spitzen aus dem Boden schauen, kommt die Zeit der Rotarier mit Biker-Gen. In schwarzes Leder gekleidet, mit blitzenden Helmen und schweren BMWs oder Harleys unterm Hintern sind die rotarischen Motorradfreunde (International Fellowship of Motorcycling Rotarians - IFMR) unterwegs: Auf Tages- und Wochenendtouren oder Urlaubsfahrten quer durch die Welt haben sie Traumstraßen und -ziele im Blick. Mittendrin: Christoph Schwarz vom RC Langenhagen-Wedemark, Tourenmeister im IFMR-Chapter AGS für Österreich, Deutschland und die Schweiz - eines der aktivsten Mitglieder in der Fellowship.

Dass der großgewachsene 57-Jährige nicht nur den Motor röhren lässt und Touren mitfährt, sondern sich auch einbringt, schien ihm selbstverständlich. Er engagierte sich als Fellowship-interner Berichterstatter, half organisatorisch aus. Inzwischen ist er der Tourenmeister für die deutschsprachige Region. Im Fellowship-Vorstand ist er damit eines von sieben Mitgliedern.

Zurück zur Leidenschaft

Seit seiner Jugend war Schwarz ein Fan von heißen Öfen, fuhr lange Zeit verschiedenste Maschinen - bis es mit dem Familienleben nicht mehr zusammenpasste. Als er jedoch vor einigen Jahren von dieser speziellen rotarischen Fellowship hörte, gab es kein Halten mehr. Zwei Tage nach der Entdeckung war er Mitglied  dort und wieder zurück „aufm Bock“.

Trifft man den Ingenieur im Alltag, nimmt man nur den Geschäftsmann im Anzug wahr, der in einer IT-Servicegesellschaft in der Automobilwirtschaft arbeitet. Lediglich die Kalender in Schwarz’ Büro – mit Bildern von Touren durch Amerika oder europäische Landschaften – verraten den Motorrad-Fan. Fängt er an, mit glänzenden Augen davon zu erzählen, wird seine Vorfreude auf die nächsten Touren mehr als offenbar. „Es ist immer ein großer Spaß.“

Organisation und Sicherheit

Allein in diesem Jahr will Schwarz die Motorradfreunde bei 15 Touren koordiniert auf die Straßen bringen: Rundfahrten auf Mallorca, durch Griechenland oder über Sardiniens Landstraßen plus Touren in der Pfalz, im Sauerland, in Oberbayern, im Schweizer Jura stehen auf dem Plan und... und... und... 2017 will er davon mindestens sieben Touren selbst fahren. Organisiert und angeführt werden die Touren dabei jeweils durch weitere Freundinnen oder Freunde der Fellowship.

Immer dabei ist seine Frau Andrea als Sozia. Sie teilt seine Motorrad-Leidenschaft und ist deshalb nicht irritiert, wenn er an seinen drei Bikes herumschraubt. Auf Tour ist sie dann sein Sicherheitsdetektor: Wenn er doch mal zu doll aufdreht und in enormer Schräglage in die Kurve geht, haut sie ihm auf die Schulter. Oder gibt ihm einen akustischen Stupser über die Sprechanlage im Helm. „Passiert aber fast gar nicht “, schmunzelt Christoph Schwarz.

Mehr als 400 Mitglieder hat die Fellowship inzwischen, da gibt’s eine Menge Papierkram – bis zu 200 Stunden pro Tour an Vorbereitung. Eigentlich nix für einen Biker - aber die tollen Erlebnisse on the road und mit den Freunden entschädigen dafür, sagt Schwarz. „Am besten war ein Tourentag in den Rocky Mountains. Die Sonne ging morgens über einem See auf, wo noch Nebelschleier waberten – und plötzlich marschierten ein paar Elche über die Straße - sowas vergisst man nicht...“

40 bis 50 Rotarier touren meist für ein paar Tage zusammen. „Die Fahrer sind von Anfang 30 bis über 70. Da müssen die Touren anspruchsvoll und erholsam in einem sein. Wir wollen kein Raser-Verein sein, aber genauso wenig im Schneckentempo ums eigene Dorf rollen“, beschreibt Schwarz die Tourengestaltung, für die er stets kompetente Hilfe aus der ganzen Fellowship bekommt.

Spender finden

Zu den Aufgaben von Christoph Schwarz gehört es auch, Mitspender und Finanziers zu motivieren. Denn wie alle rotarischen Fellowships unterstützen die Biker einige Projekte, wie zum Beispiel die Hospizarbeit an einem deutschen Tour-Zielort oder eine Mädchenschule in Tibet. Jede Tour – ein Projekt. Manchmal auch mit Hands-on-Phase.

Die Tour-Kalender auf Schwarz’ Schreibtisch erzählen von beidem. Und gehen wegen ihrer großformatigen Fotos meist weg wie nix. Der Erlös fließt natürlich auch an Hilfseinrichtungen. „Was mich in der IFMR fasziniert, ist das Unterwegssein in Kombination mit den vielen Stopps, wo wir Gegenden, Leute und vor allem soziale Projekte kennenlernen. Und dann auch die kleinen Erlebnisse: Nachts hast Du Eis auf dem Sattel, tags werden es 40 Grad Celsius – wie 2014 in Colorado“, schwärmt er.

Auf nach Hamburg

In zwei Jahren wollen die Motorradfahrer eine Sternfahrt nach Hamburg machen – zur Convention. Mindestens 150 Fahrer und Fahrerinnen sollen es werden. Und da man schnell intensive Freundschaften im Kreis der Motorradfans aufbaut, wird es sicher genauso lustig wie zu den Ausflügen. Christoph Schwarz will dann ganz vorne mitfahren.

Aber eigentlich ist inzwischen sowieso klar: „Solange der Herrgott das will, fahre ich Motorrad.“ Traumziele gibt es noch einige: Südamerika, Kanada, Südafrika, Australien...


Christoph Schwarz arbeitet als Chef einer IT-Service- und Handelsgesellschaft für die Automobilwirtschaft. Er ist verheiratet, hat drei Söhne. Seit 2012 ist er Mitglied der IFMR – Chapter Österreich, Deutschland, Schweiz. Als Tourenmeister hat er seit 2017 den Hut für die Organisation der Touren auf, vorher war er zwei Jahre als Berichterstatter im Vorstand. Am Motorradfahren fasziniert ihn die „Quer- und Längsbeschleunigung“ sowie die Kurvenlage. Für 2018 hat er bereits elf neue Touren in Vorbereitung.