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Porträt

Von der Kleinstadt aufs internationale rotarische Parkett

Porträt - Von der Kleinstadt aufs internationale rotarische Parkett
Thomas Watzenböck nahm mit seinem Engagement für Rotary die Herausforderung „zum Dienen und zu effizienter Arbeit“ an. © Florian Generotzky

Thomas Watzenböck hat jung als Rotarier begonnen und eine Fülle von Funktionen und Aufgaben mit Begeisterung ausgefüllt

Viktor Hermann13.03.2018

Thomas Watzenböck (RC Kirchdorf/Krems), Jahrgang 1953, trat als 29-Jähriger dem Rotaryclub bei. Der Rechtsanwalt hat eine Fülle von internationalen Funktionen in der rotarischen Gemeinschaft übernommen und wurde mit der höchsten rotarischen Auszeichnung geehrt, dem "Service above Self Award".


Die Vita der meisten Rotarier liest sich interessant, manchmal spannend, hin und wieder auch aufregend. Vielen sind das Clubleben und die Aktivitäten dort eine schöne Ergänzung zu einem erfüllten, auch fordernden Berufsleben. Nur selten geschieht es, dass das rotarische Engagement in ein wahres Crescendo wächst mit immer weiter reichenden, immer größeren Aufgaben. Und dass der Mann dann auch noch so ruhig, so gelassen bleibt, so erdverbunden in seiner doch eher kleinräumigen Heimat wie dies bei Thomas Watzenböck der Fall ist.

Den vielen Aufgaben, das ist eine der vielen schönen Seiten in Rotary, steht innerhalb unserer weltumspannenden Organisation die entsprechende Anerkennung gegenüber. Und so ist es nicht verwunderlich, dass Thomas Watzenböck einer von nur wenigen österreichischen Rotariern ist, die vom RI-Präsidenten mit der größten Auszeichnung von Rotary International, dem Service Above Self Award, geehrt wurden.

Watzenböck war Anwalt in Kremsmünster und ist Rotarier im RC Kirchdorf an der Krems, also in einer Stadt mit gut viertausend Einwohnern. Der Drang zur Großstadt hat ihn nie gepackt. In der Kleinstadt aufgewachsen, blieb er als Anwalt auf dem Land, als er die Kanzlei des Vaters übernahm. Er ist dort fest verwurzelt und hat doch die kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Kontakte "gleich ums Eck" in Wels und Linz. Auch die kulturellen Zentren Salzburg und Wien mit ihren Theatern, Opern, Konzerten und Ausstellungen sind nicht weit. Im Beruf teilte er sich die Aufgabengebiete mit seiner Frau, ebenfalls Anwältin. Watzenböck: "Sie machte die Verträge und ich war zuständig, wenn's um streiten ging."

Watzenböck findet, dass Rotary mit seiner derzeitigen Strategie der Rekrutierung neuer Mitglieder zwangsweise den Weg in die Überalterung geht. Wenn die Leute erst mit 40 zum Klub stoßen, sind sie bei "normaler" rotarischer Karriere erst im fortgeschrittenen Alter Governor, ganz zu schweigen von den vielen internationalen Aufgaben, die dann noch zu übernehmen wären.

Er selbst wurde mit 29 Jahren Rotarier (1983), war 1988/89 Distrikt-Sekretär, noch ehe er 1991/92 Präsident seines Klubs wurde. Seine Funktionsperiode als Governor des Distrikts 1920 fiel in die Zeit, als nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Blocks Tschechien und die Slowakei zu diesem Distrikt gehörten. Schließlich war er jener Governor, der den Distrikt 2240 in Prag in die Eigenständigkeit entließ.

Seine rotarische Vita liest sich wie ein Handbuch der rotarischen Funktionen, national wie international. Dabei verstand er diese Tätigkeiten nie als "Ämter" sondern als Herausforderung zum Dienen und zu effizienter Arbeit. Er war unter anderem Vorsitzender des World Community Service District 1920, Vorsitzender des District Rotary Foundation Committees, Stiftungsrat der Stiftung "Der Rotarier" und damit wesentlich daran beteiligt, das Rotary Magazin zu einem erfolgreichen Mitgliedermagazin zu machen.

2002 führte er den Vorsitz beim Rotary Institute in Salzburg, das 500 Distriktgovernors vom Nordkap bis Südafrika zusammenbrachte. Er wirkte als Repräsentant von insgesamt vier RI-Präsidenten bei vier Distriktkonferenzen in Griechenland, Ungarn und Deutschland.

Sein ganzes Herzblut steckte Watzenböck in die Rotary Foundation. Er war 2007 bis 2010 Regional Rotary Foundation Coordinator Zone 14. In dieser Zeit schaffte er es, alle Distrikte der Zone zu besuchen. Er ist besonders stolz darauf, dass er in seiner Zone die Spenden auf knapp zwei Millionen Dollar angehoben hat.

Watzenböck hat sich zu all diesen durchaus herausfordernden Funktionen entschieden, weil er Rotary für "eine ganz, ganz tolle Organisation" hält, die sich für Menschen in Not gleich auf zwei Ebenen einsetzt: in der nächsten Umgebung, wo immer Bedürftigkeit zu finden ist, und international, wo nur eine große weltumspannende Organisation den Übeln Not, Krankheit und Unbildung entgegentreten kann. Und dabei ist Rotary eine schlanke Organisation, die den Aufwand für die Verwaltung äußerst gering hält. Watzenböck: "Bei der Foundation gehen fast 90 Prozent des Geldes direkt in die Projekte."

Watzenböck ist neben seiner beruflichen und rotarischen Tätigkeit auch noch Präsident eines Vereins namens Musica Kremsmünster, der eine Instrumentensammlung pflegt und Konzerte veranstaltet. Darüber hinaus gibt es eine gemeinsame Professur mit der Bruckner Universität in Linz und dem Mozarteum in Salzburg.

Viktor Hermann
Dr. Viktor Hermann, RC Salzburg-Residenz, war bis 2015 stellvertretender Chefredakteur der Salzburger Nachrichten, bis Oktober 2017 zuständig für die Sonntagsausgabe SNHD und noch bis 2019 Kolumnist der Zeitung.