ROTARY AKTUELL
Südstaaten-Charme und moderne Visionen
Die Rotary-Convention in Atlanta gab faszinierende Ein- und Ausblicke – technisch wie ideell. Viele Rotarier nehmen weit mehr mit als nur Bilder von dem Treffen
Wenn es an den Handgelenken von 20.000 Rotarier plötzlich Glühwürmchen-gleich anfängt zu blinken und zu leuchten, wenn rotarische Freunde mittels 3-D-Brillen ganz ungeniert in virtuelle Welten eintauchen oder per App ihren Zeitplan abrufen, dann ist das eher ungewöhnlich. Es könnte aber schon bald zum rotarischen Alltag gehören. Denn all diese Dinge konnte man auf der Internationalen Convention der Rotarier in Atlanta beobachten.
Die Gastgeber wollten zeigen, was ihre Region zu bieten hat – nicht nur honigsüße Jambalaya-Food und Bluegrass, nicht nur „Vom Winde verweht“, College-Football und das CNN-Hauptquartier, sondern auch neue Ideen, Technologien und gute Organisation. Über 35.000 rotarische Besucher wollten dabei sein und füllten die Gänge des riesigen Georgia World Congress Centers dennoch nur selten mit drangvoller Enge. Das riesige Gebäude in Atlantas Innenstadt bot den Rotariern aus insgesamt 130 Ländern jede Menge Raum für Treffen, Plenarsitzungen und informellen Austausch. Und gleichzeitig Schutz, als mitten an einem äußerst heißen Tag massive Platzregen vor den Augen der überraschten Gäste niedergingen.
Networking und Nachwuchsarbeit
Den Konferenz-Auftakt setzten wie üblich die Rotaracter. Ihre Pre-Convention widmete sich neben neuen Projektideen Fragen wie: Wie werden wir wahrgenommen? Wie können wir mit besserer Öffentlichkeitsarbeit unsere Manpower verstärken? Und wo hapert es beim Networking und besonders in der Zusammenarbeit mit den rotarischen Clubs? Erneut ein Thema war der Übergang zu den Rotariern. Dort sehen auch die RI-Amtsträger noch großen Nachholbedarf. Das Engagement der jungen Leute dürfe nicht versickern, hieß es auf allen Ebenen. Auch der scheidende RI-Präsident John F. Germ sieht eine Aufgabe für Rotary darin, an dieser Stelle endlich eine echte Verbindung herzustellen und Perspektiven zu eröffnen. Germ präsentierte sich während der Convention in ganz unterschiedlichen Rollen und tauschte häufig den Anzug gegen Shirt und Hose, zum Beispiel zum Drei-Kilometer-End-Polio-Run. Der Präsident hatte es sich nicht nehmen lassen, die wegen der Hitze sehr früh aufgestandenen Läufer und Walker persönlich ins Rennen zu schicken. Diese ließen den Tag vor allem fröhlich beginnen und kamen danach häufig mit den Passanten ins Gespräch. Denn viele der Bewohner von Atlanta hatten bis dahin nur das Rotary-Logo an ihrem berühmten Riesenrad wahrgenommen. So mancher Rotarier zitierte dann Präsident Germs Worte, der auf der Convention gestanden hatte: „Wenn ich nur ein einziges Leben ein bisschen besser machen kann, dann hat sich das Aufstehen gelohnt. Und das ist auch mein Ziel.“
Prominenz mit Engagement
Eindrucksvoll war in diesem Jahr erneut die Reihe der Gäste: Neben dem Bürgermeister von Atlanta Kasim Reed, Wrestler John Cena und Schauspieler Ashton Kutcher, die sich alle drei stark in Kooperation mit Rotary engagieren, fielen vor allem Keynote-Speaker auf, die eigene Erfahrungen mit Polio haben. So sprach die Ironman-Athletin Minda Dentler (USA) darüber, wie sie – von der Hüfte abwärts gelähmt – dennoch eines der ultralangen Triathlon-Rennen absolvierte und ihr Leben inzwischen ganz selbstverständlich lebt. Sie forderte von den Rotariern, auf keinen Fall nachzulassen im Kampf gegen die Krankheit. Yogini Ghadje aus Indien bekämpfte in und mit ihrer Familie die Auswirkungen von Polio so erfolgreich, dass sie für die rotarische Kampagne eine Million Euro spenden konnte. Außerdem stellen Staaten und Organisationen ebenfalls Geld bereit: insgesamt 150 Millionen Dollar. Die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung will die Summe wie gewohnt auf das Dreifache aufstocken. Mit dem Geld sind weitere Impfkampagnen geplant. Bill Gates gab aber zu: „Geld ist wichtig, mindestens genauso bedeutsam ist jedoch die Leadership der Rotarier, dass sie einfach Verantwortung übernehmen und aktiv werden.“ Zwischen Diskussions- und Aktionszeiten zog es die Rotarier vor allem ins House of Friendship – ein großer Markt der rotarischen Aktivitäten und Artikel. Während an einer Ecke gleich drei Draculas um Blutspenden für die gleichnamige Fellowship warben, präsentierte an anderer Stelle ein Hippo lebenswichtige Utensilien für die Wasserversorgung in Haiti. Aufmerksamkeit erhaschte – inmitten von unzähligen Fellowship- und Aktionsgruppen-Präsentationen, Pin-Verkäufern, Anbietern von Shirts und Hemden im All-Over-Rotary-Look oder Basketball-Stars mit Hang zu „Doing good“ – vor allem zwei Enkel von Paul Harris. Die beiden waren zur Convention gekommen, um eine neue Biographie über ihren Ahnen zu promoten. Und waren sich sicher: Das war bestimmt nicht unser letztes Mal in dieser bunten, großen Runde.
Bye-bye Atlanta, hello Toronto!
Ach und dann waren da ja noch die Kanadier. In großer Zahl angereist zeigten sie nicht nur, wo im Projektbereich ihre Stärken liegen. Sie sammelten bereits zahlreiche Anmeldungen für die Convention 2018 ein. Denn dann heißt es: Auf nach Toronto!
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