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Mehr Projekte

Mehr Projekte, höhere Budgets

Mehr Projekte - Mehr Projekte, höhere Budgets
In Amasamam nahe Accra, der Haupstadt Ghanas, entstand dank Rotary ein Waisenhaus mit Schule und Kindergarten. © Foto: privat

Vorstandsvorsitzender Sybe Visser informierte auf der Vertreterversammlung des Rotary Deutschland ­Gemeindienstes e.V. über die steigende Zahl von Global-Grant-Anträgen: Die Clubs trauen sich mehr zu.

01.11.2016

Nach mehr als vier Jahren Erfahrung mit dem Future-Vision-­Grant-System der Rotary Foundation haben die deutschen Clubs an Sicherheit bei der Beantragung und Durchführung von Global-Grant-­Projekten gewonnen. Wurden im rotarischen Jahr 2014/15 noch 55 Projekte mit einer För­dersumme von rund 2,8 Millionen Euro genehmigt, erhöhte sich die Projektzahl im rotarischen Jahr 2015/16 auf 67  mit einer Gesamtfördersumme von 5,6 Millionen Euro. Die einzelnen Projekt­volumen umfassten 2014/15 im Schnitt 50.900 Euro. 2015/16 erhöhten sich die jeweiligen Projektbudgets auf durchschnittlich 84.300 Euro. „Die Clubs trauen sich innerhalb des vorgegebenen Rahmens von Grant-Projekten mehr zu“, erklärt Sybe Visser, der Vorstandsvorsitzende des
Rotary Deutschland Gemeindienstes (RDG), die Entwicklung.

Projektmittel von insgesamt 4,5 Mil­lio­nen Euro wurden 2015/16 außerhalb Deutschlands eingesetzt. Die zehn bevorzugten Länder sind dabei Nigeria, Kenia, Südafrika, Republik Moldau, Nepal, ­Ghana, Tansania, Kongo, Ukraine und Brasilien.

Zuschüsse des Ministeriums
Für sechs internationale Projekte unter der Federführung deutscher Rotary Clubs wurden Zuschüsse in Höhe von 1,9 Millio­nen Euro durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) bewilligt. Auf der Vertreterversammlung machte Sybe Visser deutlich, dass mit diesen ­Geldern Verpflichtungen verbunden sind. Beispiels­weise muss bei der Förderung von Gebäuden deren zweckgebundene Nutzung über 30 Jahre sichergestellt sein.


Fördermittel

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) bezuschusst jährlich verschiedene rotarische Projekte. Die Clubs sollen aber nicht direkt das Ministerium kontaktieren, da alle Projekte über den Rotary Deutschland Gemeindienst (RDG) als Dachverband beantragt und ­abgewickelt werden müssen.

RDG vertritt die Clubs als Rechtsperson und prüft deren Vorschläge, ob sie die Kriterien für eine Förderung im Rahmen des Schwerpunkts „Private Träger“ erfüllen. Ziele dieser Projekte sollen sein: die Stärkung der lokalen Zivilgesellschaft  und der Aufbau nach­hal­tiger Strukturen in den Zielländern.

 Wichtige Kriterien für die Förderfähigkeit sind aktuell:

  • Innovationskraft und Relevanz der Projektidee,
  • Einbindung der Zielgruppe in Planung und Durchführung („partizipatorischer Ansatz“),
  • erfahrener lokaler Projekt­träger mit geeigneten Kapa­zitäten zur verantwortungsvollen Durchführung eines Projekts (Ownership),
  • messbare strukturbildende und nachhaltige Wirkung.


Wer sich zu einem Projekt mit Förderung durch das BMZ entschließt, verpflichtet sich damit, sich an die vorgegebenen Regeln zu halten. Dies ist mit Pflichten und Aufgaben verbunden, derer man sich vorher bewusst sein sollte. RDG wird laufend über die aktuellen Prioritäten in der Entwicklungshilfe informiert. Daher ist es sinnvoll, dass die Clubs das RDG-Büro schon bei der Projektplanung einbinden und sich informieren.
 
Kontakt: Yvonne Heimerdinger, Telefon: 0211/86 39 59-19
E-Mail: yvonne.heimerdinger@rdgduesseldorf.de


Vor diesem Hintergrund sollten Projektvorhaben immer komplett durchdacht und durchstrukturiert werden. Wichtig ist, Verantwortungen schriftlich an die Projektbegünstigten zu übertragen und eine Fortführung des Projektes so festzuschreiben, dass es nachhaltig wirkt. Darauf kommt es Rotary und dem BMZ an.

Klimawandel beachten
Sybe Visser stellte aus den gesammelten Erfahrungen ein Projektbeispiel besonders heraus. Es zeigt, dass nicht immer alle Eventualitäten schon im Vorfeld berücksichtigt werden können. So erlebte es ein Projektteam mit dem Bau eines Waisenhauses mit angegliederter Grundschule in Ghana.

Der Bau wurde auf einem gerodeten Urwaldstück errichtet. Im Frühjahr 2015 wurden das Gebäude und die Einrichtung in einer Feier an den Projektbegünstigten, einen katholischen Orden, überge­ben. Insgesamt 539.893 Euro hat das Bundes­ministerium in das Projekt investiert. Durch einen plötzlich auftretenden lokalen Tropensturm wurden am 5. März 2016 die erst im Vorjahr eröffneten Gebäude schwer beschädigt. Der Sturm hat unter anderem das Dach des Waisenhauses weggefegt. Die Räume waren nur noch eingeschränkt, einige gar nicht mehr nutzbar. Zudem stellte sich heraus, dass das Gebäu­de nicht versichert war. Auch die Eigentumsrechte und die damit verbundenen Pflichten waren nicht eindeutig geklärt. Die Instandsetzung des Gebäudes musste aber schnellstmöglich erfolgen, drohte doch durch das eindringende Regenwasser die Gefahr, dass die Gebäude noch stärker beschädigt würden, sogar so sehr, dass sie dann nicht einmal mehr zu sanieren ­wären.

Glücklicherweise konnte über einen Antrag auf Förderung für den Wiederaufbau an das Bundesministerium die notwendige Hilfe erfolgen, indem mit einer weiteren Investition in Höhe von insgesamt 116.000 Euro die Gebäude sachgerecht repariert wurden.

Gegen künftige Unwetter sind sie nun gewappnet, und der bereits angelaufene Betrieb des Waisenhauses und der Grundschule ist somit sichergestellt. Projektverantwortliche des Bundesministeriums sind der Auffassung, dass aufgrund des Klimawandels vermehrt mit solchen Naturereig­nissen zu rechnen ist. Initiatoren künftiger Projekte sollten deshalb unbedingt auf eine sturmfestere Bauweise achten.

Aktuell hat RDG stellvertretend für die Rotary Clubs insgesamt 14 Projekte mit über 8,9 Millionen Euro Projektvolumen beim Bundesministerium angemeldet. Im Janu­ar 2017 wird entschieden, für welche der vorgestellten Projekte die Anträge eingereicht werden dürfen.


Die Förderbilanz im Jahr 2015/2016
Auf der Vertreterversammlung des Rotary Deutschland Gemeindienstes (RDG) präsentierte RDG-Vorstandsvorsitzender Sybe ­Visser ein eindrucksvolles Zahlenwerk. Neben dem RDG-­Beirat waren 37 Vertreter aus 15 Distrikten gekommen und 28 Gäste aus der Projektarbeit, um sich über die Ergebnisse und Ereignisse des rotarischen Jahres 2015/16 zu informieren. Als inter­nationalen Vertreter von Rotary begrüßte Visser den ehemaligen Trustee und Weltpräsidenten RI, John Kenny (RC Grangemouth, Schottland), als aktuelles RDG-­Beiratsmitglied. Orscelik Balkan (RC Istanbul Karaköoy), ­Trustee der Rotary Foundation (TRF), vertrat in seiner Rolle als Liaison Officer zu RDG die informelle Beziehung zu TRF.

Über elf Millionen Euro Spendeneingänge wurden im vergangenen Jahr über die RDG-Konten gebucht.

Konstanter Zuwachs hieß die Devise, und so konnte das Spendenaufkommen der deutschen Distrikte für den ­Annual Program Fund mit 3,6 Millionen Euro beziffert werden, rund neun Prozent mehr als im Vorjahr.
Mit mehr als 1,2 Mil­lionen Euro erhielt das größte rotarische Projekt „End Polio Now“ ­Zuwachs im Zuwendungsvolumen, das sind über 260.000 Euro mehr im Vergleich zum Vorjahr.

Inte­ressant ist dabei, dass auch die Spenden Dritter zunehmen. Auch die Anzahl der beantragten internationalen Projekte, die mit Zuschüssen der Rotary Foundation gefördert werden, steigt weiter.

Im rotarischen Jahr 2015/16 konnte RDG die Verwaltungskosten mit 6,75 Prozent erneut niedrig halten. Der Überschuss wird, wie vom Beirat entschieden, den Distrikten wieder mit zwei Euro pro Mitglied für die Jugendarbeit zur Verfügung ­gestellt.

Für die Nachfolge des RDG-­Vorsitzenden von Oktober 2017 an liegen dem RDG-Beirat schon mehrere Bewerbungen vor. Den potenziellen Kandidaten wird er in ­einem Auswahlverfahren noch ermitteln.
Das rotarische Jahr 2016/17 steht ganz im Zeichen des 100. Geburtstags der Rotary Foundation: mehr Projekte und dazu mehr Spenden.