Neues vom RC Bröckedde - Folge 40
Dr Ur-Rotarier
Wo kommen wir her, wo gehen wir hin?", hieß der nachdenkliche Vortrag von Freund Vögele. Kassierer Knödler knurrte: „Ich komme aus meiner Kanzlei und da gehe ich auch wieder hin", doch Präsident Pröpcke wies ihn zurecht: „Lieber Freund, hier geht es um unsere Wurzeln!" Im Salon Hindenburg entspann sich eine lebhafte geschichtliche Diskussion, wobei Freund Munzinger Zweifel am Gründungsjahr von Rotary anmeldete: „1905? Das muss davor gewesen sein, schon wenn ich mir das Durchschnittsalter im Club ansehe."
Er hielt zwölf schwarze Hefte in Wachstuch hoch, die die Initialen „FK" trugen, und sagte ehrfürchtig: „In Chicago fand ich die Tagebücher Der Ur-Rotarier von Fritz-Otto Krümelein. Die Geschichte Rotarys muss neu geschrieben werden!" Freund Dr. Krümelein fragte: „Mein Ururgroßvater? Der Verschollene?"
„Genau der", sagte Wolpertinger und verlas Passagen aus den Tagebüchern. Bewegend, wie sich der kleine Fritz-Otto 1840 auf einen Dampfsegler Richtung New York begab, wie er über den schlechten Service im Zwischendeck klagte. Wie er als Hilfsmetzger in den Schlachthöfen von Chicago litt, um dann Unterstaatssekretär bei Lincoln zu werden, ehe er als Eisenbahnmagnat die Pazifikküste erschloss. Bröckedde ruhte stets in seinem Herzen, auch wenn er so beschäftigt war, dass er keinen Kontakt mehr mit der alten Heimat halten konnte.
1904 war Fritz-Otto reich und hochbetagt. In Chicago saß er gerne mit seinem Anwalt und guten Freund Paul Percy Harris zusammen, den ein hochherziges Projekt umtrieb. Er wollte unbedingt Rotary gründen, wusste aber nicht wie. „Wer hat ihm den Weg gewiesen?", fragte Wolpertinger rhetorisch in die Runde.
„Fritz-Otto", kam es von den Tischen zurück.
„Ja, so war es. Und wer hat das Rotary-Motto ,Selbstloses Dienen' erfunden?"
„Unser Fritz-Otto", schallte es durch den Salon Hindenburg.
Zufrieden klappte Wolpertinger die Tagebücher zu und konstatierte: „Fritz-Otto Krümelein war der Ur-Rotarier schlechthin." Dr. Krümelein, der Nachgeborene, hatte Tränen in den Augen: „Ich habe es lange gefühlt und ersehnt. Nun habe ich Gewissheit!"
Sein Antrag, die Rotary-Zentrale nach Bröckedde zu verlegen, wurde einstimmig angenommen.
„Machen wir Nägel mit Köpfen", sagte Pröpcke und initiierte die Gründung einer Historischen Kommission. Ihr Vorsitzender wurde Senator Prof. Dr. Dr. Wolpertinger von der Bröckedde-Akademie. Wolpertinger stieg tief in die Archive von Chicago, Evanston und Bröckedde. Ein Jahr später präsentierte er dem Club seine Forschungsergebnisse.
Er hielt zwölf schwarze Hefte in Wachstuch hoch, die die Initialen „FK" trugen, und sagte ehrfürchtig: „In Chicago fand ich die Tagebücher Der Ur-Rotarier von Fritz-Otto Krümelein. Die Geschichte Rotarys muss neu geschrieben werden!" Freund Dr. Krümelein fragte: „Mein Ururgroßvater? Der Verschollene?"
„Genau der", sagte Wolpertinger und verlas Passagen aus den Tagebüchern. Bewegend, wie sich der kleine Fritz-Otto 1840 auf einen Dampfsegler Richtung New York begab, wie er über den schlechten Service im Zwischendeck klagte. Wie er als Hilfsmetzger in den Schlachthöfen von Chicago litt, um dann Unterstaatssekretär bei Lincoln zu werden, ehe er als Eisenbahnmagnat die Pazifikküste erschloss. Bröckedde ruhte stets in seinem Herzen, auch wenn er so beschäftigt war, dass er keinen Kontakt mehr mit der alten Heimat halten konnte.
1904 war Fritz-Otto reich und hochbetagt. In Chicago saß er gerne mit seinem Anwalt und guten Freund Paul Percy Harris zusammen, den ein hochherziges Projekt umtrieb. Er wollte unbedingt Rotary gründen, wusste aber nicht wie. „Wer hat ihm den Weg gewiesen?", fragte Wolpertinger rhetorisch in die Runde.
„Fritz-Otto", kam es von den Tischen zurück.
„Ja, so war es. Und wer hat das Rotary-Motto ,Selbstloses Dienen' erfunden?"
„Unser Fritz-Otto", schallte es durch den Salon Hindenburg.
Zufrieden klappte Wolpertinger die Tagebücher zu und konstatierte: „Fritz-Otto Krümelein war der Ur-Rotarier schlechthin." Dr. Krümelein, der Nachgeborene, hatte Tränen in den Augen: „Ich habe es lange gefühlt und ersehnt. Nun habe ich Gewissheit!"
Sein Antrag, die Rotary-Zentrale nach Bröckedde zu verlegen, wurde einstimmig angenommen.
Alexander Hoffmann (RC Frankfurt/Main-Römer) ist korrespondierendes Mitglied des RC Bröckedde. Nach langen Jahren als politischer Redakteur bei namhaften Tageszeitungen (zuletzt "Süddeutsche Zeitung") ist Hoffmann heute als Unternehmensberater tätig. Daneben zahlreiche Sachbuchveröffentlichungen zu den Themen Zeitgeschichte und Medizin sowie satirische Beiträge für den Rundfunk. Dem satirischen Düsseldorf-Roman "Der Wolkenschieber" folgten 2019 der Krimi "Hopfen, Malz & Blut" und 2020 der Krimi "Phantom im Wiehengebirge". 2021 erschienen der Krimi "Bommfördes Erbe" und der Roman "Brillanter Abgang". 2022 folgte der Wirtschaftskrimi "Mainopoly". 2023 erschienen der Krimi "Tödliche Eisernte" und die Katzennovelle "Der Chef bin ich".
Copyright: privat www.hoffmannschreibt.de
Copyright: privat www.hoffmannschreibt.de
Weitere Artikel des Autors
11/2024
Der erschöpfte Rotarier
10/2024
Großgreifer entkommt keiner
9/2024
Der zweite Lebensbericht
8/2024
Dinner for One
7/2024
Auf dem Boden der Tatsachen
6/2024
Fossilien-Runde
5/2024
Das Alphatier
4/2024
Die Bardolino-Affäre
3/2024
Der Knopflochrotarier
2/2024
Fünf Sterne
Mehr zum Autor