Der Zahnarzt kommt im Bus
Eine rollende Zahnarztpraxis auf dem Dach der Welt steht dank des Engagements des Rotary Clubs Pirmasens-Südwestpfalz kurz vor dem Start.
Im Auftrag einer Hilfsorganisation kam der Pirmasenser Zahnarzt Michael Menzel 2017 nach Ladakh, Indiens nördlichsten Bundesstaat, auf 3500 Meter Höhe im Himalaya und beliebtes Ziel für Weitwanderreisen. Dafür hatte der Mediziner jedoch kein Auge, vielmehr stellte er fest, dass Menschen mit Zahnschmerzen notgedrungen ebenfalls wandern mussten und oftmals drei bis vier Tage unterwegs waren, um zum nächsten Zahnarzt zu kommen.
Damals reifte der Gedanke, in diesem "zahnärztliche Notstandsgebiet" zu helfen. Das Projekt "mobile Zahnbehandlung" nahm seinen Lauf. Rotarier Michael Menzel begeisterte seinen Club, der allein 10.000 Euro aufbrachte, sammelte Spenden und reiste immer wieder nach Ladakh, um sich persönlich davon zu überzeugen, wie aus einer Idee Realität wurde. Ein geländegängiger Bus, zu einer rollenden Zahnarzt-Praxis umgebaut, wurde in Ambala in der Ganges-Ebene gekauft und hinauf nach Ladakh gebracht – 1000 Kilometer entfernt in ein "Basislager", in dem ein wichtiger Verbündeter lebt: der buddhistische Mönch Lama Konchok Samten, der seit 20 Jahren auch in einem buddhistisch-tibetischen Zentrum in Deutschland Meditationen leitet.
In der Nähe der Hauptstadt Leh hat er ein Waisenhaus mit Internat gegründet. Bereits im Grundschulalter erfahren die Kinder nun etwas über Zahnhygiene. Der Mönch plant die Einsätze der rollenden Praxis und ist Kontaktperson für die Kommunikation mit den Behörden vor Ort. Die regionale Regierung übernimmt die Kosten des Fahrers und die Bereitstellung medizinischen Personals. Hilfe kommt auch vom indischen Rotary Club Bangalore Brigades.
Auf 120.000 Euro hat Michael Menzel anfänglich die Kosten für das Projekt beziffert: Geld, das für zahnärztliche Instrumente, die Sanitäranlage im Bus und Material nötig war. 130.000 Euro flossen mittlerweile an Spendengeldern. Der Mediziner verbringt regelmäßig seinen Jahresurlaub im Himalaya. "Fast alle Kinder dort haben Karies und schlimme Entzündungen der Mundschleimhaut, fast alle Menschen abgestorbene und abgebrochene Zähne", schildert er die Situation. Auch zahnmedizinische Fachkräfte aus der Region sollen nun ausgebildet werden. "Ladakh ist ein spezielles Fleckchen Erde, da muss man sich gut mit den örtlichen Begebenheiten auskennen", sagt Menzel.
Eigentlich sollte der Bus schon seit Oktober rollen, aber weil nicht rechtzeitig alles fertig war, ist die offizielle Einweihung nun für das Frühjahr geplant. Michael Menzel wird natürlich dabei sein. Aber er hofft auch, Kolleginnen und Kollegen für einen zwei- bis dreiwöchigen ehrenamtlichen Aufenthalt im "Dental Camp" von Ladakh begeistern zu können.
Weitere Informationen unter www.mobile-zahnarztpraxis-ladakh.de
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