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Kassel

„Die Katastrophe ist unermesslich: Die Erde donnert, die Gebäude kreischen“

Kassel - „Die Katastrophe ist unermesslich: Die Erde donnert, die Gebäude kreischen“
Rotary packt an: Bertram Hilgen, Bernd Leifeld und Mehmet Güler verladen Sachspenden im Daimler-Achswerk in Kassel-Rothenditmold. © Patrick Schäfer

RC Kassel und Kassel-Wilhelmshöhe spenden mehr als 20.000 Euro für Erdbebenopfer.

Claus Peter Müller von der Grün27.02.2023

Die Rotary Clubs Kassel und Kassel-Wilhelmshöhe unterstützen die Hilfe für die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien mit mehr als 20.000 Euro. Jeder Club spendete 10.000 Euro. Hinzu kommt eine Hochleistungsbatterie im Wert von 2500 Euro, die ein Mitglied des RC Kassel gespendet hat. Hendrik Terheyden, Präsident des RC Kassel-Wilhelmshöhe, spricht von einem Akt der Nächstenliebe. Bertram Hilgen, Präsident des RC Kassel, will mit der Spendenaktion ein Zeichen setzen, dem sich noch weitere Clubs, Einzelpersonen und Unternehmen anschließen mögen. Er fordert die Empfänger der Hilfsmittel und die politisch Verantwortlichen in den jeweiligen Ländern auf, beim Wiederaufbau die Regeln für erdbebensicheres Bauen zu beachten: „Das Beben ist eine Naturkatastrophe. Aber nicht das Beben an sich, sondern vor allem die einstürzenden Bauwerke wurden für ungezählte Menschen, von denen noch immer viele unter den Trümmern zu vermuten sind, zum Verhängnis.“

Damit die Hilfe auch wirklich bei den Betroffenen ankommt, gehen 7500 Euro an die „Ärzte ohne Grenzen“ für die Hilfe in Syrien und 5000 Euro an das Deutsche Rote Kreuz für die Hilfe in der Türkei. Weiterhin haben die Freundinnen und Freunde des RC Kassel Hilfsgüter wie Schlafsäcke, Isoliermatten, Hygieneartikel und Babynahrung im Wert von 7500 Euro gekauft, die mit einem Transport aus dem Daimler Achswerk in Kassel in die Türkei geliefert werden.

Daimler fährt Rotary-Sachspenden in die Türkei

In den deutschen Produktionswerken hat der Fahrzeughersteller vom 20. bis zum 23. Februar Flächen zur Verfügung gestellt, auf denen jene Hilfsgüter gesammelt wurden, die zuvor die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gekauft und mitgebracht hatten. Aus jedem deutschen Produktionswerk fuhr ein Sattelauflieger ins Lastwagenwerk nach Wörth, wo die Hilfsgüter aus allen Werken sortiert und wiederum auf eigene Fahrzeuge verladen wurden, die die Waren – und damit auch die Hilfsgüter aus Kassel – nun in die Türkei fahren. Auch hier sitzen Fahrer aus der eigenen Belegschaft am Steuer.

Hilfe aus Kassel in den sozialen Medien

Die Nachricht von der Hilfe aus Kassel zirkuliert unterdessen schon in den sozialen Medien auf türkisch. Mehmet Güler vom RC Kassel hat sie gepostet. Ihn hat die Naturkatastrophe zwar nicht unmittelbar, aber mittelbar hart getroffen. Seine Heimatstadt und sein Elternhaus seien zerstört, Angehörige gestorben, berichtet Mehmet Güler. Es sei davon auszugehen, dass das Erdbeben 80.000 oder sogar 100.000 Todesopfer gefordert haben werde. Die Krankenhäuser im ganzen Land seien mit aktuell 180.000 verletzten Menschen hoffnungslos überlastet. „Man weiß auch, dass die Millionen-Metropole Istanbul von einem großen Beben bedroht ist. Es ist also nicht die Frage ob, sondern wann es ausgelöst wird.“

Die Menschen helfen einander in Angst und in der Kälte

Mehmet Güler berichtet von der Hilfsbereitschaft der Menschen untereinander. Die Temperaturen in der Osttürkei und Nordsyrien fielen bis auf minus 15 Grad in der Nacht, und der Schnee vergrößere die Not. Aus Angst vor weiteren Beben übernachteten zahlreiche Menschen im Auto oder im Freien. Viele seien zu Angehörigen geflohen. Mehmet Güler hat von Verwandten erfahren, dass in manchen Häusern mit etwa 80 Quadratmeter großen Wohnungen nun vor der Tür 20 bis 25 Paar Schuhe stehen, weil so viele Menschen dort bei den Verwandten Zuflucht suchen. Mehmet Güler schildert: „Die Katastrophe ist unermesslich. Das erste Beben war verheerend, das zweite endgültig zerstörend: Die Erde donnert, die Gebäude kreischen in ihren Konstruktionen, die von der Kraft des Bebens hin und her geschoben werden. Das Ausmaß der Zerstörung ist unvorstellbar groß, aber auch die Hilfsbereitschaft in der Türkei. Die Hotelbesitzer stellen kostenlos ihre Unterkünfte zur Verfügung.“

Claus Peter Müller von der Grün

Claus Peter Müller von der Grün ist Journalist. 1960 in Kassel geboren kehrte er — nach dem Studium in Dortmund und verschiedenen beruflichen Stationen in Dortmund, Düsseldorf und Frankfurt — nach der Wiedervereinigung nach Kassel zurück. Dem RC Kassel-Wilhelmshöhe gehört er seit dem Jahr 2000 an. Im Jahr 2013/14 war er Präsident seines Clubs. Sowohl im Club, als auch auf der Distriktebene war er schon mehrfach in Sachen der Kommunikation aktiv, derzeit ist er Distriktberichterstatter von D1820.