Distrikt
Gerettetes Denkmal
Auch für Kulturdenkmäler in Not haben Rotarier ein Herz. Der RC Erbach-Michelstadt hat den Einbau neuer Fenster für eine denkmalgeschützte Friedhofskapelle aus dem 18. Jahrhundert ermöglicht.
"Die Kapelle hatte keine Augen, jetzt hat sie ein Gesicht." Auf diese anschauliche Formulierung bringt es Jürgen-Friedrich Kammer, der als Mitglied des Denkmalbeirats des Odenwaldkreises die Erneuerung der sechs Fenster in der Kapelle betreut hat. Auf dem wohl bereits um 1620 angelegten Friedhof auf der Sensbacher Höhe (heute Stadt Oberzent, Odenwaldkreis) ruhen die Grafen von Erbach-Fürstenau, aber auch der 1977 von der RAF ermordete Jürgen Ponto. Die Kapelle in ihrer heutigen Gestalt stammt aus dem Jahr 1744. Ihre Fenster waren so verwittert, dass eine Erneuerung dringend geboten war. Aspekte des Denkmalschutzes machten es erforderlich, eine Fachfirma aus dem baden-württembergischen Meckesheim zu beauftragen. Obendrein hatten alle der sechs Fenster eine je eigene Größe, was eine individuelle Maßanfertigung jedes einzelnen bedeutete.
30.000 Euro Einzelspende
Möglich wurden Fertigung und Einbau der neuen Fenster durch die Spende über 30.000 Euro von Rotary-Ehrenpräsident Walter Wasserbäch (Oberzent). "Ein freudiger Anlass an einem eigentlich traurigen Ort", betonte Roger Frohmuth, der derzeitige Präsident des Rotary Clubs Erbach-Michelstadt, bei der Fertigstellung. Als Beerfelder Pfarrer kommt er zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen naturgemäß öfter auf den idyllisch gelegenen Friedhof und nutzt dabei immer auch die Kapelle. Christian Kehrer, der Bürgermeister der auch für das Baudenkmal verantwortlichen Stadt Oberzent, freute sich besonders über das glückliche Zusammenwirken mehrerer bei diesem Projekt und dankte dem großzügigen Spender Walter Wasserbäch, dem Denkmalschützer Jürgen-Friedrich Kammer als bauhistorisch kompetentem Ansprechpartner sowie Pfarrer Roger Frohmuth, der die Beteiligten zusammengeführt und das Projekt koordiniert hat. "Ein wirkliches Schmuckstück", befand Kehrer beim Ortstermin auf dem Friedhof.
Die Rahmen der neuen Fenster bestehen aus Eichenholz, die Beschläge wurden von einer spezialisierten Firma nahe Salzburg eigens handgeschmiedet: "Weil es so etwas sonst nirgendwo gibt", erklärte Denkmalschützer Kammer. Über die Kapelle, die in ihrem Baustil "klares 18. Jahrhundert" repräsentiere, seien schwere Zeiten hinweggegangen. In der Vergangenheit habe man auch bei Renovierungen oftmals sparsam sein müssen, manches nur notdürftig instandgesetzt. "Jetzt ist es, im Hinblick auf die Fenster, wieder, wie es war."
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