Rotarische Denkfabrik
Keine Angst vor Künstlicher Intelligenz
Rotarische Denkfabrik des RC Braunschweig: KI wird nützlich sein, aber die Schätze des menschlichen Geistes müssen vor digitaler Bequemlichkeit geschützt werden, so der Tenor.
Ein komplexes Thema und drei hochkarätig besetzte Veranstaltungen binnen drei Wochen, noch dazu außerhalb des geregelten Turnus' der rotarischen Meetings: Das klingt nicht nach einem Selbstläufer. Am Ende wurden die beiden Motoren der Idee "Rotarische Denkfabrik" für ihren Mut belohnt – mit großem Interesse bei allen Braunschweiger Rotary Clubs, von Rotaract und Inner Wheel, durch tiefe Einsichten und angeregte Diskussionen.
Künstliche Intelligenz gilt als entscheidendes Zukunftsthema. Für den Rotary Club Braunschweig stand fest: Rotarier sollten sich ihm stellen. Ursula Hellert, eine Autorität in Sachen Hochbegabtenförderung, startete die Initiative und Präsidentin Bettina Wieneke griff sie mit beiden Händen auf. Am Ende war deutlich geworden: Wer KI für eine Frage von Computerprogrammierung und Rechenleistung hält, greift deutlich zu kurz. Und wenn wir Menschen unsere eigenen Entwicklungschancen nutzen wollen, dürfen wir uns nicht in eine Abhängigkeit von den Maschinen begeben. Zu den Erträgen der drei Abende gehört denn auch, dass die menschlichen Intelligenz-Potenziale ein Schatz sind, den zu heben es sich lohnt.
Ursula Hellert selbst packte das Thema als Referentin bei den Wurzeln: Intelligenz, natürlich oder künstlich, sei nichts anderes als Problemlösungskompetenz. Intelligenz sei nicht einfach etwas, was mit einem Mal da ist und sich nicht verändert: "Lernen heißt, Intelligenz in Wissen zu investieren." Die Fähigkeit zum Lernen ist demnach nicht auf besonders intelligente Menschen beschränkt, sondern bietet allen eine Chance, ihre Fähigkeiten auszubauen – und damit intelligenter zu werden.
Menschliche Fähigkeiten können und dürfen nicht einfach durch Maschinen ersetzt werden. Dieser Überzeugung ist mit Prof. Martin Korte von der Technischen Universität Braunschweig auch ein führender Hirnforscher. In seiner Gegenüberstellung von Mensch und Maschine schnitt der Mensch so schlecht nicht ab. Maschinen könnten zwar Daten strukturiert abgleichen und daraus logische Schlüsse ziehen. Ihre Möglichkeiten endeten aber dort, wo rasche Adaption an unvorhergesehene Umstände nötig ist. Wie Hellert plädierte auch Korte dafür, den menschlichen Geist zu fordern und zu entwickeln. Seine These: Wer Zusammenhänge erkennen will, braucht Wissen. Wissen, das im Gehirn gespeichert ist, nicht auf einem Server.
Genug Stoff zum Nachdenken, ergänzt durch eine Kino-Privatvorstellung von Maria Schraders preisgekröntem Film "Ich bin Dein Mensch". Da verliebt sich eine Wissenschaftlerin in den humanoiden Roboter "Tom" - denn der ist besser als jeder Mann in der Lage, Antworten auf die Bedürfnisse der jungen Frau zu geben…
Armin Maus