Distrikt 1841
„Wir haben eine größere Sensibilität für Muslime“
Der ehemalige internationale Direktor des Jesuitenflüchtlingsdienstes Pater Peter Balleis SJ war zu Gast beim RC Dillingen/
Donau und referierte zum Thema Integration von Flüchtlingen.
In 45 Ländern ist der JRS (Jesuit Refugee Service) weltweit tätig. Mindestens die Hälfte davon besuchte Peter Balleis als internationaler Direktor von JRS von 2007 bis Oktober 2014 jährlich. Er erlebte unter anderem, wie ein Kollege von ihm 264 Tage in Gefangenschaft der Taliban war, und betreute gemeinsam mit seinen circa 1500 Mitarbeitern rund 150.000 Flüchtlinge, Binnenflüchtlinge und Asylbewerber.
Bei einer Informationsveranstaltung des RC Dillingen/Donau berichtete er über seine Erfahrungen und die Bedeutung von Bildung für Integration. Erste Bekanntschaften mit dem Thema „Flüchtlingswelle“ machte er Ende 1994 nach dem Völkermord in Ruanda und übernahm zum ersten Mal innerhalb der JRS eine Position in Tansania. Zuvor war er nach seinem Studium der Philosophie und Theologie an der Ludwig-Maximilian-Universität an verschiedenen Stationen als Missionar in Afrika tätig. In Ruanda wurde er dann erstmals mit der Tatsache konfrontiert, dass Kultur und kulturelle Identität eine mitunter wichtigere Rolle für Menschen und Völker spielen. Die Schwerpunkte der Arbeit des JRS liegen in den Bereichen Bildung, Nothilfe, Gesundheitswesen und soziale Dienste. Mit den Flüchtlingen tauschte Balleis sich aus, hörte sich ihre ganz persönlichen Geschichten an und versuchte, so deren Ängste, die der heimischen Bevölkerung und die Probleme der deutschen Politik besser zu verstehen.
Bei der Veranstaltung spricht er über „Globale Flüchtlingsströme – Chancen durch Bildung“. „Wir können nur mit der Jugend die Zukunft Syriens bauen.“ Deutschland mache außerdem vieles gut, dass man die Flüchtlinge zum Beispiel in Wohnungen und nicht in Lager stecke. „Das habe ich sonst nirgendwo auf der Welt erlebt.“
Aufruf an Christen
Zusammenfassend schildert Balleis: „Derzeit steht die Politik Deutschlands und Europas hilflos vor dem Drama der politischen und humanitären Katastrophe Syriens, dem Versinken der Zentralafrikanischen Republik im Chaos der Unregierbarkeit oder dem Zerbrechen des Südsudan im Bürgerkrieg zwischen den Führern zweier Stämme.“ Aber die interreligiöse Dimension des Flüchtlingsdramas im Nahen Osten und in Nordafrika sei auch eine große Herausforderung und Chance.
Gerade Christen seien aufgefordert und befähigt, mit islamischen Flüchtlingen umzugehen und sie aufzunehmen. „Als Gläubige haben wir eine größere Sensibilität für Muslime, denen ihr Glaube viel bedeutet“, hob Balleis hervor.
Weitere Meldungen aus dem Distrikt finden Sie unter rotary.de/distrikt/1841