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Deutsch-türkische Manege in Hatay

Zirkus ohne Grenzen

Deutsch-türkische Manege in Hatay - Zirkus ohne Grenzen
Buchstäblich Flagge zeigte Rotary bei dem Zirkus-Projekt in der türkischen Region Hatay. © D1800 (alle Fotos)

Rotary beteiligt sich an den Kosten für ein Zirkus-Projekt in der von dem schweren Erdbeben 2023 betroffenen Region Hatay in der Türkei.

06.05.2025

Ein buntes großes Zirkuszelt, in allen Regenbogenfarben strahlend unter mediterraner Sonne. Es wölbt sich auf einer grünen Spielfläche vor breitem Sandstrand. Dahinter glitzert das Mittelmeer in blau und türkis. Helle Kinderstimmen erfüllen das von ihnen selbst aufgebaute Zelt mit fröhlichem Lachen. Die Gruppe aus 16 deutschen und 38 türkischen Kindern wird von Thomas Jansen aus Krefeld angeleitet. Er ist ein erfahrener Zirkuspädagoge, angereist mit vier Kolleginnen und Kollegen in Begleitung der deutschen Kinder aus Krefeld. Die türkischen Kinder kommen aus vier örtlichen Schulen. Gemeinsam trainieren sie für eine Zirkusaufführung vor großem Publikum. In nur drei Tagen muss die Show "stehen".

Die Kinder aus Deutschland und der Türkei, die sich zuvor nicht kannten, wirken von den ersten Minuten an fantastisch miteinander zusammen. Schon nach kurzem Training werfen sie sich geschickt Jonglierbälle zu oder fangen drehende Teller mit biegsamen Stäben auf, balancieren akrobatisch auf rollenden Fässern oder bauen sich zu dreistöckigen Menschengruppen auf.

Verheerendes Erdbeben erschüttert Region Hatay

Schauplatz für den deutsch-türkischen Zirkus ist das Küstenstädtchen Samandağ in der Region Hatay am östlichen Rand des Mittelmeers. Hatay ist eine der wichtigsten kulturhistorischen Regionen der Welt, voll mit archäologischen Zeugnissen aus hellenistischer, römischer, arabischer und osmanischer Zeit. Hauptstadt ist Antakya, das antike Antiochien am Fluss Orontes, gegründet im Jahr 307 vor Christus.

Heute ist Hatay schwer gezeichnet von dem verheerenden Erdbeben, das den Südosten der Türkei am 6. Februar 2023 erschüttert hatte. Mindestens 60.000 Menschen starben, viele trugen bleibende körperliche Schäden davon. Die wunderbare Altstadt im Zentrum von Antakya ist zerstört, wie viele andere Städte auch. Die meisten Einwohner sind noch schwer traumatisiert. Viele verloren ihre Häuser oder Wohnungen und hausen beengt in Containerdörfern zwischen Trümmerfeldern, Ruinen und Neubaugebieten. Auch ein Teil der türkischen Kinder lebt noch in Containerdörfern. Wann sie wieder in feste Wohnungen ziehen dürfen, wissen sie nicht.

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Einstimmung auf die Vorstellung

Die mobile Zirkus-Spielaktion, ein gemeinsames Projekt von Rotary, dem Verein "Schwesterherzen" und dem Spielmobil "Mobifant" aus Krefeld, fand während der deutschen Osterferien statt. Gemeinsam lernen die Kinder dabei nicht nur kleine Kunststücke für den Zirkus, sondern auch das Zusammenwirken in der Gruppe über sprachliche und kulturelle Grenzen hinweg. So entstehen Bindungen und Freundschaften, die bleiben werden. So wie das Projekt.

Zirkus und Spieleausrüstung bleiben vor Ort

Wichtigstes Ziel ist die Gründung einer festen Partnerschaft mit der Region Hatay um den "Zirkus ohne Grenzen". Daher verbleiben das aus Krefeld mitgebrachte Zelt und die Spieleausrüstung in Hatay – unter Aufsicht des Rotary Clubs Defne (Hatay). Zugänglich für alle, die es nutzen wollen wie die Stadt Samandağ und eine Reihe von Schulen. Auch Lernspiele sind dabei, hergestellt vom zweisprachigen Pädagogen Prof. Dr. Hasan Coşkun aus Ankara. Sie bleiben bei Partnerschulen in Hatay. Lehrerinnen und Lehrer sind "angelernt", damit auch sie künftig Zirkus-Projekte durchführen und ihr Wissen an weitere Personen weitergeben können. Für Nachhaltigkeit sorgen außerdem eine Gegeneinladung der türkischen Kinder nach Krefeld für kommendes Jahr und ein zweiter Samandağ-Aufenthalt durch die Zirkusschule "Seifenblase e.V." aus Oldenburg.

Rotary übernimmt Kosten für Unterkunft und Verpflegung 

Die Finanzierung des Projekts wird aufgeteilt: "Schwesterherzen" und die Aktion "Mobifant" aus Krefeld übernehmen Ankauf des Zirkuszelts mit Spieleausstattung und Finanzierung der Flugkosten für die Kindergruppe. Rotary bringt die Ausgaben für Unterkunft, Verpflegung und Reisebus auf. Als Mitglieder des Rotary Intercountry Committees (ICC) Deutschland-Türkei sorgen der Vorsitzende Thomas König aus Hameln, Schatzmeister Rüdiger Schönfeld aus Westerstede und Johannes Regenbrecht aus Berlin für die Logistik vor Ort und helfen bei der Betreuung der Kinder.

Ohne die unermüdliche Mitarbeit der begleitenden rotarischen Freundin Berfin Seydan vom RC Istanbul-Şişli, von morgens früh bis abends spät im Einsatz, hätte aber alles nicht oder bei Weitem nicht so gut geklappt. Wichtige Unterstützung bei der Vorbereitung leisten Ilkay vom RC Defne und Yasin von einem der Istanbuler RC, wie auch Akif Hilal Öztürk vom ICC, der das Projekt in Rotary hineingetragen hatte. Entscheidend für den Erfolg ist das großartige örtliche Kontaktnetz des Vorsitzenden Thomas König, geknüpft bei seinen zahlreichen bisherigen Reisen in die Region.

Zirkus-Vorführung beeindruckt Jung und Alt

Zurück zur Zirkuswoche: Nach drei Tagen intensiven Trainings kam der große Tag der Vorführung. Hunderte von Besuchern, darunter Eltern, Freunde und Verwandte, Lehrerinnen und der Bürgermeister von Samandağ, waren begeistert von den engagierten Vorführungen der Kinder. Das großartige Zirkusfest klang mit deutsch-türkischen Tänzen und einer gemeinsamen Polonaise aus. Eine wunderbare Begegnung, die bei allen, auch den Erwachsenen, tiefe Spuren hinterlassen wird!

Johannes Regenbrecht