Neues vom RC Bröckedde - Folge 29
Auf dem Weihnachtsmarkt
Exakt 15 Grad minus, kein Mensch auf den Gassen und ein arktischer Wind, der durch alle Ritzen des Holzstandes pfiff – doch drei Rotarier zeigten auf dem Weihnachtsmarkt in der Altstadt von Bröckedde weiter Flagge. Präsident Pröpcke wärmte die Hände am gusseisernen Behälter für den Glühwein, Kassierer Knödler fror langsam an einem Holzpfosten fest und Vortragswart Müller hockte in einer Ecke, wo er stoisch ein Buch über die letzten Stunden von Captain Scott am Südpol las. Alles für PolioPlus.
Als der Präsident Monate zuvor das Projekt Weihnachtsmarkt ausgerufen hatte, waren alle begeistert gewesen. Glühwein sollte verkauft werden für einen guten Zweck, dazu elsässischer Flammkuchen und alle 70 Mitglieder wollten sich abwechseln mit dem Standdienst. Nach Eröffnung des Weihnachtsmarkts teilten sich immerhin 15 Freunde die Präsenz am Stand, dann fiel die Zahl, parallel zum Absturz der Temperaturen, auf drei. Präsident Pröpcke gestand seiner Frau: »Wir wollten unser Bestes geben, aber es wurde wie immer.«
Müller hatte aus dem Elsass-Urlaub einen kastenförmigen Ofen mitgebracht und Rezepte für den Flammkuchen. Doch der kam irgendwie nur als eine Art Bröckedde-Döner aus dem Ofen und verkaufte sich schleppend. Wenigstens brachte der Glühwein etwas in die Kasse. Schon, weil Müller für das Basisgetränk einen Restposten Donaublut sehr günstig erworben hatte.
Doch nun die Kälte. Freund Müller blickte von seinem Buch auf: »Wenigstens hilft uns der Elsass-Ofen, zu überleben.« Knisternd löste sich Freund Knödler von seinem Pfosten und beäugte ein Kistchen am Boden der Hütte: »Da ist noch Nachschub für den Glühwein. Eine milde Gabe, die uns Freund Munzinger über seine Haushälterin schicken ließ. Schätze, was ähnliches wie Donaublut.«
Als er das Kistchen geöffnet hatte, glänzten jäh seine Augen. Sorgsam streichelte er die angestaubten Flaschen und rief: »Da hat sich die Haushälterin aber vertan. Drei Flaschen Château Mouton Rothschild von 1945, Premier Cru. Einer der besten Jahrgänge aller Zeiten.«
Die Temperatur fiel auf 17 Grad, aber die drei waren plötzlich bester Laune. Fröhlich hob Pröpcke sein Glas: »Es geht doch nichts über einen schönen Hüttenabend. Und eine Premier Cru – Präsenz kriegen wir noch dazu.«
Das mit dem Château Mouton Rothschild sprach sich herum. Am nächsten Tag meldeten sich über 20 Freunde zum Standdienst. Aber da war nur noch Donaublut übrig.
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