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Standpunkt

Herzblut für die Rotary Foundation – Fehlanzeige?

Standpunkt - Herzblut für die Rotary Foundation – Fehlanzeige?
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Wir sind eine internationale Organisation – das vergisst so mancher Club.

Gerhard Lintner01.04.2020

Leider werden sehr häufig Mittel und Zweck der Rotary Foundation innerhalb von Rotary International nicht klar genug ausgesprochen. Dabei ist die Definition einfach: Der Zweck von Rotary ist es, „Gutes in der Welt zu tun“ – und die Foundation ist das Mittel dazu.

In den 15 Distrikten Deutschlands gibt es derzeit circa 1100 Clubs. Rotary International bittet darum, dass alle Clubs pro Mitglied 100 Dollar pro Jahr in „Every Rotarian – Every Year“ (EREY) spenden mögen. Leider vergeblich, tatsächlich spendet ein Viertel der deutschen Clubs weniger als 50 Dollar. Nur ein Drittel zahlt 100 Dollar oder mehr in die Gemeinschaftskasse.

Keine Kontakte, wenig Spenden

Bei Analyse der Distriktüberweisungen fällt auf, dass genau die Rotary Clubs, die wenig oder nichts spenden, im Großen und Ganzen dieselben Clubs sind, die keinerlei internationale Kontakte pflegen, geschweige denn internationale Clubpartnerschaften. Mit anderen Worten: Wir haben in Deutschland relativ viele Clubs, die seit Jahren oder auch Jahrzehnten einen für die Foundation ungünstigen Kreislauf am Leben halten, denn: Wer keine internationalen Clubpartnerschaften pflegt, hat in aller Regel deshalb auch

a) kein Interesse an Global Grants,
b) kein Interesse an der Foundation,
c) keine oder wenig Spenden an die Foundation.

Natürlich ist es nicht falsch, in erster Linie Gutes im sozialen Umfeld des eigenen Clubs zu tun. Wir dürfen aber nicht verges- sen, dass wir Rotary International beigetreten sind, das heißt, Internationalität gehört zur DNA unserer Organisation. Wir alle müssen sie entsprechend mit Leben füllen. Seit Längerem versuchen Rotarierinnen und Rotarier, den oben beschriebenen Kreislauf mithilfe von Informationsveranstaltungen aller Art zu durchbrechen. Aber alle Versuche – zum Beispiel mit RDGs Projekt- und Spendenportal spend4projects, durch Foundation-Seminare oder auch in Zusammenarbeit mit den einzelnen Länderausschüssen –, das Wissen über und den Zugang zur Foundation in den Clubs zu verbessern beziehungsweise zu erleichtern, haben bisher nur beschränkten Erfolg gezeigt.

Sind unsere Clubs zu egoistisch oder zu faul?

Sicher nicht, denn dort, wo „RI-Botschafter“ wie die Foundationbeauftragten der Distrikte, Assistant Regional Rotary Foundation Coordinators oder der Regional Rotary Foundation Coordinator die Clubs im persönlichen Gespräch bei den Projekten unterstützen, kommt in den allermeisten Fällen Freude und Enthusiasmus auf.

Wenn sich der Erfolg einmal eingestellt hat, werden diese Clubs schnell zu „Wiederholungstätern“. Das macht Mut, auch wenn wir nicht bei allen Clubs vor Ort sein können. Gerne kommen wir aber einer Einladung von Clubs nach, im Rahmen eines regulären Clubmeetings über die Foundation und ihre Möglichkeiten und Grenzen zu informieren.

Clubs, die Hilfsprojekte gänzlich ohne Unterstützung der Foundation realisieren – auch das gibt es leider häufiger als gedacht –, verzichten auf einen substanziellen finanziellen Hebel für ihre Projekte. Das ist schade, denn es wäre sehr viel mehr möglich.

Die Rotary Foundation leidet unter Vorurteilen

Viel zu viele Freundinnen und Freunde denken noch immer, ihre Spenden gingen nur in die Dritte Welt. Sieht man sich das Spendenaufkommen weltweit an, so muss man konstatieren, dass europäische Clubs deutlich weniger spenden als afrikanische, asiatische oder indische Clubs. Von einer Finanzierung der Global-Grant-Projekte ausschließlich durch Europa oder die Erste Welt kann also keine Rede sein.

Das Misstrauen gegen die Rotary Foundation basiert nicht nur auf der Unkenntnis, wo und wofür unsere Spenden verwendet werden, sondern auch, wo und wie sie verwaltet werden. Zuständig dafür ist auf deutscher Seite ausschließlich der Rotary Gemeindienst Deutschland. RDG ist nicht nur dafür verantwortlich, dass die Spenden im Sinne der rotarischen Projektziele ausgegeben werden, sondern auch dafür, dass alles nach deutschem Steuerrecht abläuft.

Auch die Annahme, dass die sogenannten „Overhead-Kosten“ der Foundation zu hoch seien, ist oft zu hören. Ein Blick auf die Bewertung der Rotary Foundation durch den strengen „Charity Navigator“ aus den USA zeigt aber, dass der Wirkungsgrad unserer Foundation mit 92 Prozent der Spenden, die direkt in die Projekte und deren Durchführung fließen, deutlich höher liegt, als dies bei anderen Wohlfahrtsorganisationen der Fall ist.

Dieser Umstand ist auch der Tatsache geschuldet, dass die allermeisten Freundinnen und Freunde bei Rotary und der Foundation ehrenamtlich tätig sind.

Diskutieren Sie mit und beteiligen Sie sich an unserer Meinungsumfrage zu diesem Standpunkt: www.rotary.de/#umfrage

Gerhard Lintner
Gerhard Lintner (RC Berlin-Brücke der Einheit) ist Beauftragter Internationaler Dienst/Länderausschüsse des DGR und Beauftragter für Mitgliedschaft und Ausbreitung D 1940.

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