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Distriktkonferenz 1842

Kleine Runde mit Highlights

Distriktkonferenz 1842 - Kleine Runde mit Highlights
Rotarier im Gespräch bei der Distriktkonferenz in Erding © Rotary Magazin

Finanzexperten, junge Flieger, Klassikstars und ein Kämpfer für die deutsche Sprache prägten die Diko im Distrikt 1842, die leider nicht viele Rotarier nach Erding lockte.

Sabine Meinert01.08.2016

Bot mehr als nur eine lange Tagesordnung: Die Diko 1842 mit einem Finanzbericht der unterhaltsamen Art und Diskussionsanregungen zum Mittagsmenü


Wenn ein Finanzer das Publikum zum Lachen bringt und zum Abschluss seines Jahresberichtes Jugendfotos zeigt – das ist doch recht ungewöhnlich. Der Rückblick von Karl Heinz Große Peclum, Schatzmeister im Distrikt 1842, auf das vorige rotarische Jahr indes war nach 15 Jahren sein letzter. Da sind ein paar Verzierungen erlaubt – zumal angereichert durch die eigentlich erfreuliche Ansage: Es ist zu viel Geld im Topf. Aber dieses Problem hinterlässt der Finanzchef des Distrikts gern seinem Nachfolger. Carl von Soden wiederum ist sich sicher: „Wir stehen gut da, aber nie so gut, dass wir zu viel Geld ausgeben könnten.“

Das – leider dünn besetzte – Distriktpublikum beratschlagte am Samstag, den 4. Juni 2015, die Auswirkungen des CoL, Aktionen und Distrikt-Probleme. Zeitgleich tagten die Rotaracter der Distrikte 1841 und 1842 nebenan.

Nicht nur deshalb plädierte Präsident Heinrich Zettler dafür, stärker den Kontakt zu Rotaractern zu suchen. Die einzelnen Clubs sollten prüfen, ob sie die jungen Leute, die der Jugendorganisation entwachsen, in ihren Kreis aufnehmen. „Es wäre unklug, die Power und das Engagement der Rotaracter nicht zu nutzen“, ist er überzeugt.

Zudem müsse es bei Aktionen jeder Art darum gehen, nicht nur Scheckbuch-Rotarier zu sein, sondern verstärkt selbst aktiv zu werden. Dies gelte auch für die Clubarbeit. Die Verwaltung von Karteileichen sei ziemlich weit weg von der rotarischen Idee.

Rückblick auf Seoul

Von der rotarischen Idee hatte Hans Georg Fick (RC Landshut-Trausnitz) bereits in kleiner Runde viel erzählt – er war mit deutschen Rotariern gerade erst von der World Convention in Seoul zurückgekehrt.

Hier finden Sie Eindrücke von der Rotary-International-Convention 2016 in Seoul.

"Ein einmaliges Erlebnis, zumal in einem Land mit so reicher Kultur." Der Vorausblick auf die World Convention 2019 in Hamburg geriet während der Diko dagegen eher zur bittersüßen Angelegenheit. Mehr als zehn Clubs des Distrikts können sich offenbar nicht zu einer Unterstützung aufraffen.

Anders sieht es bei aktuellen Aktionen aus. Governor Zettler dankte für das Engagement. Er forderte mit Blick auf die aktuelle Situation aber auch: „Rotary muss sich angesichts der Migrationswellen ändern. Der Wandel steht vor der Tür und stellt uns alle vor neue Herausforderungen.“ Gerade dieses Thema braucht jedoch noch Diskussion, zeigte sich in den Gesprächen am Rande der Distriktkonferenz.

Exzellente Musikeinlagen, witzige Gedankenflüge

Für Entspannung nach den durchaus streitbaren Konferenzanteilen sorgte das Concerto München à quattro. Die vier Musiker Dmitry Lepekhov, Ava de Aranjo Madureira, Pavel Servin und Johannes Berger brachten per Violine, Cello und Cembalo feinste barocke Klänge in die Stadthalle Erding und die Zuschauer zu lautstarken Beifall-Marathon-Versuchen. Erstklassig!        

Inbounds und Outbounds entführten – passend zum nahen Münchner Airport– per Gedankenflug in Heimat- und Zielländer. Als kleine Anregung, noch mehr jungen Menschen die Möglichkeit zum Austausch zu bieten, zeigten sie japanische Sprach-, mexikanische Tanz- und internationale Flugeinlagen. Auch die Sieger des Lesewettbewerbs von Viertklässlern im Distrikt 1842 wurden nach ihrem Lese-Finale bei der Diko gefeiert. Sechs junge Leseratten hatten es in die Endrunde geschafft und sich tapfer durch den nicht ganz einfachen Text eines japanischen Kinderbuches gekämpft.

Von Meuchelpuffern und Zitterweh

Die Gedankengänge endgültig zum Rotieren brachte Josef Kraus (RC Vilsbiburg), Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, mit seinem Vortrag zur Sprache. Die These „Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt“ hatte er sich bei Ludwig Wittgenstein ausgeborgt und führte vor Augen, wie die Deutschen mit dem Deutschen umgehen – mit Sprache als Instrument der Konfliktlösung, als Grundlage für Erlebnisse, aber ebenso als Basis für das Verantworten von Freiheit. Er beklagte eine Minimalisierung des Wortschatzes und das Wegfallen der Handschrift sowie die massive Ausbreitung von „bad simple English“ und zahllosen Fremdwörtern. Dabei rief er herzhafte Lacher hervor mit historischen Übersetzungsversuchen à la „Pistole =Meuchelpuffer“ oder „Angina = Zitterweh“. Auch das „Sprachgespenst Gender-gerechte Formulierung“ bekam sein Fett weg. Mit Blick auf das rotarische Publikum forderte der ehemalige Deutschlehrer, sich weiter für das Lesen und für Schulbibliotheken einzusetzen.  

Nach dem letzten Glockenschlag von Governor Zettler straffte sich sein Nachfolger Peter Wohlrab noch einmal. Wenn er das Governor-Amt übernimmt, wird sicherlich nicht alles anders. Für die Distriktkonferenzen möchten er und Governor elect Susanne Merten-Wente aber künftig wieder mehr Rotarier begeistern. Mit Betonung auf begeistern, denn davon lebt das gemeinsame Engagement, sind sie überzeugt.