Mehr als eine Corona-Bilanz

Die Coronapandemie hat das Clubleben verändert und Rotary vor besondere Herausforderungen gestellt. Im Buch Clubleben im Stresstest zieht der Distrikt 1820 nicht nur Bilanz, zugleich blicken die Autoren auch nach vorne. Die Sammlung von Texten soll nämlich weit mehr sein als das Jahrbuch des Distrikts. Sie will aufzeigen, wofür Rotary steht, und wie sich Rotary mit seinen Mitgliedern weiterentwickeln will und muss. Unter den Autoren herrscht Konsens darüber, dass die notwendig gewordene digitale Transformation von Rotary viele Chancen geboten hat und auch noch künftig bietet. So seien OnlineVeranstaltungsreihen im Nachgang noch abrufbar und der Nachhall umso größer. Gleichwohl bestehe der Wunsch nach persönlichen Treffen, wie sie vor der Pandemie möglich waren.

Neue Kommunikationskanäle

Henning von Vieregge, zusammen mit Reinhard Fröhlich und Hans-Werner Klein Herausgeber des Buches, lässt den Leser teilhaben an seinen Erfahrungen als Governor von D1820 im Rotary-Jahr 2020/21, stellt neu geschaffene Kommunikationskanäle vor und zieht ein positives persönliches Resümee seines Amtsjahres. Jeder Club biete ein Stück Heimat – wie Rotary auch zur Heimat für neue Mitglieder werden könne, erklärt von Vieregge. "Dadurch, dass Aktionen in die Gesellschaft getragen werden, schafft Rotary auch nach außen Heimat, besonders im lokalen Umfeld." Der Aufsatz dient als Erläuterung seines gewählten Mottos "Offene Heimat Rotary". Vieregge liefert dazu weitere Denkanstöße, etwa eine Probezeit für neue Mitglieder.

In einem weiteren Beitrag beschreibt von Vieregge das Dilemma, dass Rotarier sich gesellschaftlich engagieren sollen, aber der Einsatz seines Distrikts für die Zivilgesellschaft in Belarus als politische Einmischung kritisiert wurde. So kontrovers, wie in der rotarischen Familie diskutiert wird, hätte man sich auch eine tiefergehende Betrachtung im Buch gewünscht.

Reinhard Fröhlich, Incoming Governor des Distrikts, stellt die Online-Veranstaltungsreihe "Frühlingserwachen" vor und resümiert: "Rotary darf und sollte sich als Teil eines Netzwerks von Akteuren verstehen, die jeder für sich und alle zusammen die Nachhaltigkeitsziele verfolgen." Mit Blick auf die Clubaktivitäten warnt er davor, nur die Zahl der Projekte als Indikator für ein funktionierendes Clubleben heranzuziehen. "Wie oft erleben wir es, dass ein Clubpräsident zwar in der Performance der Projekte schwächelt, in der Ausstrahlung des Herzens jedoch und in der Weisheit des Umgangs mit den Freunden leuchtet!" Nicht jede Erkenntnis in den Aufsätzen, wie die von Rupert Graf Strachwitz, Rotary sei Teil der Zivilgesellschaft, ist neu. Aber an ihr wird deutlich: Die grundlegende Verortung von Rotary ist Voraussetzung für die Bestimmung der Handlungsfelder und des Agierens innerhalb dieser.

Vergangene Standpunkt-Themen aus dem Rotary Magazin wie "Nachhaltigkeit" oder die "Stärke schwacher Bindungen" werden von denselben Autoren oder anderen Rotariern aufgegriffen, vertieft und erneut zur Diskussion gestellt. Nachhaltigkeit wird in mehreren Texten thematisiert und die Herkunft des Wortes erläutert. Hier zeigt sich: Man darf sich bei der Lektüre des Buches an Repetitionen nicht stören, Autoren knüpfen immer wieder an einzelne Aspekte an. Ein Wermutstropfen: Das Lesen einzelner Beiträge wird erschwert durch zu kleine, schlecht zu entziffernde Abbildungen.

Das Buch "Clubleben im Stresstest" ist online erhältlich unter rotary.de/shop. Um eine freiwillige Spende zugunsten von Nachhaltigkeitsprojekten, vorrangig im Distrikt 1820, wird gebeten. Hineinhören in das Buch können Sie unter rotary.de/a18540.