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Jeder kann mittun

 - Jeder kann mittun
Remmer Edzards, Governor im Distrikt 1850 in 2015/16 © privat

Es muss nicht immer die große Geldspende sein. Eine Aktion, die viele einbezieht, ihnen Engagement und ein wenig Zeit abverlangt, kann viel bringen – vor allem auch für Rotary.

01.08.2016

Als 10-jähriger Schüler wurde ich gegen Kinderlähmung geimpft. Ich habe heute noch Bilder von an Kinderlähmung erkrankten Menschen vor Augen. Ich war noch zu jung, um das wirkliche Ausmaß dieser Erkrankung zu kennen. Das änderte sich, als ich mich bei Rotary engagierte. Denn Rotary kämpft seit 1985 für die Ausrottung der Kinderlähmung weltweit. Ich wollte und will dabei sein. Aber seit ein paar Monaten öffne ich nicht einfach nur mein Portemonnaie.

„Deckel sammeln gegen Polio“ sollte mein Jahresmotto 2015/16 als Governor im Distrikt 1850 werden, als ich das Amt antrat. Etwa 20 Clubs beteiligten sich innerhalb dieses Jahres an dieser speziellen Aktion, einige engagierten sich auf andere Weise für den Kampf gegen Polio. Aber das Thema bewegte und es brachte tatsächlich Bewegung in viele Clubs. Vor allem, weil bei der Deckel-Aktion jeder mittun kann. Und es fanden sich eine Menge Rotarier, die es taten: Organisation, Tonnen aufstellen, Transport, Sammelergebnisse erfassen, Informationen weitergeben oder einfach selbst Deckel sammeln und in der Nachbarschaft dafür werben– für jeden war etwas dabei. Das zeigte sich ziemlich schnell – überall.

Jeder kann mittun

In Emden zum Beispiel wurden 30 gelbe Mülltonnen verteilt in der Stadt: an Schulen, Kindergärten, Kantinen, Getränkeshops, Supermärkten. 20 Clubfreunde füllten deren Inhalt regelmäßig an der zentralen Sammelstelle beim Bau- und Entsorgungsbetrieb Emden (BEE) um.

Besonders gut entwickelte sich die Sammelleidenschaft auch bei Grundschülern. Mit einem Info-Flyer von uns ausgestattet warben sie auch Eltern, Großeltern und Geschwister als Sammler. Neben einer kleinen Belohnung für die Besten erfuhren die Kinder, welch schreckliche Krankheit die Kinderlähmung ist. Denn neben der Sammelleidenschaft, wollten wir die Kampagne End Polio Now bekannter machen. Auch dafür waren Rotarier im vergangenen Jahr unterwegs.

Eine Radio- und eine Fernsehsendung gaben der Aktion noch einen großen Schub: Selbst Urlauber – Rotarier aus anderen Distrikten - beteiligten sich. Aber auch in Altersheimen, Kinderheimen, Sportvereinen, kirchlichen Einrichtungen und Krankenhäusern wurden letztlich die kleinen Plastikdeckel gesondert für unsere Polio-Aktion gesammelt. Denn schnell fiel allerorten auf: Es strengt nicht an, es kostet nichts und dennoch tut man etwas Gutes. Das macht meiner Meinung nach einen großen Teil des Erfolges aus.

Beflügelnder Erfolg

Unterstützung kam auch von 23 ostfriesischen Jungschargruppen. In Weener wurden allein fast 300.000 Plastikdeckel innerhalb von zwei Monaten gesammelt. Selbst zu ihrem Jahrestreffen im Juni 2016 brachten die Jungschargruppen Deckel mit - und zwar 2,3 Millionen Stück! Damit kamen im Emder Großcontainer übers Jahr rund 5,3 Millionen Plastikdeckel zusammen. So können nun insgesamt mehr als 10.000 Impfungen finanziert werden, die von der Stiftung Melinda und Bill Gates auf 30.000 aufgestockt werden. Enorm!

Solch ein Erfolg beflügelt natürlich. Für so eine wichtige Aktion seine Freizeit zu opfern, war vielen Rotariern irgendwann ein Bedürfnis. Jeder von ihnen hätte leicht sein Portemonnaie öffnen und ein paar Scheine geben können. Doch es wäre nicht dasselbe gewesen. Hier war jeder Einzelne aktiv für eine gute Sache – und mit riesigem Erfolg. Jeder Teilnehmer war ein Vorbild für andere, hat Nachbarn und Freunde animiert, monatelang mitzumachen und ein Quentchen beizutragen. Es gab immer wieder viele Ideen, wie die Plastikdeckel-Haufen in der Entsorgungsstelle noch vergrößert werden könnten, wen man noch ansprechen, was man noch besser organisieren könnte...

Für mich am wichtigsten ist die Tatsache, dass wir mit dieser Aktion ganz junge Menschen erreicht haben - all die kleinen Sammler in den Kindergärten und Grundschulen. Es ist wunderbar festzustellen, wie begeisterungsfähig sie sind, wie mit kleinen Rechenbeispielen „gerettete Leben“ ermittelt wurden. 500 Deckel bringen eine Impfung, schützen also ein Leben – das können auch die Kleinsten begreifen.

Und ganz nebenbei ist der Bekanntheitsgrad von Rotary in unserer Region gewachsen. Außerdem - sollte es mal Probleme geben – wissen wir nun viel besser, wen wir in unseren Reihen ansprechen können. Denn jeder hat in dieser Aktion seine Stärken offenbart, viele sind über sich hinausgewachsen. Das alles können wir von nun an für weitere Aktionen nutzen.

Wir machen weiter!

Die Deckel-Sammel-Aktion begleitet der Emder RC noch bis mindestens Ende Juni 2017. Denn es bringt eben nicht nur Überlebenschancen für Kinder in Entwicklungsländern, es bringt auch uns etwas: Zusammenhalt, Kontakt zu den Menschen in der Region, Nachwuchswerbung, eine enorme Anerkennung plus einen deutlich höheren Bekanntheitsgrad, als je zuvor. Und jeder, wirklich jeder kann mitmachen.

Remmer Edzards
Governor im Distrikt 1850 im Jahr 2015/16