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RFPD

Neuer Zugang zur Familienplanung

RFPD - Neuer Zugang zur Familienplanung
Beratung zum Thema Familienplanung ist elementar wichtig. © Daniel Kempf-Seifried / Rotary International

Distrikte, Clubs, jetzt sind alle gefragt – die Familienplanungskampagne Nigeria hat begonnen.

Michael Bülhoff01.01.2019

Die Rotarian Action Group for Population & Development ­(RFPD) unterstützt als weltweit größte und älteste Action Group seit über 20 Jahren Clubs und Distrikte bei Projekten mit Initiierung, Kofinanzierung, Kontakten und Know-how. RFPD ist Ressource für den rotarischen Schwerpunktbereich „Gesundheit für Mutter und Kind“ einschließlich Familienplanung. Jetzt steht das weltweit größte rotarische Vorhaben in diesem Bereich an und bedarf unser aller Unterstützung. 

Schwerpunktland Nigeria

Nigeria, das bevölkerungsreichste Land Afrikas (195 Millionen 2018), mit einer Fruchtbarkeitsrate von 5,7 Kindern pro Frau, ist seit Gründung der deutschen Sektion von RFPD 1995 das Schwerpunktland. Der Zugang zu Familienplanungsdiensten ist seit 1968 ein Menschenrecht, und dennoch können über 200 Millionen Frauen in Entwicklungsländern nicht verhüten. Die nigerianische Bevölkerung verdoppelt sich bis 2050. Bereits jetzt sind 44 Prozent der Bevölkerung jünger als 15 Jahre. Dieser für ein Land kaum lösbaren Herausforderung steht die Möglichkeit der Initiierung einer „Demografischen Dividende“ gegenüber, die den asiatischen Tigerstaaten zu Wohlstand verholfen hat. Wenn mithilfe von professionellen Familienplanungsdiensten Frauen nur so viele Kinder bekommen, wie sie haben wollen, können die Eltern und die Gesellschaft für die wenigeren Kinder eine bessere Bildung anbieten und im Laufe der Zeit ändert sich die Altersstruktur der Bevölkerung, sodass mehr Arbeitskräfte weniger von ihnen abhängige Kinder ernähren müssen.

Robert Zinser, dessen Name mit Engagement für „Zugang zu freiwilliger Familienplanung für alle Menschen“ verbunden wird, ist es zu verdanken, dass nun das bisher größte rotarische Vorhaben zur Empfängnisverhütung und Senkung der Müttersterblichkeit erfolgreich implementiert werden kann. 1995 bis 2000 begann RFPD in zwei Bezirken in Kaduna mit dem Projekt „Child Spacing und Family Health“, 2000 bis 2005 wurde dies erweitert auf drei Staaten (Kano, Kaduna, FCT Abuja) als 3-H Projekt, darauf folgte 2005 bis 2010 die Einführung der Qualitätssicherung in der Geburtshilfe in zehn Krankenhäusern, 2012 bis 2015 die Erweiterung auf fünf und ab 2016 bis 2018 auf acht Projektstaaten. Evaluierungen der Projekte haben gezeigt, dass seit 2010 in acht Projektstaaten die Nutzungsrate moderner Verhütungsmittel um zehn Prozent erhöht und im gleichen Zeitrahmen die Müttersterblichkeit um 37 Prozent gesenkt werden konnte. Dabei wurden Hunderte Ärzte und Hebammen weitergebildet, besonders in Methoden moderner Familienplanung. An diese Erfolge und Erfahrungen knüpft die bevorstehende landesweite Familienplanungskampagne in Nigeria an.

Beteiligung des BMZ

Mit einem Finanzvolumen von 401.734 US-Dollar für die Phase 1 ist nach Genehmigung des ersten Global Grant  im Oktober 2018 mit der Implementierung umgehend begonnen worden. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) trägt daran einen Anteil von 277.380 Euro. Die Phase 1 ist die Aufstockung eines seit 2016 laufenden, vom BMZ geförderten Projektes in acht Projektstaaten mit einer Laufzeit bis Ende April 2019. Die Maßnahmen der Phase 1 umfassen:

1. die Erweiterung der bestehenden, von RFPD entwickelten digitalen Datenbank (www.noqa-network.ng) um Kernparameter und Indikatoren für Familienplanung

2. Training für Ärzte, Hebammen und Medical Record Officer in der Dateneingabe und Analyse mittels der digitalen Datenbank

3. Wissenstransfer an Anbieter für professionelle Familienplanungsdienste (Hebammen)

4. Entwicklung einer landesweiten Medienkampagne

Mit Phase 2 erfolgt voraussichtlich ab Mai 2019 die Ausdehnung der Maßnahmen auf alle 36 nigerianischen Bundesstaaten und das Federal Capital Territory Abuja. Der Antrag wurde Anfang Dezember eingereicht. Die Phase 2 mit einem Volumen von 1.455.415 US-Dollar braucht die Unterstützung aller Distrikte und Clubs in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Werden Sie ein Teil dieses Leuchtturmprojektes, das bei der Convention 2019 in Hamburg vorgestellt wird. Clubs können mit einer Spende von mindestens 500 Euro Teil dieser Erfolgsgeschichte werden. Einzelspenden sind willkommen.

Distrikte haben aus Clubspenden einen teilweise sehr hohen jahrelangen Überhang an DDF-Mitteln für Global Grants angesammelt. Auf dem Rotary Institute in Nürnberg im September 2018 hat Trustee Chair PRIP John Germ alle Distrikte gebeten, den Überhang an DDF-Mitteln, neuerdings im Online Grant Center einsehbar, zu verwenden. Aus diesen Überhängen, die zur Kofinanzierung von Global Grants gedacht sind, können die Governors und ihre DRFCC-Gremien einen Beitrag wie die avisierten 20.000 Euro pro Distrikt leisten. Der Board der Trustees in Evanston hat signalisiert, dieses wichtige Leuchtturmprojekt mit Foundation-Mitteln zu unterstützen. Zusätzlich wird eine Kofinanzierung des BMZ erwartet.   

Größerer Einfluss

Durch die Beteiligung aller Distrikte aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Nigeria zeigen wir Stärke und Zusammenhalt eines Regional Teams von vier Ländern. Damit können wir größeren Einfluss erzielen und Rotarys Bekanntheit steigern. Mit unserem Projekt wird nachhaltig der rasante Bevölkerungszuwachs in Nigeria reduziert. Die Menschen dort bitten um diese Hilfe, selbst über ihre Kinderzahl bestimmen zu können.

Für Spenden siehe: rfpd.de


 

Treffen im Parlament

Ende November 2018 waren RFPD-Vertreter zu Gast im Bundestag beim Parlamentarischen Beirat für Bevölkerung und Entwicklung. Der Beirat wurde 2003 von der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung als fraktionsübergreifendes Gremium für die Themen internationale Entwicklung, Gesundheit, Armut und Menschenrechte ins Leben gerufen. Bei dem Treffen (Bild links) stellten die RFPD-Vertreter Franz J. Radermacher, Robert Zinser, Nicholas Lack und Jürgen Wacker u.a. konzeptionelle Überlegungen zur Notwendigkeit eines Marshallplans für Afrika sowie aktuelle Projekte zur Familienplanung und zur Gesundheit von Mutter und Kind in Nigeria und Burkina Faso vor.