Im Geist des Weihnachtsfestes

Advents- und Weihnachtszeit stehen traditionell im Zeichen der Selbstlosigkeit. Die „Anderen“ rücken in den Blick. Humanitäre Gesten, Verständigungsbereitschaft, Toleranz, und Demut spiegeln die Strahlkraft des bevorstehenden Festes.

„In nativitate Domini“ – zu seinem traditionellen Weihnachtskonzert in der Leipziger Thomaskirche lädt auch in diesem Jahr das international renommierte A-Cappella-Ensemble „Amarcord“. Im atmosphärisch ausgeleuchteten Gotteshaus fokussieren die fünf Ex-Thomaner erneut auf das einschlägige Repertoire aus dem 14., 15., und 16. Jahrhundert und greifen damit die über 800 Jahre alte Tradition der legendären Knabenchor-Institution auf. Selbst bei einem coronabedingten Veranstaltungsverbot wird das Publikum am Geschehen teilhaben können, denn das Ereignis wird live gestreamt. Der Erlös geht an das Kinderhilfswerk Unicef.

Insbesondere in der nicht subventionierten Kulturszene hat seit Beginn der Coronapandemie das Nachdenken über langfristige Zukunftsperspektiven begonnen. Neben anderen sind von der Problematik Musikstudenten und professionelle Nachwuchsmusiker betroffen. Aktuelle Studien wiesen bereits vor der Pandemie aus, dass selbst Hochbegabte nur in Ausnahmefällen Aussichten auf Solokarriere und/oder Festanstellung haben. So steht das Thema Nachwuchsförderung entsprechend weit oben auf der Agenda bekannter staatlicher Institutionen wie privater Stifter und Mäzene. Zu den jüngsten, gleichwohl nachhaltigsten Förderprojekten der Klassikszene gehört der 2015 von der Hamburgerin Heide Schwarzweller ins Leben gerufene „Fanny-Mendelssohn-Förderpreis“. Vor einer renommierten Jury haben die Bewerber nicht nur mit brillantem Handwerk und konsistenten interpretatorischen Ansätzen zu überzeugen, sondern auch mit einem tragfähigen künstlerischen Konzept. Dem Sieger winken neben einer CD-Produktion hochkarätige Konzert-Engagements und substantielle Förderung durch das Netzwerk des Preises. Zuwendungen von Förderern und Sponsoren gehen unmittelbar an die Musiker ebenso wie die Erlöse aus den Verkäufen des  im Umfeld des Preises entstandenen Buches „Wegbereiter, Wegbegleiter-Realität, Strategien und Wege musikalischer Nachwuchsförderung“ (Ellert & Richter).

Im opulenten Feld nationaler und internationaler Koch- und Backbuch-Publikationen halten die Wenigsten, was plakative Cover und offensives Wording versprechen. Ausnahmen bilden eine überschaubare Anzahl von Titeln, die durch stilvolles Layout, hochwertiges Papier, kultivierte Typographie und suggestive Bildsprache hervortreten. Die angeführten Rezepte punkten überdies mit eigener Note, sind umstandslos realisierbar und überzeugen geschmacklich. Als Bonus liefern ambitionierte Autoren den kulturgeschichtlichen und länderspezifischen Kontext zum kulinarischen Programm. Melissa Fortis „Weihnachts-Backbuch“ vereinigt diese Tugenden und beeindruckt mit einem ultimativen Tableau italienischer Köstlichkeiten. Divino!

Peter Tschaikowskis Weihnachts-Ballett „Nussknacker und Mausekönig“ nach der Vorlage von E.T.A. Hoffmann versöhnt Märchenhaftes mit Absurdem, Schrecken mit Humor und Surreales mit Überzeichnung. Christian Spucks Choreographie kontrastiert und überlagert die heterogenen Momente in kunstvoller Manier, wendet Spuk ins Kuriose, synchronisiert Wirklichkeit und Traum. Dezente Ironisierung generiert der Ballettchef durch stilsichere Kreuzung klassischer Ballettformen mit Tanztheater- und Ausdruckstanz-Elementen. Die Verwendung von Rollern, Skateboards und Rollschuhen stiftet Kurzweil, ohne den Stoff ambitioniert ins Heute überführen zu wollen. Ein Weihnachtsklassiker für Kinder und Erwachsene.

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• Amarcord, In nativitate Domini, Weihnachtskonzert zugunsten von Unicef Leipzig, Thomaskirche, 15.12.2020, 19:30 Uhr (Live und per Live-Stream), Benefizkonzert
  
  
• Fanny-Mendelssohn-Förderpreis,
  Infos: fannyfoerderpreis.com 
  
  
• Melissa Forti, Melissa Fortis Weihnachts-Backbuch, Prestel Verlag, 224 Seiten, 120 farb. Abb., 32 Euro
  
  

• Messa da Requiem, Nutcracker and Mouse King, Romeo and Juliet, Ballets by Christian Spuck, Ballett Zürich, Philharmonia Zürich, Fabio Luisi – Michail Jurowski, Accentus Music ACC 70507, DVD