Hoffmeisters Empfehlungen
Legenden
Werke solitärer Persönlichkeiten mit Expertise und Empathie
In Zeiten kollektiver Anmaßung, aggressiver Nivellierungs-Tendenzen und der Feier des Marginalen erinnern solitäre Persönlichkeiten, zumal Legenden, an Werte wie Expertise, Emphase und Empathie. Geht auch genialische Einlassung bisweilen mit katastrophischer Kehrseite oder existentiellem Absturz einher, so stehen am Ende doch Bleibendes, Substanz und schillernde wie robuste Aura.
Der amerikanische Schriftsteller Ernest Hemingway zählt fraglos zu den Urgewalten der Weltliteratur. Der grandiose Stilist und Selbstinszenierer, Macho, Trinker, Grenzgänger, Kämpfer, Reisende und Zyniker suchte als Mensch und Autor stets die Konfrontation mit den Extremen der Existenz. Umstandslos und direkt wusste Hemingway zu formulieren, den Puls der Epoche unbestechlich zu spiegeln und zu kommentieren. Konsens und Kompromiss waren dem Amerikaner dabei ebenso fremd wie political correctness. Entschieden brachte er die Dinge auf seine Weise zu Ende, insbesondere aber auf den Punkt. Vorliegende Box versammelt Hemingways bedeutendste Romane und Erzählungen in Hörbuchfassungen- und Produktionen (WDR/SDR/SWF) aus den Jahren zwischen 1948 und 1977. Sprecher(-innen)-Legenden wie Rosemarie Fendel oder Peter Lieck bilden das stilbildende Fundament des Projekts.
Als Persönlichkeit indifferent, als Dirigent ein Magier: Wilhelm Furtwänglers Verdienste um die Aufführung klassischen, in erster Linie aber romantischen sinfonischen Repertoires sind unbestritten. Insbesondere an der Seite der Berliner Philharmoniker fand der Maestro zu exemplarischen Exegesen und einem Personalstil, der für stilistische Freiheiten und Deutungsextreme (Tempi, Dynamik) stand. Ob solch' künstlerische Unangepasstheit, die Affinität zu suggestiver Volte und klanglicher Transzendenz als Aufbegehren gegen die Schrecken des Nationalsozialismus zu begreifen waren oder als Veredlungsversuch opportunistischer Haltung fungierten, bleibt offen. Eindrücklich nachzuvollziehen, sind Furtwänglers Dirigate anhand einer 22–CD-Box mit Radio-Aufnahmen der Berliner Philharmoniker aus den Jahren zwischen 1939 und 1945. Die digital vorbildlich bearbeiteten Konzertmitschnitte präsentieren Furtwängler mit denkwürdigen Lesarten unter anderem von Brahms-, Bruckner-, Beethoven- und Schubert-Sinfonien.
Als Kunsttempel genießt das Museum of Modern Art (MoMA) weltweit Kultstatus. Die New Yorker Institution avancierte nach ihrer Gründung 1919 in kürzester Zeit zur ersten Adresse für zeitgenössische Kunst. Bis heute wächst die gattungsübergreifende Sammlung (Malerei, Zeichnung, Photographie, Design, Architektur, Film, Medien und andere) kontinuierlich und bedarf auch im 90. Jahr ihres Bestehens eines Erweiterungsbaus. 375 repräsentative, chronologisch geordnete und einzeln kommentierte MoMA Highlights zeigt der gleichnamige (Jubiläums-)Band und ermöglicht damit einen umfassenden Einblick in den vielgesichtigen Kunstkosmos.
Als wegweisendes Werk der französischen Romantik hat sich Berlioz’ opulente "Symphonie fantastique" vor allem mit Klang-Neuerungen, koloristischem Reichtum und einem surreal-dramatischen Programm in die sinfonische Rangliste eingeschrieben. John Eliot Gardiner und sein Orchestre Revolutionnaire et Romantique verdichten die ohnehin spannungsgesättigten Tableaus zum aberwitzigen Höllenritt. Referenz!
- Wilhelm Furtwängler The Radio Recordings 1939 – 45, Berliner Philharmoniker Recordings, 22 SACDs, BPHR 180181
- Berlioz Symphonie Fantastique, Lucile Richardot, Orchestre Revolutionnaire et Romantique, Sir John Eliot Gardiner, Chateau de Versailles Spectacles, CVS 011
- Hemingway Die große Hörspiel-Edition, 8 CDs, Mit Rosemarie Fendel, Peter Lieck u.a., Der Audio Verlag, 29,99 Euro, ISBN: 978-3-7424-1174-7
- MoMA Highlights 375 Werke aus dem Museum of Modern Art, New York, MoMA – Schirmer/Mosel, 408 Seiten, 29,80 Euro, ISBN: 978-3-8296-0875-6
Martin Hoffmeister publiziert regelmäßig in nationalen und internationalen Magazinen und Zeitungen. Als Redakteur im Kulturressort des MDR-Hörfunk beobachtet er die Musik- und Literaturszene seit mittlerweile drei Jahrzehnten. Im Rotary Magazin empfiehlt er Neuerscheinungen aus dem Kulturleben und Fundstücke von seinen Reisen.
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