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Richard Pyritz, RC Ratzeburg-Alte Salzstrasse

"Mit Rotary ist das Leben mehr"

Das Telefon in Richard Pyritz' Lübecker Büro steht selten still. Das passt zu Richard Pyritz. denn obwohl er seit zehn Jahren Rentner ist, geht er täglich ins Büro.

14.02.2014

Auf 12 Quadratmetern mit einer vier Meter langen Schrankwand, einem Schreibtisch zum Arbeiten und einer Besuchercouch hat er sich sein Büro in seinem Bungalow eingerichtet. So sind es nur wenige Meter vom Wohnzimmer zum Arbeitszimmer und über die Telefonleitung zu seiner zweiten Heimat Polen. Neben seiner Ehefrau Ilse, mit der er seit 46 Jahren verheiratet ist, ist Polen seine große Liebe. Eine Liebe für die Richard Pyritz bereit ist, jeden Tag mindestens sechs Stunden seiner Zeit zu investieren und für die er reichlich mit hochdotierten Orden, Auszeichnungen und Ehrenmitgliedschaften belohnt worden ist. „Dabei bin ich keiner dieser gradlinigen Rotarier“, gibt Richard Pyritz selbstkritisch zu. Er habe viele Haken geschlagen, bis er seinen Weg gefunden habe. „Ich fühle mich mitverantwortlich für die dunkle Vergangenheit.“

1967 begann Richard Pyritz mit dem Studium der Veterinärmedizin in Hannover. Im Studium lernte er Austauschstudenten aus Polen kennen. Die Studenten waren freundliche und kultivierte Menschen und so organisierte Richard Pyritz 1974 ein Sammelvisum für eine zweiwöchige Reise nach Polen, für 30 Kommilitonen und sich selbst.

Eine spannende Reise

Dass diese Reise eine wichtige Marke in seinem Leben setzt, hätte Richard Pyritz damals nicht gedacht. Dass der Eiserne Vorhang jemals fallen würde und er 2010 durch den Präsidenten der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) Dr. Gunter Pleuger eine Ehrenmatrikel mit der Nummer 100.000 erhalten würde, stand damals noch in den Sternen. Genauso, dass er 1997 seinen Skatfreund Günter Grass, den Nobelpreisträger für Literatur, zur Unterstützung für die Oder-Fluthilfe würde gewinnen können und dass er, Richard Pyritz, 2001 das Kavalierskreuz des polnischen Verdienstordens und 2005 das Bundesverdienstkreuz durch den damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler im Berliner Schloss Charlottenburg erhalten würde. Das war alles nicht geplant.

Er ist in vierzig Jahren mehr als zweihundert Mal nach Polen gereist, um seine Freunde dort mit Spenden zu unterstützen. Er hat privates Geld vorgestreckt, um fehlende Medikamente und medizinisches Gerät für Polen zu organisieren. Er hat in Oswiecim/Auschwitz die Jugendbegegnungsstätte mit aufgebaut und ist dort heute als Stiftungsrat tätig. Und Richard Pyritz wird nicht müde, neue Projekte zu finden, Rotarier und andere Menschen hier wie dort zu motivieren und um Spenden zu bitten. „Ich habe meine Clubmitglieder schon oft mit meinem Engagement überstrapaziert“, sieht Richard Pyritz ein. Aber er weiß auch, dass ohne Rotary sein Engagement für Polen und im Besonderen für Oswiecim nicht möglich gewesen wäre: „Mit Rotary ist das Leben mehr.“

30 Aktenordner stehen in Richard Pyritz' 12-Quadratmeter-Büro. Voll mit Dokumenten über seine aktuellen Projekte. „Hingucken! Tun, was möglich ist“, sagt er und fügt wehmütig hinzu: „Ich wünschte, ich hätte mit dieser Arbeit zehn Jahre früher beginnen können“, da unterbricht ihn das Klingeln seines Telefons.