Distrikt 1880

Weihnachtspakete für die Ukraine – Part II

von Ulrike Löw |
| Lesezeit: 4 Minuten

Hilfe über 2000 Kilometer hinweg: In drei Schichten packen Johanniter, Rotarier und Mitglieder des Inner Wheel Clubs 3000 Hilfspakete und 1000 Umhängetaschen für die Ukraine.

Ganz ehrlich: Am Ende schmerzen Hände und Schultern – es ist durchaus anstrengend, stundenlang Pakete zu packen, auch wenn es nur darum geht, Butterplätzchen in Kartons legen. Doch freilich ist die Freude über die gelungene Aktion diesen kleinen Schmerz wert.

Mehr als 150 Ehrenamtliche haben sich ein ganzes Wochenende an eine selbstgebaute Packstraße gestellt – und schon diese Packstraße braucht Platz, denn für diese Aktion werden am Ende mehr als 40 Tonnen Lebensmittel verpackt. Möglich ist all dies also auch nur, weil Harald Frei (RC Nürnberg-Reichswald) die Halle der alten Wäscherei in Rummelsberg organisiert hat. Hier sind Tische aneinandergereiht und mit Kartonagen belegt, tonnenweise stehen Gebinde mit Lebensmitteln in der Halle. Zum Verladen wurden Paletten und ein Hubwagen organisiert. Die Hilfe findet im Akkord statt.

In diesen Tagen steht bereits der dritte Winter, den die Menschen in der Ukraine im Ausnahmezustand erleben müssen, vor der Tür. Sehr viel Infrastruktur wurde zerstört, viele Menschen haben kein Wasser, keinen Strom und kein Gas und können nicht heizen – Lebensmittelpakete mit Grundnahrungsmitteln sollen zumindest ein kleines Plaster für diese riesige Wunde sein, die der Krieg gerissen hat.

„Ukraine 5.0“ nennt Armin Mack die Packaktion. Man kann, man muss das Ehepaar Gabi und Armin Mack sowie Lorand Szüszner, Johanniter aus Lauf a. d. Pegnitz, die Motoren dieser Aktion nennen – schon weil Armin Mack und Lorand Szüszner in den vergangenen Jahrzehnten mit Hilfskonvois mehrfach gemeinsam nach Rumänien und Moldawien gereist sind, haben sie vertrauenswürdige Partner vor Ort gewonnen, und mit Tetyana Sandler auch einen direkten Draht nach Kiew. Lorand Szüszner telefoniert jede Woche mit Tetyana Sandler.

Vor dem 24. Februar 2022 war sie für einen Sanitärunternehmer in Kiew tätig, ehrenamtlich hatte sie sich als Hilfskrankenschwester auf Palliativstationen für Kinder eingesetzt. Seit Beginn des Angriffskrieges ist sie von ihrem Arbeitgeber für ihr Engagement freigestellt, sie ist eine jener Helferinnen, die Tag für Tag Hilfsgüter im ganzen Land verteilen.

Es ist – seit Beginn des Krieges – bereits das fünfte große Treffen von Johannitern und Rotariern aus Nürnberg, Neumarkt und Herzogenaurach, um der ukrainischen Zivilbevölkerung zu helfen. Dass die Hilfe für die kriegsgeplagten Menschen nicht im Sprint zu schaffen ist, sondern einem Langstreckenlauf gleichen würde, ist den vielen Helfern in der großen Halle schon sehr lange klar. Doch sie alle wissen auch, dass sich ihr Aufwand lohnt und ihre Pakete zuverlässig bei den Bedürftigen ankommen werden.

Auf den Paketen finden sich die blau-gelben Aufkleber von Rotary International – und schon dieser Aufkleber zeigt, wie breit aufgestellt die Aktion mittlerweile ist: Vertreten sind der RC Nürnberg-Connect, der RC Nürnberg-Kaiserburg, der RC Nürnberg-Neumarkt, der RC Nürnberg-Reichswald, der RC Nürnberg-Sebald, der RC Herzogenaurach, der RC Neumarkt-Parsberg und der Inner Wheel Club Nürnberg St.-Lorenz. Auch der Rotary Distrikt 1880 und der Rotary Gemeindienst Deutschland sind am Erfolg dieses Projektes beteiligt.

In jedes einzelne Päckchen kommen Haferflocken, Vollkornbrot, Reis, Müsli und Nudeln, dazu Dosen mit Wurst, Gulaschsuppe und Gemüse. Eine Fischkonserve und ein Liter Speiseöl, Gummibärchen, Tee, Zucker, Suppen-Würfel, Kekse, eine Tafel Schokolade, Lebkuchen und eine Rolle Vitamin C – diesmal, so sagt Armin Mack, sei es „eine Herausforderung“, die 22 unterschiedlichen Artikel ordentlich in den schmalen Kartons unterzubringen.

Dazu kommt: Die Pakete sind ganz schön schwer, sie auf der improvisierten Packstraße von Helfer zu Helfer, von Hand zu Hand zu schieben, kostet Kraft. Und der Teufel steckt bekanntlich im Detail: Als aus vielen Nudelpackungen einzelne Nudeln purzeln, müssen die Plastiktüten mit Klebeband wieder verschlossen werden – keiner will, dass diese Care-Pakete beschädigt ankommen, schließlich sollen sie als Zeichen der Solidarität ein wenig Kraft schenken.

Als evangelische Hilfsorganisation sind die Johanniter aus Mittelfranken seit dem Jahr 1990 international unterwegs, um in der Vorweihnachtszeit Tausende Pakete in Krisenregionen zu liefern, persönliche Kontakte erlauben konkrete Hilfe.

Diesmal hat Tetyana Sandler um Taschen für Mütter, die mit ihren Kleinkindern flüchten müssen, gebeten. Um die 3000 Pakete mit Nahrungsmitteln und 1000 Taschen mit Utensilien für Kleinkinder füllen zu können, haben die Rotary Clubs fast 105.000 Euro gespendet.

Aus Sicht der Johanniter eine Sensation: Die Organisation liefert jedes Jahr etwa 60.000 Hilfspakete, bundesweit steuert allein diese Aktion etwa fünf Prozent bei. Mittlerweile sind die Pakete im Hinterland der Ukraine und auch in Frontnähe angekommen.

Ulrike Löw

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