Neues vom RC Bröckedde - Folge 196
Der Praktikant
Bröckedde liegt im Herzen Deutschlands – dort, wo Rhein und Donau in den schönen Bröckeddesee münden. Hier trifft sich im Bröckedder Hof der RC Bröckedde zum Meeting – jeden Mittwoch um 13 Uhr im Salon Hindenburg.
Bald habe ich ihn so weit“, sagte Präsident Pröpke zu Kassierer Knödler in einer Vorstandssitzung. Es ging um den Kandidaten Mulmensee, einen jungen, dynamischen, erfolgreichen Chef einer Zahnklinik, der Interesse an einer Mitgliedschaft im RC Bröckedde bekundet hatte. Der ganze Club war freudig erregt, denn frisches Blut von außen wurde dringend benötigt.
Doch beim nalen Einstellungsgespräch zeigte sich Mulmensee doch überraschend spröde. „Ich bin ja sehr interessiert, lieber Herr Pröpke“, sagte er. „Aber ich habe so einiges gehört.“
„So, was denn?“
„Dass neue Mitglieder in Ihrem Club eine harte Lehrzeit durchlaufen, so eine Art Praktikum. Dass sie niedere Dienste verrichten müssen, wie dem Präsidenten den Wagen waschen oder dessen Ehefrau in den Beauty-Salon fahren. Also, irgendwie fremdle ich damit.“
Pröpke war entgeistert. „Wo denken Sie hin, lieber Herr Mulmensee. Ganz im Gegenteil – wir sind bemüht, unseren neuen Freundinnen und Freunden den Start ins Clubleben so angenehm wie möglich zu gestalten.“
Das war in der Tat so. Seit einem Jahr lief das spezielle Welcome-Wellnessprogramm des RC Bröckedde für neue Mitglieder. Beim Meeting im Salon Hindenburg erwarteten sie gepolsterte Sessel mit Massagefunktion. Ein ShuttleSer vice holte sie zum Meeting ab und brachte sie wieder nach Hause. Bei Clubreisen mit dem Bus durften sie stets in die Businessclass. Jeder Neue hatte einen rotarischen Personal Assistant, der rund um die Uhr verfügbar war und sei es zum Brötchenholen oder eben zum Wagenwaschen. Alle vier Wochen wurden die Neuen zur Qualität des Clubservice befragt und durften auf einer Skala von 1 bis 10 ihr Votum abgeben. Bislang hatte der RC Bröckedde jedes Mal die Bestnote erreicht.
Pröpke präsentierte Mulmensee einen Prospekt mit dem kompletten Leistungspaket. „Das sieht schon besser aus!“ Mulmensee war beeindruckt und vier Wochen später heftete ihm Pröpke die Nadel ans Revers.
Zu Hause erzählte Pröpke der Gattin von den bösen Gerüchten über die niederen Dienste der Neulinge und wie sich dann alles zum Guten gewendet hatte. Die Gattin wiegte den Kopf: „Nun ja, das mit dem Beauty-Salon ist doch gar keine so schlechte Idee.“
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