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Jahresbrief der Gates Foundation

»Die Ausrottung von Polio gehört zu meinen Hauptanliegen«

31.01.2013

Jedes Jahr im Januar geht Microsoft-Gründer Bill Gates mit einem Jahresbrief an die Öffentlichkeit und stellt die Ziele seiner Stiftung für das begonnene Jahr vor. Seit vielen Jahren engagiert sich die Bill & Melinda Gates Foundation auch für die Ausrottung der Kinderlähmung und ist zu einem verlässlichen Partner an der Seite Rotarys geworden.

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"Die Ausrottung von Polio gehört zu den Hauptanliegen der Stiftung und gleichzeitig zu meinen persönlichen Prioritäten", erklärt Gates in seinem jüngst veröffentlichtem Jahresbrief. "1988 einigten sich Organisationen wie die U.S. Centers for Disease Control and Prevention, Rotary International, das UN-Weltkinderhilfswerk UNICEF sowie die Weltgesundheitsorganisation WHO zusammen mit vielen anderen Ländern dieser Welt auf ein gemeinsames Ziel: die Ausrottung von Polio. Diese präzise Zielsetzung stärkte den politischen Willen und löste die Zurückhaltung bei der Spendenbereitschaft. Auf diese Weise konnten umfassende Impfkampagnen finanziert werden, die in kurzer Zeit enorme Fortschritte verzeichneten. Seit 2000 gelten Nord- und Südamerika, Europa und weite Teilen Asiens als poliofrei", so Gates weiter.

"In den letzten zwei Jahren sank die Zahl der gemeldeten Poliofälle weltweit auf unter 1.000. Doch gerade diese letzten wenigen Fälle sind schwer zu bekämpfen. Eine Polioinfektion (...) lässt sich erst nach mehreren Wochen nachweisen. Darüber hinaus entwickeln über 95 % der mit dem Virus infizierten Personen keine Krankheitssymptome. Sie können jedoch zu Überträgern der Krankheit werden, ohne es zu wissen. Dies wird auch als stille Infektion bezeichnet. Voraussetzung für die Eindämmung der Krankheit ist die mehrfache Impfung fast aller Kinder unter fünf Jahren über den Zeitraum eines Jahres. Dadurch wird die notwendige Immunität in den von Polio betroffenen Ländern erzielt. (...)"


Der letzte Prozentpunkt

Die Zahl der Poliofälle ist zwischen 1988 und 200 um 99% von 350.000 auf weniger als 1.000 zurückgegangen. Die vollständige Ausrottung des Virus konnte jedoch nicht erreicht werden.


"Nach jahrelangen Anstrengungen konnte Indien im letzten Januar stolz auf sein erstes poliofreies Jahr zurückblicken. Indien galt vielen als ein äußert schwieriger Kandidat für die Polioausrottung. Das Land weist dicht bevölkerte Ballungsräume, große ländliche Gebiete im Norden, eine unzureichende Sanitärversorgung sowie große mobile Bevölkerungsgruppen auf. Mehr als 27 Millionen Kinder werden dort jedes Jahr geboren – mehr als in allen Ländern Afrikas südlich der Sahara – und müssen geimpft werden. Der größte Erfolg der Initiative in den letzten zehn Jahren war die vollständige Eindämmung des Virus in diesem Land.

Nur drei andere Länder sind noch nicht poliofrei: Nigeria, Pakistan und Afghanistan. Ich habe vor vier Jahren den Norden Nigerias besucht, um die Schwierigkeiten bei der Ausrottung von Polio besser verstehen zu können. Mir wurde bewusst, dass das öffentliche Gesundheitswesen selbst grundlegenden Aufgaben vielfach nicht nachkam. Mehr als 50% aller Kinder hatten keinen Zugang zu regelmäßigen Impfungen. Über die Anzahl der in der Region lebenden Kinder lagen keine verlässlichen Angaben vor. Das Qualitätsmonitoring, das bei jeder Poliokampagne standardmäßig durchgeführt wird, hatte gravierende Mängel. Statistische Daten zur Erfassungsqualität wiesen starke Schwankungen auf. Wir beschlossen, einen zusätzlichen Schritt ins Qualitätsmonitoring einzufügen, um mehr Klarheit zu bekommen. Auf einer Landkarte sollten mehrere Orte nach dem Zufallsprinzip ausgesucht werden, um den Impfschutz der dort lebenden Kinder zu überprüfen. Für diese Tätigkeit wurden besonders ausgebildete Mitarbeiter eingesetzt, die an der Implementierung der Impfkampagnen nicht teilgenommen hatten. Es ging darum, absolute Objektivität zu wahren.

Zu den größten Problemen gehörte das folgende: Viele kleine Ansiedlungen in der Region waren auf den von Hand erstellten Karten und Listen der Mitarbeiter nicht verzeichnet. Diese enthielten die zu besuchenden Dörfer und die Anzahl der zu impfenden Kinder. Folglich wurden diese Kinder nicht geimpft. Dörfer, die sich im Grenzbereich von zwei Karten befanden, wurden häufig keinem Impfteam zugeordnet. Die Entfernungen zwischen den einzelnen Dörfern wurden darüber hinaus teilweise um Kilometer unterschätzt. Einige Impfteams konnten daher die ihnen zugewiesen Aufgaben nicht durchführen.

Wir ergriffen folgende Maßnahme: Mitarbeiter des Polio-Programms begaben sich in alle stark gefährdeten Gebiete im Norden des Landes. Sie durchkämmten nach und nach alle Gebiete und sprachen mit der dortigen Bevölkerung. Insgesamt konnten danach 3.000 weitere Gemeinden für die Impfkampagne erfasst werden. Für dieses Programm werden zudem hochauflösende Satellitenbilder verwendet, um detailliertere Karten zu erstellen. Auf den neuen Karten sind die Entfernungen zwischen den einzelnen Ansiedlungen nun richtig dargestellt. Im Rahmen einer effizienteren Aufgabenzuweisung erhält damit jedes Team ein realistisches Arbeitspensum von maximal einem Tag.

Ein weiteres Problem bestand darin, dass einige Teams die ihnen zugewiesenen Gebiete nicht besuchten. Daraufhin wurden in einem Pilotversuch Telefone mit GPS-Funktionalität an die Mitarbeiter ausgegeben. Die Daten werden am Ende des Arbeitstags vom Telefon auf einen Computer heruntergeladen. Der entsprechende Verantwortliche kann dann die vom Mitarbeiter absolvierte Strecke mit der ursprünglich vorgegebenen vergleichen. Auf diese Weise können Gebiete, die zunächst übersehen wurden, erneut einbezogen und voller Impfschutz für alle Kinder gewährleistet werden.

Der intelligente Einsatz von Technologie kann zur Grundlage von gesunden Gesellschaften werden. In Nigeria wurden von Hand angefertigte Karten durch Satellitenbilder ersetzt. Dadurch können die Mitarbeiter im Gesundheitswesens Dörfer erfassen, die bei vorherigen Impfkampagnen übersehen wurden.

Die Regierung von Nigeria muss sich eine weiterhin enge Zusammenarbeit mit ihren Partner zum Ziel setzen. Methoden und Ansätze wie diese zur genaueren Ermittlung des Impfstatus im Norden Nigerias müssen besser angepasst werden. Bislang erzielte Fortschritte sind spürbar, denn die Zahl der Kinder mit Zugang zu Impfungen steigt.

Die aktuelle politische Situation in Pakistan und Afghanistan stellen das Programm vor weitere Herausforderungen. Im Dezember wurden neun Mitglieder einer Impfkampagne in Pakistan ermordet. Es ist mir unverständlich, warum diese Menschen, die sich einzig und allein für eine Verbesserung der gesundheitlichen Bedingungen von Kindern und für die Ausrottung von Polio einsetzen, Ziel dieser Anschläge geworden sind. Sie haben in meinen Augen wahre Heldentaten vollbracht. Der beste Weg, ihr Andenken zu ehren, ist die Vollendung ihrer Arbeit. Das Polio-Programm wird fortgesetzt. Wir werden zusätzliche Bemühungen zum Schutz der Sicherheit der Mitarbeit unternehmen und führende Persönlichkeiten der Gemeinden verstärkt unterstützen. Die internationale Polio-Koalition stellt gerade einen detaillierten Plan zur endgültigen Ausrottung von Polio fertig. Ich bin davon überzeugt, dass uns dies innerhalb der nächsten sechs Jahr gelingen wird.

Das System zur Erfolgsmessung der Polio-Initiative wird sich auch für andere Aktivitäten im Gesundheitsbereich von unschätzbarem Wert erweisen wie z. B. bei der Grundimmunisierung von Kleinkindern. Die Ausrottung einer Krankheit, die bis zum heutigen Tag über 400.000 Kinder jährlich gelähmt hat, wird noch weitere positive Auswirkungen haben."

Am 29. Januar 2013 erklärte Bill Gates bei BBC1 warum die Initiative Rotarys im Kampf gegen die Kinderlähmung nicht selbstverständlich ist und bedankte sich für das bereits knapp 30 Jahre andauernde Engagement von Rotariern aus aller Welt im Kampf gegen die Kinderlähmung.


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