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Kampf gegen Polio

Rotary ist treibende Kraft

28.10.2013

Die Rotary Clubs in Deutschland haben mit der roten Polio-Lokomotive ein Jahr lang quer durch Europa signalisiert, wie sehr Rotary sich weiterhin im Kampf gegen Polio engagiert. Zum Abschluss dieser spektakulären Jahres-Kampagne wurde Bilanz gezogen und die Lokomotive kurz vor dem Weltpoliotag (28.10.2013) am Frankfurter Hauptbahnhof verabschiedet, bevor es mit einer weiteren nationalen Aktion per Fahrrad weitergeht.

So kamen am Wochenende über 50 Mitglieder von Rotary sowie der Jugendorganisation Rotaract aus ganz Deutschland im Hauptbahnhof in Frankfurt zusammen, um an der Werbelokomotive der Rotarier auf dieses wichtige Engagement im Kampf gegen die Kinderlähmung aufmerksam zu machen. „Rotary lässt in seinem Bemühen, diese schreckliche Krankheit weltweit zu besiegen, nicht nach“ war das einhellige Credo der Teilnehmer.

Gemeinsam mit ihren Clubs werden daher alle deutschsprachigen und auch viele europäische Distrikte nach der Kampagne mit der Lokomotive nun als mobile Botschafter der guten Sache mit dem Fahrrad weiter unterwegs sein. Die große Radsternfahrt (27.4.-3.5.2014) wird zu Gunsten der wichtigen Projekte EndPolioNow und Gesundekids, der Kampagne für die Gesundheit unserer Kinder, stattfinden. Auch hier wird der Schlusspunkt wieder in Frankfurt sein.

Der Weltpoliotag am 28. Oktober soll an die Schrecken, aber auch an die enormen Fortschritte bei der Ausrottung dieser Krankheit erinnern. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Erkrankungen gibt es gegen Polio ein Mittel – die einfach zu verabreichende, kostengünstige Impfung.


Rotary als treibende Kraft

Im Unterschied zu den Pocken war bei der Kinderlähmung nicht die WHO die treibende Kraft, sondern die Organisation Rotary International, die 1985 die PolioPlus-Kampagne ausrief. Diese Kampagne ist eine Erfolgsgeschichte sondergleichen: Seit Rotary International den offiziellen Beschluss fasste, die Welt von der Infektionskrankheit Polio zu befreien, konnten bis heute 99 Prozent der gesteckten Ziele erreicht werden.

Gab es damals noch 125 Länder mit jährlich rund 350.000 Neuinfektionen, so konnte seither dank umfassender Impfmaßnahmen die Ansteckungsrate auf weniger als 300 gesenkt werden. Nur mehr in drei Ländern – Nigeria, Afghanistan und Pakistan – ist die Bevölkerung heute noch akut von Polio-Viren bedroht.

Der aktuell beschlossene „Polio Endgame Strategic Plan 2013 – 2018“ sieht nun vor, dass alle Anstrengungen unternommen werden, die Übertragungskette von Polio bis Ende 2014 weltweit zu unterbrechen. Die Kinderlähmung würde damit in der Menschheitsgeschichte die zweite Krankheit nach den Pocken sein, die dauerhaft besiegt wurde. Dafür allerdings benötigt der Kampf gegen Polio weitere öffentliche Aufmerksamkeit. Zudem muss eine letzte Finanzierungslücke von rund 1,5 Milliarden USD für Impfprogramme geschlossen werden.

Seit 1985 ist die Bundesrepublik Deutschland als Geberland aktiv in die Polio-Kampagne eingebunden, auch in diesem Jahr wurden weitere 100 Millionen Euro von der Bundesregierung dafür bereitgestellt – zu unser aller Nutzen. Im Vergleich zu den Beiträgen der Staatengemeinschaft von insgesamt etwa 8 Milliarden US-Dollar ist der Beitrag Rotarys von bisher 1,2 Milliarden US-Dollar zwar ein kleiner Teil, aber als flexibel einsetzbare Mittel von großer strategischer Bedeutung. Neunundneunzig Prozent des Rotary-Versprechens „Eine Welt ohne Polio“ sind eingelöst: Die endgültige Unterbrechung der Infektionskette der Kinderlähmung ist zum Greifen nahe.

Doch ohne weitere umfangreiche Anstrengungen, auch die Neuausbrüche reimportierter Viren zu verhindern, wird es kaum gelingen. Probleme bereiten vor allem die Re-Importe von Poliowildviren aus Endemie-Gebieten in bereits poliofreie Gebiete. So ist auch Europa nicht vor einer Wiedereinschleppung von Poliowildviren geschützt. Nur die durch den "Polio Endgame Strategic Plan 2013 bis 2018" garantierte globale Überwachung, die Stärkung von Routineimpfungen und die Verbesserung der Infrastruktur in schwer zu erreichenden Gebieten kann garantieren, dass Polio wirksam zurückgedrängt wird.

Ein Risiko bleibt allerdings im Hinblick auf den Schlusstermin 2018: Von den veranschlagten 5,5 Milliarden US-Dollar fehlen noch 1,5 Milliarden US-Dollar, um die Impfungen bis dahin zu finanzieren. Die Mittel werden weiter von privater Seite wie den Rotariern oder der Bill & Melinda Gates Foundation kommen, die bereits mit über 400 Millionen US-Dollar engagiert ist. Rotary bleibt am Ball. Die über 50.000 Rotarierinnen und Rotarier in Deutschland sehen es als nationale Verpflichtung an, die internationale Gemeinschaft hierin zu unterstützen. Es ist uns ein besonderes Anliegen, unsere Mitbürger daran zu erinnern, ihren Impfschutz im Auge zu behalten und zugleich durch eine Spende Impfungen in den Polio-Ländern zu unterstützen. Wir sind ganz nah am Ziel – lassen Sie uns die letzten Schritte zum Erfolg gemeinsam gehen!



Ergänzende Informationen:
Über die Kinderlähmung
Die Poliomyelitis, kurz Polio, deutsch Kinderlähmung, ist eine von Polioviren hervorgerufene Infektionskrankheit, die die muskelsteuernden Nervenzellen des Rückenmarks befällt und zu bleibenden Läh-mungserscheinungen bis hin zum Tod führen kann. Überwiegend sind Kinder im Alter zwischen drei und acht Jahren, gelegentlich auch ältere Personen bis ins Erwachsenenalter betroffen. Für diese Vi-ruserkrankung gibt es keine ursächliche Behandlung. Aufgrund der konsequenten Impfung gilt Polio heute in Deutschland offiziell als „ausgerottet“.

Der Welt-POLIO-Tag (28. Oktober)
Der Welt-POLIO-Tag ist der Geburtstag von Dr. Jonas Salk. Er entwickelte den ersten sicheren und effektiven Polio-Impfstoff, durch den überhaupt erst eine Bekämpfung der Krankheit möglich wurde. Die WHO proklamierte 1998 den 28. Oktober weltweit zum jährlich wiederkehrenden Welt-POLIO-Tag. Es ist ein Tag des Erinnerns, im Kampf gegen die Kinderlähmung nicht nachzulassen. Die Initiative zu diesem Gedenktag war von den Polioerkrankten in Deutschland gemeinsam mit Rotariern ausgegangen. In einigen Ländern wird der Welt-POLIO-Tag abweichend von diesem Datum begangen.

(Von Peter Hübner, Rotary Public Image Coordinator)