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Kampf gegen die Kinderlähmung

Ein Jahrhundert-Projekt

Matthias Schütt24.10.2014

Eine Infektionskrankheit zu besiegen, die über Jahrhunderte Millionen von Menschen dahingerafft hat – die moderne Medizin macht es möglich, wenn die internationale Gemeinschaft konsequent vorgeht: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) konnte 1980 nach jahrelangen  Impfungen das Ende der Pocken verkünden, eine der furchtbarsten Bedrohungen der Menschheit. 30 Jahre später – und weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit – steht erneut ein epochaler Erfolg bevor: Wenn die Impfungen in den kommenden vier Jahren unvermindert fortgesetzt werden, kann 2018 das Ende der Kinderlähmung (Poliomyelitis, kurz: Polio) gefeiert werden.

 

Im Unterschied zu den Pocken war bei der Kinderlähmung nicht die WHO die treibende Kraft und auch nicht die internationale Staatengemeinschaft, sondern eine private Organisation, die bereits Ende der 1970-er Jahre die Herausforderung aufgriff, alle Kinder der Welt gegen Polio zu impfen. Rotary International, der Zusammenschluss von 34.000 Rotary Clubs in fast allen Ländern der Welt, bewies durch Erfolge in einzelnen Regionen, dass dieses Ziel tatsächlich erreichbar ist. 1988 griff die WHO die Initiative auf und formte mit UNICEF, Rotary und den US-Gesundheitsbehörden CDC die Global Polio Eradication Initiative (GPEI). Wurden Mitte des Jahrzehnts noch 350.000 neue Infektionen pro Jahr registriert, so konnte diese Zahl durch massive Impfaktionen bis 2012 auf 233 gesenkt werden. Nur noch drei Länder – Afghanistan, Pakistan sowie Nigeria – sind heute polio-endemisch.

 

Ein Risiko bleibt allerdings im Hinblick auf den Schlusstermin 2018: Es fehlen noch 1,5 Milliarden US-Dollar, um die Impfungen bis dahin zu finanzieren. Die Mittel werden weiter von privater Seite wie der Bill & Melinda Gates Foundation kommen, die bereits mit über 400 Millionen US-Dollar engagiert ist. Und auch Rotary bleibt am Ball. Dennoch: Es ist Aufgabe der Staatengemeinschaft, dieses Projekt erfolgreich zu Ende zu führen. Wir werden sie daran immer wieder erinnern.

Matthias Schütt

Matthias Schütt ist selbständiger Journalist und Lektor. Von 1994 bis 2008 war er Mitglied der Redaktion des Rotary Magazins, die letzten sieben Jahre als verantwortlicher Redakteur. Seither ist er rotarischer Korrespondent des Rotary Magazins und seit 2006 außerdem Distriktberichterstatter für den Distrikt 1940.