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Foundation-Schwerpunkte

Hilfe für geflüchtete Nordkoreaner beim Einleben in Südkorea

Foundation-Schwerpunkte - Hilfe für geflüchtete Nordkoreaner beim Einleben in Südkorea
Gemeinsam mit Kindern malen ist eine willkommene Abwechslung vom Alltag. © Seok Ju Eun (alle Fotos)

Friedensförderung & Konfliktprävention

01.09.2021

1945, zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die koreanische Halbinsel geteilt. Der Norden ging unter sowjetische und der Süden unter US-amerikanische Besatzung. Bis heute kämpfen die noch immer zerstrittenen Teilnationen seit Jahrzehnten um ein friedliches Verhältnis.

In den Jahren seit der Teilung sind mehr als 30.000 Menschen aus dem Norden über China nach Südkorea geflüchtet, um einen Neuanfang zu wagen. Während der COVID-19-Pandemie ist die Zahl der Überläufer aufgrund der erhöhten Grenzsicherheit drastisch zurückgegangen. Vor dem Ausbruch der Pandemie hatte das Regime des nordkoreanischen Führers Kim Jong Un auch die Grenzpatrouillen verstärkt und einen elektrifizierten Zaun errichtet, was die Flucht erschwerte.

Diejenigen, die es nach Südkorea schaffen, durchlaufen einen von der Regierung organisierten, dreimonatigen Umsiedlungsprozess. Danach wird ihnen ein Polizeibeamter zugewiesen, der sie weiterhin beobachtet. Die Aufgabe, sich ein neues Leben in einer anderen koreanischen Kultur aufzubauen, liegt bei ihnen.


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Die Beziehung zwischen Nord- und Südkoreanern ist komplex. Als Teil einer einzigen Nation seit Tausenden von Jahren teilen sie die gleiche Sprache und halten die gleichen traditionellen Feiertage ein. Doch die Erinnerung an die Spionage nach dem Koreakrieg ist immer noch präsent. In Südkorea müssen sich die Menschen aus dem Norden ohne Familie und Freunde an ein ungewohntes kapitalistisches System und eine fremde Kultur anpassen, während sie gleichzeitig Misstrauen und Vorurteile ertragen müssen.

2016 gründeten nordkoreanische Einwanderer mit Unterstützung des Rotary Clubs Ulsan Daeduck den Rotary Club Ulsan Freedom - ein passender Name für diejenigen, die ihr Leben für ihre Freiheit riskiert haben.

Ju Eun Seok, die Gründerin des Ulsan Freedom Clubs, verbrachte zwischen der Überquerung des Yalu-Flusses 1997 und der Ankunft in Südkorea mit ihrem Sohn 2003 sechs Jahre in China. Unmittelbar danach besuchte sie das College und studierte Sozialarbeit mit dem Ziel, nordkoreanischen Überläufern bei der Anpassung an die Gesellschaft zu helfen. Von 2010 bis 2013 arbeitete sie als Beraterin für Überläufer in der Gegend von Ulsan und unterstützte sie in der Anfangsphase ihrer Ansiedlung. "Ich bin so glücklich, wenn ich sehe, dass Nordkoreaner eine Berufsausbildung erhalten, sich an die Gesellschaft anpassen und einen Job bekommen", sagt sie. Zurzeit arbeitet sie als "Vereinigungspädagogin".

"Das Leben in China war hart und immer voller Angst, dass ich entdeckt und gezwungen werden könnte, nach Nordkorea zurückzukehren", sagt Seok. "Mein chinesischer Ehemann und ich mussten häufig nachts fliehen, um den Razzien der chinesischen Beamten zu entgehen. Es war schwierig, sich anzupassen, auch nach der Ankunft in Südkorea. Ich konnte nicht verstehen, was die Leute sagten - sie verwendeten ungewohnte kapitalistische Begriffe wie 'Börse' oder 'Investition'. Englische Wörter hatten sich in die Alltagskonversation integriert."

Seok sagt jedoch, dass viele Südkoreaner ihr und anderen Überläufern halfen. Rotary Clubs boten Stipendien an und unterstützten ihre Ansiedlung. Nachdem sie einige Jahre in Rotary Clubs in Ulsan mitgewirkt hatte, schlug der damalige Governor des Distrikts 3721, Hae-Sang Choi, ihr vor, dass Rotary ein Ausgangspunkt für andere sein könnte, um Beziehungen zum Gemeinwesen aufzubauen.

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Gemeinsam essen stärkt die Gemeinschaft und fördert die Integration der Geflüchteten, deshalb wird öfter gekocht.

Heute ist der Rotary Club Ulsan Freedom zusammen mit anderenlokalen Clubs aktiv im Dienst am Gemeinwesen. Die Mitglieder unterstützen nicht nur neue Einwanderer und helfen ihnen bei der Eingewöhnung, sondern arbeiten auch mit einem örtlichen Waisenhaus zusammen und helfen den Mitarbeitern bei der Betreuung von Kindern. An Feiertagen wie Chuseok (Erntedankfest), Seollnal (Neujahr) und Weihnachten lädt der Club nordkoreanische Einwanderer und einheimische Familien mit geringem Einkommen ein, Essen und Geschenke auszutauschen, Festtagskostüme zu tragen und gemeinsam Zeit zu verbringen, um Entfremdung abzubauen und ein Gefühl der Zugehörigkeit zu schaffen. "Wir nennen uns 'Vereinigung, die bereits existiert'", sagt Ju Eun Seok. "Wir glauben, dass unsere Aktivitäten es den Menschen im Süden leichter machen, Menschen aus dem Norden ohne Vorurteile zu akzeptieren, und die Menschen aus dem Norden werden das Gefühl haben, dass sie akzeptiert werden können, da sie uns als stolze Mitglieder der Gemeinschaft sehen."

Seoks Club ist einer von vielen, die daran arbeiten, den Übergang für Einwanderer zu einer positiven Erfahrung zu machen. Rotary Clubs in Südkorea unterstützen seit Langem Flüchtlinge aus Nordkorea auf vielfältige Weise - durch den Bau von Schulen für Jugendliche, die Vergabe von Stipendien und die Bereitstellung von kostenlosen Gesundheitschecks und Zahnbehandlungen. Während der Pandemie haben fünf Clubs (Ulsan-Dongbu, Ulsan-Jeil, Ulsan-Namsan, Ulsan-Muryong, Ulsan Freedom) Quarantäne-Kits an 580 nordkoreanische Einwanderer im Raum Ulsan geliefert. Mit der Hilfe von Menschen wie Seok und ihren Rotary Clubs werden die Flüchtlinge auch in Zukunft positiv begleitet und unterstützt.

Seoha Lee