Interview mit Distrikt-Governor Jörg Max Haas
"Wir müssen das Netzwerk ausbauen"
Am Rande des Rotary Zukunftsworkshops stellte sich Governor Jörg Max Haas den Fragen des Rotary Magazins.
Herr Haas, RI-Präsident Gordon McInally hat auf dem Zukunftsworkshop gesagt, die Arbeit bei Rotary wird nicht in Evanston, sondern in den Clubs und Distrikten gemacht. Sind die Clubs das wichtigste Puzzlestück in der rotarischen Familie?
Ja. Auf jeden Fall. Wir sind eine Bottom-up-Organisation. Das bedeutet, der Club steht im Mittelpunkt. So lautete ja auch der Titel des Zukunftsworkshop. Ich habe in meinem Governor-Jahr bislang immer die Schlagwörter "zukunftsfähiger Club", "zukunftsfähige Strategie" thematisiert. Aber es gehört darüber ein funktionierender Distrikt, der den Clubs benötigte Serviceleistungen bieten kann – und natürlich darüber noch Rotary International, denn sonst wären wir nicht Rotary International.
Was sind die größten drei Herausfroderungen, denen sich deutsche Rotary Clubs derzeit stellen müssen?
Als erstes kommt das Ernstnehmen der Organisation und Ämter, die man begleitet. Ich habe einen Verein, den muss ich führen, den muss ich von vorne führen. Oft heißt es ja, das ist kein Verein, das ist nur ein Club. Das ist so nicht haltbar. Als zweites kommt für mich das Wissensmanagement. Wir sind eine unheimlich große und verästelte Organisation. Da schlummert sehr viel Wissen in verschiedenen Kammern. Das Wissen muss geborgen werden. Das ist sicher nicht immer ganz einfach für Amtsträger. Das ist eine Herausforderung. Und dann natürlich die Mobilisierung unserer Mitglieder. Diese müssen wieder Lust auf andere Clubs, rotarische Freundinnen und Freunde bekommen. Wir müssen das Netzwerk ausbauen und mehr gemeinsam miteinander tun. So vergrößern wir auch unsere Wirkung.
Es gibt zwei interessante Fragen, die Sie immer bei Clubbesuchen stellen. Diese würde ich gerne Ihnen einmal stellen. Zuerst: Warum heute noch der Rotary Club-Platz der Republik?
Ganz einfach: Wir haben sehr viel ausprobiert, was auch gut funktioniert hat. Wir sind ein Club mitten im Leben. Wir machen bewusst mehrere Charity-Projekte im Zollpackhof. Das ist eine Location mit 3000 Plätzen. Wir kriegen da auch Feedback und erzielen Reichweite. Die gelebte Freundschaft gehört dazu und natürlich auch die Möglichkeit, viele tolle Ideen umzusetzen.
Wo wird der Rotary Club-Platz der Republik in fünf oder zehn Jahren stehen?
Wir haben jetzt nach fünf Jahren unseren Aufbau abgeschlossen. Wir haben als einer der jüngsten Clubs überhaupt seit vergangenen Juli eine eigene rechtsfähige Stiftung. Jetzt geht es darum, das Erreichte zu konsolidieren und unser Ebngagement weiter zu professionalisieren. Wir wollen wirklich das Beste rausholen mit dem, was wir tun. Wir wollen mehr aktive Mitglieder. Das wäre wünschenswert.
Ich habe drei Adjekte aufgeschrieben, die aus meiner Sicht den Zukunftsworkshop treffend beschreiben: Inspirierend, motivierend und verbindend. Was war für Sie das Inspirierendste?
Das inspirierenste für mich war, dass alle Ebenen von Rotary mitdiskutiert haben – und das unprädentiös, einfach im Stuhlkreis. Wir haben sehr viele Ideen zueinander gebracht. Das war tatsächlich auch für mich das Inspirierendste.
RI-Präsident Gordon McInally gestand, dass dies sein erster Workshop dieser Art war. An einem Barcamp, was wesentlicher Bestandteil des Workshops war, hatte er noch nie teilgenommen. Nun will er diese Idee mit in seinen Distrikt nehmen. Kann es ein größeres Kompliment geben?
Es gab ja schon viele Komplimente. Ich glaube, wir haben mit dem Zukunftsworkshop ein Format, das viel mehr als nur das Barcamp umfasst. Wir haben ja mit einem Begrüßungsabend begonnen. Wir haben nicht umsonst gesagt, wir machen eine Mini-Charterfeier. Die dauerte ja nur eineinhalb Stunden. Danach gab es den Begrüßungsabend, wo das Netzwerken begann. Das war genau so beabsichtigt. Häufig ist es ja so, dass Konferenzen beginnen, aber abseits eines Welcome-Coffee hat man nicht viel gesehen voneinander. Wir sind ganz anders eingestiegen. Hier haben sich die Teilnehmer am Vorabend kennengelernt. Das hat einen Wiedererkennungseffekt am nächsten Tag. Wir sind dadurch zu einer großen Familie zusammengewachsen. Von daher nehme ich das Lob gerne mit.
Ich habe mit vielen Teilnehmern gesprochen, die sagen, dass war ein tolles Format und das schreit nach einer Wiederholung. Haben wir da eine Chance?
Naja, am 30. Juni endet meine Amtszeit. Bis dahin wird es etwas sportlich. Nein, Spaß beiseite. Ich denke, ein solches Format kann und sollte man wiederholen. Das RI Institut, welches nun in Bonn ins European Summit überführt wird, steht nun erst einmal bevor. Die Frage ist, ob Conventions noch zeitgemäß sind. Wir müssen die Idee weiter tragen und Diskussionsplattformen bereitstellen, sonst sind wir als Serviceorganisation nicht mehr zeitgemäß.
Den Bericht zum Rotary Zukunftsworkshop finden Sie hier: "Die Arbeit Rotarys findet in den Clubs statt"
Copyright: Andreas Fischer
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