Neues aus Bröckedde - Folge 74
Der Starredner
Bröckedde liegt im Herzen Deutschlands – dort, wo Rhein und Donau in den schönen Bröckeddesee münden. Hier trifft sich im Bröckedder Hof der RC Bröckedde zum Meeting – jeden Mittwoch um 13 Uhr im Salon Hindenburg.
Der RC Bröckedde freute sich stets über interessante Gastreferenten. Zuletzt beeindruckte ein Herr aus Brüssel, der über die Eurokrise unter dem Motto „Erst Griechenland, dann Bröckedde?“ sprach. Anschließend ging er mit einer Spendenbüchse durch die Reihen und machte ein erwartungsvolles Gesicht.
Präsident Pröpcke stöhnte: „Alle wollen unser Geld. Wir helfen ja gerne, aber das ist ein bisschen viel.“
Wochen später hellte sich seine Stimmung jedoch auf, als ein verstorbener Freund seinen RC Bröckedde mit einer beträchtlichen Summe bedachte. Und Clubsekretär Dr. Bommert berichtete, dass man bald das 2500. Meeting feiern könne.
„Da wollen wir uns selbst mal etwas Gutes tun“, meinte Pröpcke und schlug die Verpflichtung eines Starredners zum Jubiläum vor – „kann ruhig auch etwas kosten.“
Bill Clintons Büro wollte allerdings 250.000 Dollar für 20 rotarische Minuten, auch ein deutscher Altbundeskanzler war sehr teuer. Freund Dr. Krümelein schlug alternativ den bekannten Literaturkritiker Prof. Xaver Müller-Schnitterhahn vor, ein Titan des Geisteslebens.
Der Titan verlangt 25.000 Euro. Pröpcke handelte ihn auf 10.000 herunter. Als er Müller-Schnitterhahn die Summe schriftlich bestätigte, rief der erregt zurück: „Wollen Sie mich betrügen? Da kommt noch die Mehrwertsteuer drauf.“
Das war Pröpcke zu viel. Er zog einen Ex-Ministerpräsidenten an Land. Der wollte 20.000. Als Pröpcke 10.000 anbot, sagte er schmollend: „Gut, dann rede ich aber nur zehn Minuten.“
Pröpcke war die Sache schon leid, als Kassier Knödler meinte: „Setzen wir doch auf ein Eigengewächs.“
Und so hielt Dr. Krümelein eine großartige Rede zum Jubiläum, viel umjubelt und eine Stunde lang. Alle waren glücklich, ehe Pröpcke acht Tage später eine Rechnung von Dr. Krümelein erhielt, über 5000 Euro plus Mehrwertsteuer.
Pröpcke stellte den Freund zur Rede, der meinte: „Mein Vortrag war doppelt so gut wie der vom Ex-Ministerpräsidenten und sechsmal so lang. Man wird es doch mal versuchen dürfen!“
Das alles führte zur Lex Krümelein, die der Vorstand des RC Bröckedde formulierte. Sie hatte vier Paragrafen:
Präsident Pröpcke stöhnte: „Alle wollen unser Geld. Wir helfen ja gerne, aber das ist ein bisschen viel.“
Wochen später hellte sich seine Stimmung jedoch auf, als ein verstorbener Freund seinen RC Bröckedde mit einer beträchtlichen Summe bedachte. Und Clubsekretär Dr. Bommert berichtete, dass man bald das 2500. Meeting feiern könne.
„Da wollen wir uns selbst mal etwas Gutes tun“, meinte Pröpcke und schlug die Verpflichtung eines Starredners zum Jubiläum vor – „kann ruhig auch etwas kosten.“
Bill Clintons Büro wollte allerdings 250.000 Dollar für 20 rotarische Minuten, auch ein deutscher Altbundeskanzler war sehr teuer. Freund Dr. Krümelein schlug alternativ den bekannten Literaturkritiker Prof. Xaver Müller-Schnitterhahn vor, ein Titan des Geisteslebens.
Der Titan verlangt 25.000 Euro. Pröpcke handelte ihn auf 10.000 herunter. Als er Müller-Schnitterhahn die Summe schriftlich bestätigte, rief der erregt zurück: „Wollen Sie mich betrügen? Da kommt noch die Mehrwertsteuer drauf.“
Das war Pröpcke zu viel. Er zog einen Ex-Ministerpräsidenten an Land. Der wollte 20.000. Als Pröpcke 10.000 anbot, sagte er schmollend: „Gut, dann rede ich aber nur zehn Minuten.“
Pröpcke war die Sache schon leid, als Kassier Knödler meinte: „Setzen wir doch auf ein Eigengewächs.“
Und so hielt Dr. Krümelein eine großartige Rede zum Jubiläum, viel umjubelt und eine Stunde lang. Alle waren glücklich, ehe Pröpcke acht Tage später eine Rechnung von Dr. Krümelein erhielt, über 5000 Euro plus Mehrwertsteuer.
Pröpcke stellte den Freund zur Rede, der meinte: „Mein Vortrag war doppelt so gut wie der vom Ex-Ministerpräsidenten und sechsmal so lang. Man wird es doch mal versuchen dürfen!“
Das alles führte zur Lex Krümelein, die der Vorstand des RC Bröckedde formulierte. Sie hatte vier Paragrafen:
- Clubmitglieder reden prinzipiell kostenlos
- Gastredner sind willkommen
- Sie sollten aber kein Geld von uns wollen
- Sie sollten eher Geld mitbringen
Alexander Hoffmann (RC Frankfurt/Main-Römer) ist korrespondierendes Mitglied des RC Bröckedde. Nach langen Jahren als politischer Redakteur bei namhaften Tageszeitungen (zuletzt "Süddeutsche Zeitung") ist Hoffmann heute als Unternehmensberater tätig. Daneben zahlreiche Sachbuchveröffentlichungen zu den Themen Zeitgeschichte und Medizin sowie satirische Beiträge für den Rundfunk. Dem satirischen Düsseldorf-Roman "Der Wolkenschieber" folgten 2019 der Krimi "Hopfen, Malz & Blut" und 2020 der Krimi "Phantom im Wiehengebirge". 2021 erschienen der Krimi "Bommfördes Erbe" und der Roman "Brillanter Abgang". 2022 folgte der Wirtschaftskrimi "Mainopoly". 2023 erschienen der Krimi "Tödliche Eisernte" und die Katzennovelle "Der Chef bin ich".
Copyright: privat www.hoffmannschreibt.de
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