Neues vom RC Bröckedde · Folge 79
Der Neue
Bröckedde liegt im Herzen Deutschlands –dort, wo Rhein und Donau in den schönen Bröckeddesee münden. Hier trifft sich im Bröckedder Hof der RC Bröckedde zum Meeting – jeden Mittwoch um 13 Uhr im Salon Hindenburg.
Freund Würzenich kam neu in den RC Bröckedde und hatte Probleme. Er kannte kaum jemanden und verzweifelte angesichts der Aufgabe, 80 Namen den richtigen Gesichtern zuzuordnen. Wie sollte man sich da im Smalltalk behaupten?
Doch Würzenich fand eine Lösung. Akribisch sammelte er Basisdaten aller Freunde zu Lebensweg, Beruf und Hobbys, speicherte sie in seinem Smartphone und stellte die Informationen zum jeweiligen Porträtfoto. Auch im dicksten Getümmel reichte ein diskreter Blick auf das Gerät, um genau zu wissen, mit wem man sprach.
Das klappte hervorragend. Kassierer Knödler schmolz dahin, als Würzenich mit ihm locker über dessen Lebensthema, das deutsch-tadschikische Doppelbesteuerungs-abkommen von 2001, plauderte.
Ehrenpräsident Papkes Passion war die deutsche Militärgeschichte. Würzenich skizzierte kurz die Schlacht von Weißenburg 1870 nebst Sieg über die Franzosen und hatte einen neuen Freund gewonnen.
Doch dann ging etwas schief. In seinem Smartphone verrutschten ein paar Zeilen, die Zuordnung stimmte nicht mehr. Bei einem Meeting traf Würzenich Freund Boppert. Laut Gerät war Boppert ein Fan von Borussia Dortmund. Würzenich klopfte ihm auf die Schulter: „Da haben wir den Bayern wieder mal die Lederhosen ausgezogen, mein Wochenende war gerettet.“
Boppert entgegnete grämlich: „Ich muss doch sehr bitten. Ich bin seit dem Aufstieg 1965 Bayern-Fan.“
Dann verwechselte Würzenich Freund Munzinger, den Investmentbanker, mit Dr. Krümelein, dem Salonlinken des Clubs. Er flötete Munzinger ins Ohr: „Gestern wieder Marx gelesen. Der Alte hatte doch recht!“
Munzinger floh an den Nebentisch und Würzenich wandte sich Dr. Krümelein zu. Ihm teilte er mit gedämpfter Stimme mit: „Wir könnten zusammen am Reispreis für die Dritte Welt drehen. Machen Sie mit?“ Völlig verstört verließ Dr. Krümelein das Meeting.
Um Würzenich wurde es einsam. Das besserte sich erst, als wieder ein Neuer in den Club kam und sich in seiner Not an Würzenich klammerte. Bald fiel Würzenich auf, dass der Neue ein Notizbüchlein bei sich trug, in das er immer wieder Eintragungen machte. Bei einer Gelegenheit riskierte Würzenich einen Blick in das offene Büchlein. Sein Name stach hervor.
Dahinter stand „Netter Typ. Wenn auch mit einem Zug ins Infantile. Guckt immer in sein Smartphone.“
Doch Würzenich fand eine Lösung. Akribisch sammelte er Basisdaten aller Freunde zu Lebensweg, Beruf und Hobbys, speicherte sie in seinem Smartphone und stellte die Informationen zum jeweiligen Porträtfoto. Auch im dicksten Getümmel reichte ein diskreter Blick auf das Gerät, um genau zu wissen, mit wem man sprach.
Das klappte hervorragend. Kassierer Knödler schmolz dahin, als Würzenich mit ihm locker über dessen Lebensthema, das deutsch-tadschikische Doppelbesteuerungs-abkommen von 2001, plauderte.
Ehrenpräsident Papkes Passion war die deutsche Militärgeschichte. Würzenich skizzierte kurz die Schlacht von Weißenburg 1870 nebst Sieg über die Franzosen und hatte einen neuen Freund gewonnen.
Doch dann ging etwas schief. In seinem Smartphone verrutschten ein paar Zeilen, die Zuordnung stimmte nicht mehr. Bei einem Meeting traf Würzenich Freund Boppert. Laut Gerät war Boppert ein Fan von Borussia Dortmund. Würzenich klopfte ihm auf die Schulter: „Da haben wir den Bayern wieder mal die Lederhosen ausgezogen, mein Wochenende war gerettet.“
Boppert entgegnete grämlich: „Ich muss doch sehr bitten. Ich bin seit dem Aufstieg 1965 Bayern-Fan.“
Dann verwechselte Würzenich Freund Munzinger, den Investmentbanker, mit Dr. Krümelein, dem Salonlinken des Clubs. Er flötete Munzinger ins Ohr: „Gestern wieder Marx gelesen. Der Alte hatte doch recht!“
Munzinger floh an den Nebentisch und Würzenich wandte sich Dr. Krümelein zu. Ihm teilte er mit gedämpfter Stimme mit: „Wir könnten zusammen am Reispreis für die Dritte Welt drehen. Machen Sie mit?“ Völlig verstört verließ Dr. Krümelein das Meeting.
Um Würzenich wurde es einsam. Das besserte sich erst, als wieder ein Neuer in den Club kam und sich in seiner Not an Würzenich klammerte. Bald fiel Würzenich auf, dass der Neue ein Notizbüchlein bei sich trug, in das er immer wieder Eintragungen machte. Bei einer Gelegenheit riskierte Würzenich einen Blick in das offene Büchlein. Sein Name stach hervor.
Dahinter stand „Netter Typ. Wenn auch mit einem Zug ins Infantile. Guckt immer in sein Smartphone.“
Alexander Hoffmann (RC Frankfurt/Main-Römer) ist korrespondierendes Mitglied des RC Bröckedde. Nach langen Jahren als politischer Redakteur bei namhaften Tageszeitungen (zuletzt "Süddeutsche Zeitung") ist Hoffmann heute als Unternehmensberater tätig. Daneben zahlreiche Sachbuchveröffentlichungen zu den Themen Zeitgeschichte und Medizin sowie satirische Beiträge für den Rundfunk. Dem satirischen Düsseldorf-Roman "Der Wolkenschieber" folgten 2019 der Krimi "Hopfen, Malz & Blut" und 2020 der Krimi "Phantom im Wiehengebirge". 2021 erschienen der Krimi "Bommfördes Erbe" und der Roman "Brillanter Abgang". 2022 folgte der Wirtschaftskrimi "Mainopoly". 2023 erschienen der Krimi "Tödliche Eisernte" und die Katzennovelle "Der Chef bin ich".
Copyright: privat www.hoffmannschreibt.de
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