Bröckedde
Pröpcke in Öl
Bröckedde liegt im Herzen Deutschlands – dort, wo Rhein und Donau in den schönen Bröckeddesee münden. Hier trifft sich im Bröckedder Hof der RC Bröckedde zum Meeting – jeden Mittwoch um 13 Uhr im Salon Hindenburg.
Eines Tages weilte der RC Bröckedde in Frankfurt am Main, wo man auch den Kaisersaal im Römer, dem Rathaus der Stadt, besichtigte. Beeindruckt zeigten sich die Freunde von den Porträts aller 52 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, die im Kaisersaal verewigt sind. Besonders beeindruckt war Frau Pröpcke, die Gattin des Präsidenten.
Auf der Heimfahrt sagte sie zum Gatten: „Im Kaisersaal spürt man den Atem der Geschichte, die eherne Tradition. Die pflegt ihr doch auch in eurem Club.“ „Hm, hm“, murmelte Pröpcke. Die Gattin fuhr fort: „Auch die Präsidenten des RC Bröckedde hätten eine bleibende Würdigung verdient. Ich hätte schon jemanden, um euch alle zu porträtieren. Die Kunstwerke würden gut in den Salon Hindenburg passen.“
Pröpcke zierte sich, doch dann stellte er den Vorschlag im Vorstand zur Diskussion. Die Begeisterung war enorm, zumal Frau Pröpcke einen Herrn Bultrizelli beibrachte, der sich erbötig zeigte, alle Präsidenten in ein Kunstwerk zu überführen, ob lebend oder schon verblichen. Bultrizelli war ein genialer Fälscher, der gerade sieben Jahre in der JVA Bröckedde-Ost absaß, aber schon Freigang genoss. Bultrizelli begann mit Pröpcke in Öl, wobei er Züge von Konrad Adenauer mit dem Lächeln der Mona Lisa kombinierte. Investmentbanker Munzinger glänzte mit einem goldlaminierten Bild gemäß Gustav Klimt, der Clubintellektuelle Dr. Krümelein erstrahlte in den wilden Klecksen von Jackson Pollock. Bäckermeister Boppert wollte als Skulptur verewigt werden. Der Denker von Rodin passte irgendwie nicht, also besprühte Bultrizelli den Feuerlöscher am Eingang des Salons Hindenburg in Mehlweiß und fertig war die Boppert-Plastik.
Es galt, über 60 Präsidentinnen und Präsidenten zu porträtieren. Als die Wände belegt waren, nutzte Bultrizelli die Decke. Als Fresco à la Botticelli war dort Freundin Totholz-Gümbel zu bestaunen, die als Venus gerade dem Meer entstieg. Es kam der Tag, als kein Quadratzentimeter mehr frei war im Salon Hindenburg. Doch Pröpcke freute sich über einen Nebeneffekt: „Früher haben sich viele Freunde vor dem Präsidentenamt gedrückt – jetzt habe ich eine große Warteliste.“
Auf der Heimfahrt sagte sie zum Gatten: „Im Kaisersaal spürt man den Atem der Geschichte, die eherne Tradition. Die pflegt ihr doch auch in eurem Club.“ „Hm, hm“, murmelte Pröpcke. Die Gattin fuhr fort: „Auch die Präsidenten des RC Bröckedde hätten eine bleibende Würdigung verdient. Ich hätte schon jemanden, um euch alle zu porträtieren. Die Kunstwerke würden gut in den Salon Hindenburg passen.“
Pröpcke zierte sich, doch dann stellte er den Vorschlag im Vorstand zur Diskussion. Die Begeisterung war enorm, zumal Frau Pröpcke einen Herrn Bultrizelli beibrachte, der sich erbötig zeigte, alle Präsidenten in ein Kunstwerk zu überführen, ob lebend oder schon verblichen. Bultrizelli war ein genialer Fälscher, der gerade sieben Jahre in der JVA Bröckedde-Ost absaß, aber schon Freigang genoss. Bultrizelli begann mit Pröpcke in Öl, wobei er Züge von Konrad Adenauer mit dem Lächeln der Mona Lisa kombinierte. Investmentbanker Munzinger glänzte mit einem goldlaminierten Bild gemäß Gustav Klimt, der Clubintellektuelle Dr. Krümelein erstrahlte in den wilden Klecksen von Jackson Pollock. Bäckermeister Boppert wollte als Skulptur verewigt werden. Der Denker von Rodin passte irgendwie nicht, also besprühte Bultrizelli den Feuerlöscher am Eingang des Salons Hindenburg in Mehlweiß und fertig war die Boppert-Plastik.
Es galt, über 60 Präsidentinnen und Präsidenten zu porträtieren. Als die Wände belegt waren, nutzte Bultrizelli die Decke. Als Fresco à la Botticelli war dort Freundin Totholz-Gümbel zu bestaunen, die als Venus gerade dem Meer entstieg. Es kam der Tag, als kein Quadratzentimeter mehr frei war im Salon Hindenburg. Doch Pröpcke freute sich über einen Nebeneffekt: „Früher haben sich viele Freunde vor dem Präsidentenamt gedrückt – jetzt habe ich eine große Warteliste.“
Alexander Hoffmann (RC Frankfurt/Main-Römer) ist korrespondierendes Mitglied des RC Bröckedde. Nach langen Jahren als politischer Redakteur bei namhaften Tageszeitungen (zuletzt "Süddeutsche Zeitung") ist Hoffmann heute als Unternehmensberater tätig. Daneben zahlreiche Sachbuchveröffentlichungen zu den Themen Zeitgeschichte und Medizin sowie satirische Beiträge für den Rundfunk. Dem satirischen Düsseldorf-Roman "Der Wolkenschieber" folgten 2019 der Krimi "Hopfen, Malz & Blut" und 2020 der Krimi "Phantom im Wiehengebirge". 2021 erschienen der Krimi "Bommfördes Erbe" und der Roman "Brillanter Abgang". 2022 folgte der Wirtschaftskrimi "Mainopoly". 2023 erschienen der Krimi "Tödliche Eisernte" und die Katzennovelle "Der Chef bin ich".
Copyright: privat www.hoffmannschreibt.de
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