Neues aus Bröckedde - Folge 65
Der Pate
Alexander Hoffmann
Bröckedde liegt im Herzen Deutschlands – dort, wo Rhein und Donau in den schönen Bröckeddesee münden. Hier trifft sich im Bröckedder Hof der RC Bröckedde zum Meeting – jeden Mittwoch um 13 Uhr im Salon Hindenburg.
Als der neue Freund Früchtegott Rotarier wurde, hatte er mit Freund Knorzeneck einen fürsorglichen Paten an der Seite. „Knorzi“, wie er im RC Bröckedde hieß, führte den Neuen umsichtig ins Clubleben ein, auch bezüglich der ungeschriebenen Regeln. Knorzi saß neben ihm am C-Tisch für Novizen (dem an der Schwingtür zur Küche), prüfte regelmäßig den Sitz von Nadel und Namensschild am Früchtegottschen Körper, gab dezente Hinweise für die Gesprächsführung: „Angeben ist erlaubt, aber nur mittels Selbstironie.“
Früchtegott lernte, dass Zwischenrufe bei Vorträgen ab einem Jahr Mitgliedschaft gestattet waren, aber nie, wenn Ehrenpräsident Papke sprach. Er lernte, dass man zum Meeting weder seinen Hund noch die Sekretärin mitbrachte. Und er lernte, sich aktiv in das Clubleben einzubringen. Brav machte er den Ausflug in den Bröckedder Reptilienzoo mit, obwohl ihn vor Schlangen grauste. Natürlich war Früchtegott auch bei der jährlichen Reise zum Partnerclub Bad Oschl dabei und durfte Frau Knorzeneck die Koffer tragen.
Über allem aber thronte die rotarische Vier-Fragen-Probe, die Früchtegott auf Anweisung des Paten hin auswendig lernte: Ist es WAHR? Ist es FAIR für alle Beteiligten? Wird es FREUNDSCHAFT und GUTEN WILLEN fördern? Wird es dem WOHL aller Beteiligten dienen?“
Der Pate wurde ein durchaus fordernder Begleiter. An einem Donnerstag rief er Früchtegott an: „Lieber Freund, wo waren Sie denn gestern?“
„Mittagessen mit einem Mandanten.“
„So, so – aber nicht bei uns im Meeting. Dient das der FREUNDSCHAFT?“
Früchtegott gelobte Besserung. Dann stand die Spende für das Kinderhilfswerk Bröckedde an. Er überwies 50 Euro.
Der Pate rief wieder an: „Ob 50 Euro dem WOHL der lieben Kleinen dienen? Ihr Stundensatz als Wirtschaftsanwalt liegt ja bei 400 Euro. Wie wär’s mit einem Tagessätzchen, hm?“
Zähneknirschend füllte Früchtegott einen Scheck aus. Er dachte gerade über eine Strategie für eine feindliche Unternehmensübernahme nach. Die Strategie war ziemlich hinterhältig, sein Mandant dementsprechend begeistert. Tage später meldete sich der Pate erneut: „Las im Handelsblatt von Ihrem Manöver. Ist das FAIR?“
Mit der Zeit fühlte Früchtegott in sich ein tiefes Sehnen nach Knorzi-freien Tagen. Dann hörte er das Gerücht, dass Knorzeneck mit einer Langzeitkur in Bad Wörishofen liebäugelte. Umgehend schickte er Knorzi eine SMS: „Ist das WAHR?“
Knorzi rief zurück und fragte besorgt: „Kommen Sie denn so lange ohne mich aus?“
Und Früchtegott antwortete: „Es wird verdammt schwer. Aber mit etwas GUTEM WILLEN schaffe ich das.“
Früchtegott lernte, dass Zwischenrufe bei Vorträgen ab einem Jahr Mitgliedschaft gestattet waren, aber nie, wenn Ehrenpräsident Papke sprach. Er lernte, dass man zum Meeting weder seinen Hund noch die Sekretärin mitbrachte. Und er lernte, sich aktiv in das Clubleben einzubringen. Brav machte er den Ausflug in den Bröckedder Reptilienzoo mit, obwohl ihn vor Schlangen grauste. Natürlich war Früchtegott auch bei der jährlichen Reise zum Partnerclub Bad Oschl dabei und durfte Frau Knorzeneck die Koffer tragen.
Über allem aber thronte die rotarische Vier-Fragen-Probe, die Früchtegott auf Anweisung des Paten hin auswendig lernte: Ist es WAHR? Ist es FAIR für alle Beteiligten? Wird es FREUNDSCHAFT und GUTEN WILLEN fördern? Wird es dem WOHL aller Beteiligten dienen?“
Der Pate wurde ein durchaus fordernder Begleiter. An einem Donnerstag rief er Früchtegott an: „Lieber Freund, wo waren Sie denn gestern?“
„Mittagessen mit einem Mandanten.“
„So, so – aber nicht bei uns im Meeting. Dient das der FREUNDSCHAFT?“
Früchtegott gelobte Besserung. Dann stand die Spende für das Kinderhilfswerk Bröckedde an. Er überwies 50 Euro.
Der Pate rief wieder an: „Ob 50 Euro dem WOHL der lieben Kleinen dienen? Ihr Stundensatz als Wirtschaftsanwalt liegt ja bei 400 Euro. Wie wär’s mit einem Tagessätzchen, hm?“
Zähneknirschend füllte Früchtegott einen Scheck aus. Er dachte gerade über eine Strategie für eine feindliche Unternehmensübernahme nach. Die Strategie war ziemlich hinterhältig, sein Mandant dementsprechend begeistert. Tage später meldete sich der Pate erneut: „Las im Handelsblatt von Ihrem Manöver. Ist das FAIR?“
Mit der Zeit fühlte Früchtegott in sich ein tiefes Sehnen nach Knorzi-freien Tagen. Dann hörte er das Gerücht, dass Knorzeneck mit einer Langzeitkur in Bad Wörishofen liebäugelte. Umgehend schickte er Knorzi eine SMS: „Ist das WAHR?“
Knorzi rief zurück und fragte besorgt: „Kommen Sie denn so lange ohne mich aus?“
Und Früchtegott antwortete: „Es wird verdammt schwer. Aber mit etwas GUTEM WILLEN schaffe ich das.“
Alexander Hoffmann (RC Frankfurt/Main-Römer) ist korrespondierendes Mitglied des RC Bröckedde. Nach langen Jahren als politischer Redakteur bei namhaften Tageszeitungen (zuletzt "Süddeutsche Zeitung") ist Hoffmann heute als Unternehmensberater tätig. Daneben zahlreiche Sachbuchveröffentlichungen zu den Themen Zeitgeschichte und Medizin sowie satirische Beiträge für den Rundfunk. Dem satirischen Düsseldorf-Roman "Der Wolkenschieber" folgten 2019 der Krimi "Hopfen, Malz & Blut" und 2020 der Krimi "Phantom im Wiehengebirge". 2021 erschienen der Krimi "Bommfördes Erbe" und der Roman "Brillanter Abgang". 2022 folgte der Wirtschaftskrimi "Mainopoly". 2023 erschienen der Krimi "Tödliche Eisernte" und die Katzennovelle "Der Chef bin ich".
Copyright: privat www.hoffmannschreibt.de
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