Distrikt
Alte Freunde, neuer Wert
Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden, jetzt in dieser unruhigen Zeit so wichtig wie nie: Das sind die Kontaktclub-Treffen von Rotary. Der RC Stuttgart war zu Besuch bei der 100-Jahr-Feier des RC Lyon. Getroffen haben sich alte Freunde, aber der Wert dieser Geschichte fühlt sich nochmal neu entflammt an.
Weltfrieden, nicht mehr und nicht weniger, das ist der Agenda-Punkt 1 in der Empfangshalle mit Sekt und Stehtischen. Und es passt. Wie bei einer Messe werden an Ständen die Projekte von Lyon präsentiert – Dorf der Aktionen nennt sich das. Und schnell wird klar: Die Welt, sie ist ein Dorf. Wir alle kämpfen für das gleiche Ziel, eine friedlichere Welt für alle. Auch eine Delegation des RC Stuttgart ist nach Lyon gereist. Mit vor Ort: Weltpräsident Gordon McInnally. Die Kontaktclub-Treffen sind ganz in seinem Sinne.
Seit 1951 haben der RC Lyon und der RC Stuttgart diese Tradition. Dieses Mal sind weitere Clubs Teil dieser nachhaltigen Freundschaft: Edinburgh, Lausanne, Turin und Barcelona. Das Wichtigste: Im Austausch bleiben. Und das passiert an den Stehtischen, bei einem gemeinsamen Besuch im Museum oder auch beim Indoor-Golfen.
Wie ein Schüleraustausch
Die Lyoner hatten für 1.500 Gäste nicht nur einen mehrstündigen Festakt auf die Bühne gestellt, sondern auch die Besichtigung von Firmen wie Hermes und Sanofi möglich gemacht. Aber das wirkliche Highlight ist ein Abend unter Freunden. Ein Rotarier, eine Rotarierin lädt ein, und zwar je einen Besuch aus den Kotaktclubs. Am Tisch sitzen also zwölf Leute. Es wird englisch gesprochen, es gibt Rotwein, Diskussionen und vor allem ein freudiges Kennenlernen, oder vielleicht sogar ein Besser-Kennenlernen. Denn genau das ist das Ziel: Unter die Oberfläche dringen, den anderen verstehen, einen Anfang machen.
Für manche Rotarier fühlt sich der Ausflug nach Lyon an, wie eine Erinnerung an den Schüleraustausch, denn sie sind die drei Tage privat bei Rotarier-Familien untergebracht. Das ist nochmal next level. Alexandra Hartmann vom RC Stuttgart sagt dazu: „Hier so familiär untergebracht zu sein, ist etwas Besonderes. Unsere Clubs haben den Grundstein gelegt, dafür, dass es jetzt allein zwischen Deutschland und Frankreich 320 Kontakt-Clubs gibt. Also ist es wirklich wie nach Hause kommen.“
Die Ausstellung, die im Musèe des Confluences besucht wird, trägt einen Titel, der zum Nachdenken anregt. „Visionen vom Jenseits“ heißt sie. Und die Frage schwebt auch immer über allen hier in Lyon: Wie lange hält, was wir hier planen?
Brezel und Spaghetti
Jedes Jahr werden bei den Kontaktclubtreffen übergeordnete Projekte unterstützt. Dieses Mal ist es das Madagascar Primary School & Medical Center Project. Dafür bringt jeder Kontaktclub Geld mit. Genauso wichtig: Die gemeinsamen Aktionen im Kleinen. Der RC Stuttgart hat eine besondere Idee mitgebracht. Nach dem Motto „Wir sitzen alle in einem Brot“ soll es zur Völkerverständigung erstmal die Brot-Verständigung geben. Gemeinsam essen verbindet, aber auch gemeinsam kochen oder backen. So die Idee des Youth Opportunity Programme. Bäckerlehrlinge aus Stuttgart fahren in die Partnerstadt Turin. Die Stuttgarter zeigen: So werden Brezeln gebacken. Die Turiner Pasta-Experten erklären: So läufts mit den Spaghetti.
Nächste Station ist Edinburgh. Was die Schotten wohl als Gegenstück zu den Brezeln anbieten? Schotten backen auf jeden Fall nächstes Jahr kleine und große Brötchen. Sie sind nämlich nicht nur mit dem Bäcker-Austausch als nächstes dran. Sie richten auch das nächste Kontaktclubtreffen aus. Ein kleines in Pitlochry im März 2024 und dann das große in Edinburgh im Herbst. Auch hier wird eines gelten: Wir alle sind ein Puzzle-Stückchen, wenn es um das Thema Weltfrieden geht.
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