Herford
Blubbersäule hilft gegen Gewitter im Kopf
Bei manchen Kindern erzeugen schon kleinste Alltagsreize ein Gewitter im Kopf. Das Bernhard-Heising-Haus nutzt eine gezielt auf Sinnesentlastung ausgerichtete Methode, um diesen Kindern den Weg zur inneren Ruhe zu ebnen.
Heller Linoleumboden, freundliche Farben an den Wänden, Spielzeug und Bücher in Kisten. Eine ganz normale Kita. Aber etwas fällt auf: An den Wänden hängen kaum Bilder, alles ist aufgeräumt und an seinem Platz. Die Zimmer wirken karg – aber genau das ist die Absicht. "Jede Unordnung würde die Kinder hier schnell überfordern", sagt die pädagogische Leiterin Birgit Burghoff.
Neun Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren werden hier von einer Heilpädagogin und drei Erzieherinnen sowie zwei Jahrespraktikantinnen betreut. Einige der Kinder sind autistisch veranlagt, manche haben eine Trisomie-Genanlage (auch als Down-Syndrom bekannt). Nicht alle können sprechen und ihre Bedürfnisse verbal ausdrücken. Doch alle reagieren äußert empfindlich auf Alltagsreize.
Seit kurzem verfügt die Einrichtung nun über einen Snoezel-Raum – ein Zimmer, das ganz und gar auf Entspannung und Sinnesentlastung ausgelegt ist. Das Rollo vor dem Fenster ist heruntergezogen, auf dem Boden liegen ein paar Polster, es gibt ein Kindersofa, wenige Kuscheltiere und ein schildkrötenförmiges Tongerät, das leise Sphärenklänge erzeugt. In einer Ecke befindet sich eine Art Kuschelhöhle – alles vermittelt das Gefühl von Geborgenheit.
Anti-Stress-Training
Kernstück des Snoezel-Raums ist eine flüssigkeitsgefüllte Säule, in der permanent erbsengroße Reflektoren aufsteigen und die in verschiedenen Farben beleuchtet werden kann. So entsteht ein geradezu meditatives, gleichförmiges Farbenspiel. In der im Wortsinne be-sinnlichen Atmosphäre sollen so auch Ängste abgebaut und Beziehungen zu anderen Menschen – insbesondere auch zu den Betreuungspersonen – gestärkt werden. "Das ist besonders wichtig bei Kindern, die nicht sprechen können", sagt Bereichsleiterin Beate Schulz.
In der reizarmen Umgebung soll den Kindern die Möglichkeit gegeben werden, sich auf einzelne Sinne wie Sehen, Hören oder fühlen zu konzentrieren. Das trainiert dann auch den Umgang mit Stress in Alltagssituationen.
"Wir haben größte Hochachtung vor der Arbeit hier", sagt Dr. Ulrich Quellmalz vom Rotary Club Herford, der die Einrichtung des Snoezel-Raums maßgeblich unterstützt hat. In den vergangenen Jahren hat der Club hat bereits die Anschaffung eines Außentrampolins und den Kauf von Computern während der Corona-Zeit finanziert. Mit dem Programm "Starke Kinder, starke Zukunft" hat der Club zudem Kinder und Jugendliche des Bernhard Heising Hauses beim Besuch von Sport- und Freizeitangeboten sowie Förderangeboten unterstützt. "Die Spenden haben unglaublich viel möglich gemacht", sagt Birgit Burghoff.
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