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Cottbus

"Fidelio" im Stasi-Knast

Matthias Schütt14.03.2014

Beethovens Freiheitsoper „Fidelio“ steht demnächst in Cottbus auf dem Programm. Doch nicht im Staatstheater, sondern an einem ganz düsteren Ort: Im ehemaligen Zuchthaus Cottbus, in dem zu DDR-Zeiten vor allem politische Gefangene weggeschlossen wurden, erinnert das Schicksal von Florestan und Leonore an die Grausamkeiten in zwei deutschen Diktaturen.

Nach der Freilassung der politischen waren hier noch bis 2002 kriminelle Gefangene untergebracht. Seither steht der Komplex leer. Den Vorschlag, eine Gedenkstätte einzurichten, lehnte das Bundesland Brandenburg ab. Deshalb taten sich ehemalige Häftlinge zum Verein Menschenrechtszentrum Cottbus e.V. zusammen und brachten fast eine halbe Million Euro an Spenden und Fördermitteln für den Kauf des 22.000 Quadratmeter großen Areals zusammen. Im Herbst 2012 wurde die Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus eröffnet.

Ein Fest für die Freiheit
Fast alle 200 Mitglieder haben hier die dunkelsten Tage ihres Lebens verbracht. Heute übernehmen sie Führungen durch die vor allem im Hinblick auf Kinder und Jugendliche ausgerichtete Ausstellung. Die DDR-Zeit ist jedoch nur ein Pfeiler des Konzepts, erläutert die geschäftsführende Vorsitzende, Sylvia Wähling. Dem Namen des Vereins entsprechend sollen auch aktuelle Gefährdungen der Menschenrechte überall auf der Welt thematisiert werden. Deshalb wird „Fidelio“ flankiert von einem „Freiheits- und Demokratiefest im Zuchthaushof“. Inszeniert wird die Oper vom Intendanten des Staatstheaters Cottbus, Martin Schüler, der die Idee begeistert aufgriff: Wann, wenn nicht jetzt? 2014 ist mit Gedenktagen an die großen Kriege, aber auch an den Fall der Berliner Mauer, das richtige Jahr dafür. Der RC Cottbus möchte viele Freunde zwischen 28. Juni und 12. Juli nach Cottbus und in die neue Gedenkstätte locken. Anfragen nimmt Jörg Rohde, E-Mail: mail@joerg-rohde.de, entgegen.
Matthias Schütt

Matthias Schütt ist selbständiger Journalist und Lektor. Von 1994 bis 2008 war er Mitglied der Redaktion des Rotary Magazins, die letzten sieben Jahre als verantwortlicher Redakteur. Seither ist er rotarischer Korrespondent des Rotary Magazins und seit 2006 außerdem Distriktberichterstatter für den Distrikt 1940.