Marburg
Impfen im Kaufhaus
In Marburg impft auf Initiative des rotarischen Ehrenmitglieds Peter Ahrens ein Impfteam in dessen Kaufhaus, solange Bedarf daran herrscht
"Sag mal Chef, warum machen wir das nicht?", hat eine junge Mitarbeiterin den Kaufhausinhaber Peter Ahrens gefragt und diesen auf die Idee gebracht, im Kaufhaus zu impfen. Ende November kam dann Peter Ahrens, Ehrenmitglied des RC Marburg, mit dem Vorschlag auf die beiden PDG Bernhard Maisch und Rainer Moosdorf zu. Millionen Menschen gingen jährlich im Kaufhaus ein und aus. Warum sollte das Kaufhaus nicht zum Impfhaus werden, da es doch nötig sei, die Impfquote zu steigern?
Die Kinderecke, die zu Corona-Zeiten ohnehin geschlossen ist, wurde zum Impfzentrum mit drei Impfstraßen umgebaut. Mit zum Impfteam stießen Gerd von Manteuffel sowie die rotarischen Freunde Hartmut Hesse, ein niedergelassener Arzt, und der Apotheker Frédéric Gun. Der Aufwand, die Impfaktion zu organisieren, war zunächst nicht gering, denn die Impfungen müssen dokumentiert und abgerechnet werden. Darum war es wichtig, den niedergelassenen Arzt mit der nötigen mobilen technischen Ausstattung für die Aktion hinzuzugewinnen. "Man braucht den niedergelassenen Arzt, der die Impfstoffe bestellen und mit der Kassenärztlichen Vereinigung abrechnen kann. Solche Netze entwickeln sich dank Rotary ideal. Das funktioniert unter Freunden gut", sagt Bernhard Maisch.
Die Impfaktion begann am 10. Dezember im Kaufhaus Ahrens mit zunächst 130 Patienten. Am folgenden Termin, am 13. Dezember, kamen schon 144 Impfwillige und ab 20. Dezember an soll die Zahl je Termin auf 150 bis 180 steigen. Weitere Aktionen sind für den 27. Dezember und den 3. Januar terminiert, aber die Impfungen sollen fortgesetzt werden, solange Bedarf daran besteht.
Drei Impfwillige – Nicht aus dem Morgenland
Bernhard Maisch und die Ärzte des Impfteams, das aus Mitgliedern der beiden Marburger Rotary Clubs besteht, berichten neben dem Erfolg von 150 und mehr Boosterimpfungen pro Termin auch über Impfgeschichten am Rande:
- Er, 27 Jahre alt, zeigte uns seinen isländischen Pass. Ins Impfzentrum bei Ahrens kam er auf Umwegen. Die Liebe zu seiner Freundin führte ihn zunächst nach Köln, von dort gemeinsam zu ihrer Mutter nach Cölbe. Und boostern lassen wollten sich beide noch vor Weihnachten. Er hatte bisher die längste Reise zum Impfzentrum Ahrens. Seine Geschichte — eine "Love-Story", nicht nur des Impfens wegen.
- Sie, eine 14 Jahre junge Schülerin, kam in Begleitung der Mutter zu ihrer Boosterimpfung. Bestens informiert hatte sie nur eine einzige Frage: "Wann darf ich nach der Boosterimpfung wieder meinen geliebten Sport, Röhnradfahren und Ballett, aufnehmen?" Die kleine Ballerina ging mit zufriedenem Lächeln nach Hause, denn zwei bis drei Tage Pause und sobald der Impfarm keine Probleme macht, waren für sie die passende Antwort.
- Sie, eine 34-jährige Rechtsanwältin in Begleitung ihres Mannes, einem studierten Veterinärmediziner, wollte partout, dass sie beide, wie bisher, nur mit Comirnaty (Biontec/Pfizer) ihre dritte Impfung erhielten. Das war ein harter Brocken für den Impfarzt. Nachdem beide über den zusätzlichen Nutzen einer Kreuzimmunisierung durch einen weiteren zugelassenen mRNA-Impfstoff informiert worden waren, gingen beide, geboostert mit Spikevax (Moderna) in der halben Dosis einer Erstimpfung, zur Lahnapotheke um die Ecke, um ihren digitalen Impfpass mit dem internetfähigen Code zu ergänzen.
Wir, das Impfteam, sind fast alle Mitglieder der beiden Marburger Rotary Clubs. PDG Prof. Dr. Bernhard Maisch, emer. Direktor der Kardiologischen Klinik im UKGM, PDG Prof. Dr. Rainer Moosdorf, emer. Direktor der Herzchirurgie und Dr. Gerd v. Manteuffel, Allgemeinmediziner, erleben solche Geschichten immer wieder beim "kleinen Piks" im 4. OG des Kaufhauses des Ehrenmitglieds Peter Ahrens (Foto 1). Zusammen mit Dr. Hartmut Hesse, Allgemeinarzt und Rotarier, der für die ordnungsgemäße Weitergabe der Impfdaten sorgt und Frederic Gun, Rotarier, der dem Team aus der Lahnapotheke die beiden Impfstoffe bereitstellt, funktioniert die rotarische Versorgungskette perfekt. Davon hat sich die Präsidentin des RC Marburg, Gisela Falk, bei ihrem Blitzbesuch ein eigenes Bild (Foto 2) gemacht.
Claus Peter Müller von der Grün ist Journalist. 1960 in Kassel geboren kehrte er — nach dem Studium in Dortmund und verschiedenen beruflichen Stationen in Dortmund, Düsseldorf und Frankfurt — nach der Wiedervereinigung nach Kassel zurück. Dem RC Kassel-Wilhelmshöhe gehört er seit dem Jahr 2000 an. Im Jahr 2013/14 war er Präsident seines Clubs. Sowohl im Club, als auch auf der Distriktebene war er schon mehrfach in Sachen der Kommunikation aktiv, derzeit ist er Distriktberichterstatter von D1820.
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