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Distrikt 1820

Jugenddienst in Zeiten der Covid-19-Krise

Distrikt 1820 - Jugenddienst in Zeiten der Covid-19-Krise
Glücklich wieder gelandet in der Heimat. © Lene Kahabka

Hier Auszüge aus einem Bericht von Kurt Wengenroth (Vorsitzender des Jugenddienstes in D1820)

Christian Kaiser11.05.2020

"Der Ausbruch von COVID-19 hat den Jugenddienst vor eine besondere Herausforderung gestellt. Der Schutz und die Sicherheit der uns anvertrauten Minderjährigen hat für Rotary stets die höchste Priorität.

Der Rotary Jugenddienst Deutschland e.V. (RJD) hatte hierzu spontan eine Task-Force ins Leben gerufen. Sie informiert aktuell zweimal wöchentlich die Verantwortlichen in den Distrikten per Web-Meeting über den aktuellen Stand und die weitere Vorgehensweise.

In Abstimmung mit Rotary International wurde beschlossen, dass das Programm nicht grundsätzlich abgebrochen werden soll, basierend auf der Einschätzung, dass die Austauschschüler in ihren Gastfamilien sicher untergebracht sind, und das Risiko einer Infektion bei Anreise und Aufenthalt auf überfüllten Flughäfen höher sein kann, als beim Verbleib in den Familien.

Priorität haben aber weiterhin die Wünsche der leiblichen Eltern oder des entsendenden Distrikts. Wenn diese eine Beendigung des Austauschs fordern, wird diesen Wünschen entsprochen und die Anreise zum Flughafen vom Club beziehungsweise den Gasteltern unterstützt oder organisiert. Die leiblichen Eltern sind verantwortlich für das Buchen/Umbuchen der Flüge.

Outbounds

Alle Austauschschüler sind grundsätzlich in ihren Gastfamilien sicher untergebracht. Mit der globalen Reisewarnung des Auswärtigen Amtes (AA) war dies Ende März aber neu zu bewerten. Verbunden mit dieser Reisewarnung hat das AA eine weltweite Rückholaktion von Deutschen aus dem Ausland gestartet. Ein besonderes Augenmerk wurde und wird bei dieser Aktion auf Minderjährige, also unsere Austauschschüler, gerichtet.

Den Botschaften muss hier ein besonderer Dank ausgesprochen werden, da diese mit hohem, persönlichem Engagement diese Aktionen begleitet haben.

Mit der Registrierung im Portal "Rückholaktion" wurden dann alle Outbounds angeschrieben, und auf Termin und Ort eines Evakuierungsfluges hingewiesen.

Ende vergangenen Jahres beglückwünschten die Inbounds des Distriktes zusammen mit Governor elect Henning von Vieregge die Rotexter zum Gewinn des Preises der Sparda-Bank. © Rotary Jugend Distrikt 1820

Für alle Beteiligten waren dies schwierige Entscheidungen, da der Abbruch eines Austausches eine große Enttäuschung darstellt. Außerdem war die Logistik eine besondere Herausforderung. Es mussten teilweise mehrstündige Autofahrten bei Fahrverboten und Ausgangssperren organisiert werden, gleichzeitig traf die Garantie für den Mitflug teilweise erst spät ein.

Ich möchte an dieser Stelle meinem Team für seinen unermüdlichen Einsatz, der aufgrund der Zeitverschiebung oft bis tief in die Nacht hineinging, meinen besonderen Dank aussprechen.

Es ist uns gelungen, in diesen aufregenden zwei Wochen vor Ostern 15 Outbounds sicher nach Deutschland zurück zu holen. Aktuell sind von 20 Outbounds noch zwei in Finnland, einer in Australien, einer in Mexiko und einer in den USA. Die Gründe für den Verbleib sind unterschiedlich und individuell begründet.

Inbounds

Die Lonterm-Inbounds sind von der COVID-19-Krise besonders hart betroffen. Einerseits entfallen mit den Reisen die Highlights ihres Austauschs, andererseits sind sie mit dem Schul- und Kontaktverbot in ihrer Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt, was im letzten Teil ihres Austauschs eine besondere Bürde darstellt.

Von den 26 im Distrikt befindlichen Inbounds haben lediglich vier ihren Aufenthalt abgebrochen. Dies betrifft zwei von drei US-amerikanischen Inbounds, eine Australierin sowie einen Kolumbianer.

Das Austauschprogramm endet im Juli, bis dahin gelten sowohl die Aufenthaltsgenehmigung als auch die Kranken- und Haftpflichtversicherung. Der Rotary Jugenddienst geht davon aus, dass bis Juli wieder erste Flüge regulär stattfinden, so dass damit das Austauschprogramm auch regulär beendet werden kann.

Reisen

Am 31. März sollte die von allen Austauschschülern als Highlight ersehnte Europatour stattfinden, mit dem traditionellen Programmpunkt der Ostermesse auf dem Petersplatz in Rom. Für die Inbounds, die diese Tour mit ihren Kosten von 1.880 Euro privat finanzieren müssen, ist die Absage ein dramatischer finanzieller Verlust.  

Die vom D1820 organisierte Thüringen-Tour, die Outbounds und Inbounds gemeinsam bestreiten sollten, sowie die Berlin Tour, die üblicherweise nur für die Inbounds organisiert wird, wurden Mitte März storniert. Durch rechtzeitige Kündigung konnten wir die potentiellen Stornierungskosten gering halten.   

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Ein Sprachcmp soll den Inbounds bessere Deutsch-Kenntnisse vermitteln - in diesem Jahr kam das zu kurz. © Lene Karhabka 

Distrikt-Konferenz

Die Distrikt-Konferenz ist ein rotarisches Highlight auch für die Austauschschüler. Sie geht mit dem anschließenden Verabschiedungs-Wochenende einher, bei dem wir uns immer sehr viel Zeit für die Austauschschüler nehmen. Dieses Verabschiedungs-Wochenende fand in den letzten Jahren oft in der DJH Lauterbach statt, die auch dieses Jahr reserviert wurde. (Inzwischen wurde die Distriktkonferenz als Präsenzveranstaltung abgesagt.)

Weitere Perspektive

Der Jugenddienst geht aktuell davon aus, dass das Austauschjahr 2021 nicht im Sommer beginnen kann. Dies gilt insbesondere auch für STEP (Austauschprogramm mit Afrika).

Es gibt aber erste Überlegungen, ab Dezember alternativ für das Jahr 2020/21 einen Halbjahresaustausch anzubieten. Inwieweit dies für die Bewerber attraktiv ist, hängt insbesondere auch von der Auslegung der hessischen Schulordnung ab, da einige der Bewerber sich für den Herbst in der Qualifikationsphase anmelden müssten. Das Team des Jugenddienstes vom D1820 klärt dies aktuell mit den betroffenen Familien ab, und prüft deren Bereitschaft, sich in unserem Schüleraustausch weiter zu engagieren.

Generell steht der Rotary Jugenddienst besser da als der von privaten Organisationen. Das Programm von Rotary ist ehrenamtlich, es fallen also keine Personalkosten an, und Rotary tritt nur als Makler auf und vermittelt lediglich Schulen und Gastfamilien.

Der Vorstand des Rotary Jugenddienstes ist sich sicher, dass wir insbesondere im Amtsjahr von Holger Knaack den Jugenddienst soweit wieder aufgebaut haben, dass er erneut ein Aushängeschild für rotarische Aktivitäten sein kann."

Christian Kaiser

Christian Kaiser wurde 1942 in Hessen geboren, machte Abitur in Hanau. Studium der Agrarwissenschaften in Göttingen und Bonn mit Promotion. Pächter der Hessischen Staatsdomäne Kinzigheimerhof bis 2004. Öbuv. Sachverständiger. Verheiratet, zwei Kinder. Seit 1981 im RC Hanau. Präsident 1999/2000, PHF+3. 2011 bis 2021 war er Distriktberichterstatter für D 1820.