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Braunschweig

„Kommt! Wir fegen Accra“

Braunschweig - „Kommt! Wir fegen Accra“
Plastikflut in der Klottey Lagune in Accra: Aufräumaktion der Naturschutzinitiative "Won Bee Ga, Ba!" © Solomon Tetteh

Für sein Pilotprojekt zur Nachnutzung von Plastikabfall in Ghana hat der Verein Ankwa Roots aus Braunschweig den Rotary Hanse Förderpreis erhalten.

Gabriele Arndt-Sandrock01.09.2022

Am Strand von Accra/Ghana hat die Umweltverschmutzung innerhalb der letzten Jahre dramatisch zugenommen. "Wenn es in Accra regnet, dann wird der Plastikabfall über die offene Kanalisation in unvorstellbaren Mengen ins Meer gespült", sagt Claas Wiechmann aus Braunschweig, der zusammen mit seiner Frau Mandy im Jahr 2007 den gemeinnützigen Verein Ankwa-Roots e.V. gründete. "Der Müll bedroht auch das Leben der Meeresschildkröten und zerstört die Lebensgrundlage der Fischer. Sie 'fangen' oft mehr Plastik als Fische."

Diese Problematik war Ansatzpunkt für die gemeinsame Entwicklung eines Pilotprojekts durch Ankwa-Roots e.V. und andere Initiativen in Zusammenarbeit mit der ghanaischen Umweltinitiative Won Bee Ga, Ba! (zu Deutsch: Kommt! Wir fegen Accra), die seit 2016 Aufräumarbeiten am Strand und im Küstenbereich von Accra durchführt.

Das prämierte Konzept will mit einem ökologisch-ökonomisch-sozialen Startup durch Kunststoff-Recycling sowohl für die Abfallsituation sensibilisieren als auch die Bewohner und Bewohnerinnen der Küste für ein Recycling gewinnen, das Arbeitsplätze sowie nachhaltige Produkte aus recyceltem Plastik entwickelt. Dabei arbeiten die Projektträger eng mit anderen Initiativen und relevanten Stakeholdern aus Ghana und Europa zusammen, um kurz- wie langfristig für mehr Gesundheit, mehr Lebensqualität und auskömmliche Erwerbsmöglichkeiten zu sorgen.

Die erste Phase des Projekts hat Ende August mit der Eröffnung einer Annahme- und Lagerstelle für recyclebaren Plastikabfall am Strand von Accra begonnen. Hier wird das Plastik zunächst gesäubert, sortenrein gelagert und anschließend an ghanaische Recycling-Firmen verkauft.

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Projektleiter Solomon Tetteh von der Initiative "Won Bee Ga, Ba!" sammelt am Strand von Accra Müll. © Claas Wiechmann

In der zweiten Phase soll ein Großteil des Plastiks recycelt werden. Mit Hilfe von drei kleinen Recyclingmaschinen sollen in gemeinsamer Planung mit Anwohnern und Anwohnerinnen nützliche Produkte entwickelt werden. Aktuell ist zum Beispiel gedacht an die Herstellung und den Verkauf von Baumaterialien wie Kunststoffbalken und Bausteine mit vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten. Schließlich sollen die Ergebnisse ausgewertet und in ein selbstfinanziertes Projekt zur Müllreduzierung, Müllvermeidung und zum Aufbau von Wohnraumqualität überführt.

Dieses afrikanische Projekt mit braunschweigischen Wurzeln hat die Jury des Hanse Förderpreises beeindruckt. "Machen wir uns nichts vor: Am Strand von Accra liegt auch deutscher Plastikmüll herum", sagt Andreas Haase, Präsident des RC Braunschweig-Hanse und Initiator des Förderpreises. "Plastikabfall im Meer wird zu Mikroplastik, schädigt das gesamte Ökosystem und gelangt über Fische zu uns zurück. Wir sind überzeugt, dass unser Scheck über 4000 Euro Gutes bewirken wird."

Gabriele Arndt-Sandrock

Gabriele Arndt-Sandrock (RC Rehburg-Loccum am Kloster) ist ehemalige Pastorin und Kommunikationswirtin. Sie hat viele Jahre in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Landeskirche Hannovers gearbeitet. Rotarisch unterwegs ist sie seit zehn Jahren, engagiert sich im Internationalen Dienst als Vorsitzende des Länderausschusses Deutschland- Armenien und seit Juli 2019 als Berichterstatterin für den Distrikt 1800.