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Offenbach

Lesung im Bücherturm

Offenbach - Lesung im Bücherturm
Iris Radisch beim Vortrag © Harald H. Richter/Offenbach-Post

Gast der diesjährigen Autorenlesung im Offenbacher Bücherturm war Iris Radisch mit ihrem Werk “Warum die Franzosen so gute Bücher schreiben”. 

Christian Kaiser30.10.2017

Traditionell veranstalten die Rotary Clubs Offenbach und Offenbach-Dreieich anlässlich der Frankfurter Buchmesse eine Autorenlesung mit Diskussion. Ort ist der „Bücherturm“ der Offenbacher Stadtbibliothek.

Diesjähriger Gast war Iris Radisch. 1959 in Berlin geboren studierte sie Germanistik, Romanistik und Philosophie in Frankfurt am Main und Tübingen. Seit 2013 ist sie Leiterin der Feuilletonredaktion der ZEIT. 2009 ernannte die französische Kulturministerin Iris Radisch zum "Chevalier des Arts et Lettres".

Das Gastland der Frankfurter Buchmesse 2017 war Frankreich. Daher ist das neue Werk von Iris Radisch „Warum die Franzosen so gute Bücher schreiben“ hochaktuell!

Iris Radisch begab sich mit ihren rund 100 Zuhörern zunächst auf einen Streifzug durch die neuere französische Literatur und stellte die wichtigsten Autoren von Sartre bis Houellebecq vor.

„Französische Literatur traut sich, exzessiv zu sein, an Grenzen zu gehen und sie gelegentlich zu überschreiten“, urteilt Iris Radisch. „Die Franzosen schreiben auch deswegen hervorragende Bücher, weil sie ein so interessantes Liebesleben haben“, fährt sie fort.

„Es gibt etliche weitere Gründe, warum Schriftsteller aus dem Nachbarland seit Jahrzehnten erfolgreich sind. Einer davon: Sie sind in Paris auf ganz engem Raum beieinander.“ So stelle sich die Metropole als Lebensform und literarischer Mikrokosmos von ungeheurer schöpferischer Stärke dar, in dem zugleich die bedeutsamsten Literaturverlage des Landes ansässig sind. Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoir und Albert Camus allen voran, aber auch Autoren wie Michel Houellebecq oder Yasmina Reza verkörpern weltweit angesehene Literatur.

Im Gegensatz dazu habe sich deutschsprachige Literatur vielfach mit dem „Kleingedruckten“ des Lebens aufgehalten.

Französischen Autoren sei zu eigen, dass sie weder vor Grenzüberschreitungen noch der Verletzung der Political Correctness zurückschreckten: „Das macht die Faszination ihrer Literatur aus.“ Sie nennt Houellebecq den „wichtigsten literarischen Diagnostiker der Gegenwart“.

Ob Franzosen der deutschen Literatur die gleiche Aufmerksamkeit schenkten wie es umgekehrt der Fall sei, wird Iris Radisch gefragt. „Einen Abend wie den heutigen dürfte es dort wohl kaum geben“, verneint sie, „denn die Franzosen lesen sich selbst.“

Beim abschließenden Stehempfang setzten die Gäste, vorwiegend Mitglieder der drei Offenbacher Rotary Clubs sowie des RC Dreieich-Isenburg und des RC Rodgau, die angeregte Diskussion mit der Autorin fort.   

Christian Kaiser

Christian Kaiser wurde 1942 in Hessen geboren, machte Abitur in Hanau. Studium der Agrarwissenschaften in Göttingen und Bonn mit Promotion. Pächter der Hessischen Staatsdomäne Kinzigheimerhof bis 2004. Öbuv. Sachverständiger. Verheiratet, zwei Kinder. Seit 1981 im RC Hanau. Präsident 1999/2000, PHF+3. 2011 bis 2021 war er Distriktberichterstatter für D 1820.