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Wiesbaden

Wilhelm-Spitz-Preis: Orientierung durch Lernwerkstätten

Wiesbaden - Wilhelm-Spitz-Preis: Orientierung durch Lernwerkstätten
Schülerin Hayat Abdo aus der Lernwerkstatt Holz präsentiert ihr Werkstück: Einen Serviertisch für Kaffee, einen sogenannten Rakabot. © Christian Kupper (alle)

Das von Wiesbadener Rotariern initiierte und inzwischen von der Stadt übernommene Lernwerkstätten-Projekt wird weiterhin von den vier Wiesbadener Rotary Clubs gefördert.

Christian Kaiser03.07.2018

„Handwerk sucht dringend Azubis“ und „Auftragsstau wegen Fachkräftemangel“ – so oder ähnlich lauten häufig die aktuellen Schlagzeilen.

Peter Enderle und Kreishandwerksmeister Wilhelm Spitz, beide RC Wiesbaden, erkannten frühzeitig die sich hier abzeichnenden Engpässe. Hinzu kam ihre Erfahrung aus rotarischen Veranstaltungen zum Berufsdienst – nämlich, dass viele Jugendliche gegen Ende ihrer Schulzeit orientierungslos sind und nicht wissen, was sie danach tun sollen. 

Beide entwickelten daraufhin das Projekt der Lernwerkstätten (LWS) an mehreren Schulen der Stadt Wiesbaden. Der Grundgedanke war und ist, Schüler/innen bereits im Schulbetrieb mit handwerklichen Tätigkeiten vertraut zu machen, sie für eine Berufsausbildung zu interessieren und durch den wöchentlichen Besuch in der LWS ihre Ausbildungsfähigkeit zu verbessern.

Im Jahr 2000 gelang es ihnen, alle vier Wiesbadener Clubs als Förderer mit ins Boot zu holen und danach mit vereinten Kräften die Stadt Wiesbaden für das Projekt zu gewinnen.

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Simon Tesfaldet und Asia Said Ahmed aus der Lernwerkstatt Holz präsentierten ihre selbstgebaute elektrische Harfe. Juror Peter Enderle prüfte das interessante Objekt genau.
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Die Projektgruppe aus der Lernwerkstatt Holz stolz vor ihrem Gartenhaus

Der Projektidee folgend wurden an einer zentralen Schule Werkstätten für Holz, Metall, Friseurhandwerk, Bau, Malern, Kochen, Pflege und anderes mehr eingerichtet. Die Betreuung in den LWS übernehmen Lehrer und Handwerker. Pro Jahr nehmen 60 bis 80 Schüler/innen für zwei Jahre (8. und 9. Klasse) teil. Die Hauptfinanzierung erfolgt durch die Stadt Wiesbaden. Die Wiesbadener Rotarier beteiligen sich mit 2600 Euro pro Jahr.

Als im Jahre 2012 Wilhelm Spitz verstarb, hatte er zuvor verfügt, dass alle Spenden aus Anlass seines Todes für das Projekt der LWS verwendet werden. Daraus entstand der jährlich vergebene Wilhelm-Spitz-Preis.

Die Projektgruppe Bau und ihre Bogenbrücke aus Beton - mit angewandter Mathematik wurden die Kreisbögen berechnet.
Die Projektgruppe Bau und ihre Bogenbrücke aus Beton - mit angewandter Mathematik wurden die Kreisbögen und Winkel berechnet. Wie das geht, demonstrierten die Schüler eindrucksvoll. 

Hiermit werden Einzelpersonen oder Gruppen ausgezeichnet, die sich mit handwerklichen Projektarbeiten an einem Wettbewerb beteiligen. Nach dem Urteil einer Jury werden die Arbeiten prämiert, die hinsichtlich Planung, Durchführung und Gesamtergebnis überzeugen. Bis zu 200 Euro pro Person werden für die drei besten Gruppen ausgeschüttet und in einer öffentlichen Veranstaltung, meist der Schulabschlussfeier, übergeben.  

Die Teilnehmer am Wettbewerb erfahren so, dass sich Leistung und zusätzliches Engagement lohnt und wertgeschätzt wird. Gleichzeitig trägt der Wilhelm-Spitz-Preis dazu bei, Schülerinnen und Schüler zu motivieren, eigene Ideen zu entwickeln und durch Arbeit am eigenen Projekt selbst Initiative zu ergreifen.

2018 hatten insgesamt 19 Schülerinnen und Schüler aus den Lernwerkstatt-Bereichen Friseur, Holz und Bau ihre Projektarbeiten eingereicht. Besonders erfreut zeigte sich die Jury über die hohe Qualität der eingereichten Projektarbeiten.

Von den fünf nominierten Arbeiten wurden drei mit dem Wilhelm-Spitz-Preis ausgezeichnet. Auf dem Siegertreppchen ganz oben stand die Schülerin Hayat Abdo aus der Lernwerkstatt Holz, die die Jury mit der Fertigung eines Serviertisches für Kaffee, einem sogenannten Rakabot, überzeugen konnte.

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Großer Augenblick: Kreishandwerksmeister Siegfried Huhle und Bettina Spitz verliehen die Preise an der Mittelstufenschule im Dichterviertel
Christian Kaiser

Christian Kaiser wurde 1942 in Hessen geboren, machte Abitur in Hanau. Studium der Agrarwissenschaften in Göttingen und Bonn mit Promotion. Pächter der Hessischen Staatsdomäne Kinzigheimerhof bis 2004. Öbuv. Sachverständiger. Verheiratet, zwei Kinder. Seit 1981 im RC Hanau. Präsident 1999/2000, PHF+3. 2011 bis 2021 war er Distriktberichterstatter für D 1820.