Bruchsal-Bretten
Zauberklänge für die Sprachförderung
Rotarische Benefizgala mit der Philharmonie Baden-Baden im Bruchsaler Bürgerzentrum am Vorabend der Distriktkonferenz.
Govenor Roland Schenkel begrüßt die Gäste des Distriktes 1930 aus Nah und Fern und erläutert die Benefizzwecke: Das Projekt der Sprachförderung des RC Bruchsal-Bretten an der Bruchsaler Stirum- und der Brettener Hebelschule (s. Rotary Magazin 1/2016, Distrikt 1930). Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick (RC Bruchsal-Rhein) spricht den Dank beider Städte Bruchsal und Bretten für dieses wichtige Sozialprojekt aus, und freut sich mit allen Anwesenden auf das Konzert.
Hierzu schreibt Johann Beichel (RC Bruchsal-Schönborn) folgende Rezension:
Schon nach wenigen Takten, mit großer Geste und fliegender Silbermähne von Maestro Pavel Baleff und der traditionsreichen Philharmonie Baden-Baden präsentiert, war klar, dass es sich um ein Konzertereignis der Sonderklasse handelt. Das erfolgreiche und gefeierte Ensemble aus der Stadt an der Oos eröffnete mit eindrucksvollem Klangvorhang in der Kreutzer-Ouvertüre zum "Nachtlager in Granada". Piccolo-Silber, romantische Hornklänge, lyrische Passagen in gefälliger Melodik münden in ein tanzweises Furioso im Finale.
Arndt Joosten liefert als versierter Moderator Interessantes zu Musik und Komponisten - der nachfolgende Komponist Otto Nicolai hat dereinst in Wien Werke des zuvor gehörten Conradin Kreutzer dirigiert - und kündigt die Sopranistin Mirella Hagen an mit einer Arie aus den „Lustigen Weibern“.
Lyrische und hochemotionale Versunkenheit wechselt mit vitalem Temperament in feuerroter Robe, koloratursicher mit dennoch vorbildlicher Sprachverständlichkeit und sympathischer Präsentation, entsprechend heftig und nachhaltig
die Beifallsstürme. Aus der Suite „Le Roi s’amuse“ von Leo Delibes im alten Stil verfasst, überzeugen Orchester und Dirigent mit anspruchsvollen, Synkopen durchwobenen Schreitrhythmen, samtig-andächtige, fast religiös und choralartig anmutende Bratschen und Celli, Orgelklänge der Holzbläser auf verlässlichen Pizzicati-Fundamenten der Streicher.
Stilgetreue Mittelalterklänge mit Schellenkranztrommel, allen Brettenern zum vertrauten Genuss, zeigten die Interpretatorische Vielseitigkeit der Akteure und die professionelle Fachkompetenz des Dirigenten. Als Nachfolger von Werner Stiefel, letzterer Kollege an der Musikhochschule Karlsruhe, von der auch die Sopranistin Mirella Hagen u.a. kam, studierte der in Bulgarien geborene, inzwischen weltweit gereiste und hochdekorierte Dirigent Pavel Baleff in Sofia, später in Weimar. Als Chefdirigent der 1854 gegründeten Philharmonie Baden-Baden leitet er eines der traditionsreichsten Orchester Deutschlands, zuvor war er am Volkstheater Rostock und am Opernhaus Halle. An der Hamburgischen Staatsoper traf er u.a. mit Stars wie Thomas Hampson, Diana Damrau und Anna Netrebko zusammen. Anlässlich seiner Ersteinstudierung des Richard-Wagner-Rings an der Nationaloper in Sofia wurde er in Bulgarien zum „Dirigenten des Jahres“ gewählt.
Die junge und ebenso vielfach preisverwöhnte Sopranistin Mirella Hagen studierte in Karlsruhe und Stuttgart. Ihre Diplomprüfungen schloss sie mit Auszeichnung ab mit anschließenden Meisterkursen bei Edith Mathis und Helen Donath. Nach erstem Engagement an der Staatsoper Stuttgart wurde sie Ensemblemitglied am Theater Regensburg. 2014 debütierte sie unter der Leitung von Helmuth Rilling in Süd-Korea und Mailand. Aktuell ist sie Ensemblemitglied am Staatstheater Braunschweig. In Beethovens Marzellinen-Arie trifft sie die an Naivität grenzende Zurückhaltung vor dem mitreißenden Temperamentsausbruch in stürmischer Verliebtheit. Auch ihre Ännchen-Arie aus dem Freischütz lässt keine Wünsche offen, denn sie ist im jugendlich-dramatischen Fach ebenso zuhause wir in schwindelnden Höhen intonationssicherer Koloraturen. Eine noch größere Zukunft zeichnet sich ab.
Ensemble der Extraklasse am Abend vor der Distriktkonferenz
Im gesunden, doch niemals aufdringlichen Forte des Orchesters entfaltet sich eine Klangpracht besondere Güte mit verspielten Flötenkantilenen, sanglichen Oboen, doch auch im Profi-Orchester darf eine Trompete einmal kieksen. In Adolf Jensens Ballettmusik gelingen Stimmungen aus dem Wiener Neujahrskonzert und ein paar Takte Jahrmarktsklänge im spezifischen Ländler-Sound mit immer präsenten Streichern, mit wachem Blech und klangschönem Holzregister. Endlich kommt in der Zugabe die dekorative Harfe zum Einsatz in der Kofferarie aller ambitionierten Sopranistinnen der Welt, nämlich in Puccinis „ O mio babbino caro“ aus der Oper Gianni Schicchi.
Wir erlebten ein rundum gelungenes Baden-Badener Gastspiel in der Musik- und Kulturstadt Bruchsal für einen guten Zweck, an Verzauberungswirkung kaum zu überbieten.
Das Publikum war kaum zu bremsen - ein großartiger Abend!
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