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Bröckedde

Der Frack

Bröckedde liegt im Herzen Deutschlands – dort, wo Rhein und Donau in den schönen Bröckeddesee münden. Hier trifft sich im Bröckedder Hof der RC Bröckedde zum Meeting – jeden Mittwoch um 13 Uhr im Salon Hindenburg.

Alexander Hoffmann14.05.2013

Freund Valckenberg hatte sich große Meriten erworben und wurde zum Paul Harris Fellow ernannt. An einem Sommerabend wollte ihn Präsident Pröpcke mit einer Anstecknadel ehren. Doch als er nach der Laudatio im Salon Hindenburg auf den Freund blickte, war er irritiert. Valckenberg trug nur ein Hemd mit kurzen Ärmeln und Jeans. „Ich würde Ihnen ja gerne die Nadel anheften, weiß aber nicht, wo“, sagte der Präsident indigniert. Kassierer Knödler rettete die Situation, indem er Valckenberg sein Jackett lieh. So wurde es doch noch halbwegs würdig. Knödler hielt stets auf Stil. Selbst bei größter Hitze kam er im Dreiteiler daher. Nach dem Meeting meinte er zu Pröpcke: „Wenigstens ist heute keiner in der Badehose erschienen.“ In der Tat war ein gewisser Niedergang im Club unverkennbar. Die Freunde kamen, wie es so passte – in verbeulten Hosen, Schlabberpullis, vergilbten Anoraks und porösen Turnschuhen. Knödler führte mit dem Vortrag „Warum Sandalen schlecht zum Stresemann passen“ die Freunde in die Welt der Herrenmode ein und zeigte sich auch erbötig, jedem Freund zu demonstrieren, wie man einen Windsorknoten knüpft. Als auch das nichts fruchtete, griff Präsident Pröpcke durch. Bei einem Modezar ließ er Rotary-Uniformen entwerfen, die verbindlich bei allen rotarischen Anlässen zu tragen waren. Die Uniformen bestachen durch ihren eleganten Schnitt und das dezente Blau. Für die Damen gab es entsprechende Kostüme, und alle waren glücklich. Doch die gute Zeit währte nicht lange. Freunde beklagten, sie würden bei ihrem Marsch zum Bröckedder Hof immer wieder mit der Freiwilligen Feuerwehr verwechselt. Die Freundinnen berichteten, man halte sie für Stewardessen der Air Berlin und frage ständig nach Freiflügen. Die Uniformen verschwanden und Kassierer Knödler befürchtete das Schlimmste. Doch in der Stunde der Not betrat Freund Valckenberg die Bühne. Fortan erschien er zu jedem Meeting im Frack. Er sagte: „Als Paul Harris Fellow habe ich ja eine Vorbildfunktion!“

Alexander Hoffmann
Alexander Hoffmann (RC Frankfurt/Main-Römer) ist korrespondierendes Mitglied des RC Bröckedde. Nach langen Jahren als politischer Redakteur bei namhaften Tageszeitungen (zuletzt "Süddeutsche Zeitung") ist Hoffmann heute als Unternehmensberater tätig. Daneben zahlreiche Sachbuchveröffentlichungen zu den Themen Zeitgeschichte und Medizin sowie satirische Beiträge für den Rundfunk. Dem satirischen Düsseldorf-Roman "Der Wolkenschieber" folgten 2019 der Krimi "Hopfen, Malz & Blut" und 2020 der Krimi "Phantom im Wiehengebirge". 2021 erschienen der Krimi "Bommfördes Erbe" und der Roman "Brillanter Abgang". 2022 folgte der Wirtschaftskrimi "Mainopoly". 2023 erschienen der Krimi "Tödliche Eisernte" und die Katzennovelle "Der Chef bin ich".
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