Neues aus Bröckedde - Folge 67
Der Handtaschenträger
Bröckedde liegt im Herzen Deutschlands – dort, wo Rhein und Donau in den schönen Bröckeddesee münden. Hier trifft sich im Bröckedder Hof der RC Bröckedde zum Meeting – jeden Mittwoch um 13 Uhr im Salon Hindenburg.
Isabel Schnurrbichl, die führende Apothekerin von Bröckedde, war ein Neuzugang im Club, der sofort beeindruckte. Eine glänzende Erscheinung, groß gewachsen und nicht zu überhören. Ihr Gatte Wenzelslaus war dagegen eher kümmerlich geraten, er trippelte meist einen halben Schritt hinter ihr, stand bei den Events linkisch in der Ecke, eine graue Maus.
Da man im RC Bröckedde Wert auf regelmäßige Veranstaltungen mit den Partnern der Freundinnen und Freunde legte, erschien Wenzelslaus häufig, doch wurde er nie so recht bemerkt. Erst nach einem Jahr erfuhr Präsident Pröpcke, wen er vor sich hatte. Das war, als ihm Wenzelslaus verschämt die Hand drückte und flüsterte: „Ich bin nur der Handtaschenträger.“ Bisweilen tat er das auch für Isabel.
Doch nach und nach fand Wenzelslaus seinen Platz im Clubgeschehen. Beim jährlichen Wohltätigkeitsbasar brillierte er als geschickter Verkäufer von Secondhandklamotten in der Damenabteilung. Und beim sommerlichen Grillfest war er der Herr der Würste, die geblümte Grillschürze stand ihm ausgezeichnet.
An einem schönen Dinnerabend im Bröckedder Hof saß Pröpcke mit den Schnurrbichls und Freundin Gümbel-Totholz, der Bürgermeisterin von Bröckedde, an einem Tisch. Wenzelslaus hatte ein Filet Mignon bestellt, doch der Kellner servierte ihm eine Schweinshaxe. Wenzelslaus wollte etwas sagen, doch der Kellner fuhr ihm über den Mund: „Filet Mignon ist aus.“ Und Wenzelslaus knabberte ergeben an seiner Schweinshaxe. Isabel kriegte das gar nicht mit, sie war laut und fröhlich wie immer. Gegen Ende des Abends rief sie: „Hol schon mal den Wagen, Wenzi“. Wenzi ließ seinen Nachtisch stehen und stürzte davon. Das war der Moment, wo sich Präsident Pröpcke an Bürgermeisterin Gümbel-Totholz wandte. Ihm war schon aufgefallen, dass sie Wenzelslaus stets mit höchstem Respekt behandelte.
„Meine Liebe, unser Wenzelslaus tut mir richtig leid. Ich denke, er braucht mal ein richtiges Erfolgserlebnis!“
Gümbel-Totholz blickte irritiert: „Erfolg? Sie haben doch schon von Aspirlonglife gehört?“ Pröpcke kannte dieses neue Wundermedikament, die Kopfwehtablette mit eingebautem Anti-Aging-Faktor. Ein Blockbuster, ein Welterfolg.
Gümbel-Totholz fuhr fort: „Und wer hat’s erfunden?“
„Keine Ahnung“
Gümbel-Totholz seufzte behaglich: „Natürlich unser Wenzi! Einer der Stillen im Lande. Aber mein größter Steuerzahler.“
Da man im RC Bröckedde Wert auf regelmäßige Veranstaltungen mit den Partnern der Freundinnen und Freunde legte, erschien Wenzelslaus häufig, doch wurde er nie so recht bemerkt. Erst nach einem Jahr erfuhr Präsident Pröpcke, wen er vor sich hatte. Das war, als ihm Wenzelslaus verschämt die Hand drückte und flüsterte: „Ich bin nur der Handtaschenträger.“ Bisweilen tat er das auch für Isabel.
Doch nach und nach fand Wenzelslaus seinen Platz im Clubgeschehen. Beim jährlichen Wohltätigkeitsbasar brillierte er als geschickter Verkäufer von Secondhandklamotten in der Damenabteilung. Und beim sommerlichen Grillfest war er der Herr der Würste, die geblümte Grillschürze stand ihm ausgezeichnet.
An einem schönen Dinnerabend im Bröckedder Hof saß Pröpcke mit den Schnurrbichls und Freundin Gümbel-Totholz, der Bürgermeisterin von Bröckedde, an einem Tisch. Wenzelslaus hatte ein Filet Mignon bestellt, doch der Kellner servierte ihm eine Schweinshaxe. Wenzelslaus wollte etwas sagen, doch der Kellner fuhr ihm über den Mund: „Filet Mignon ist aus.“ Und Wenzelslaus knabberte ergeben an seiner Schweinshaxe. Isabel kriegte das gar nicht mit, sie war laut und fröhlich wie immer. Gegen Ende des Abends rief sie: „Hol schon mal den Wagen, Wenzi“. Wenzi ließ seinen Nachtisch stehen und stürzte davon. Das war der Moment, wo sich Präsident Pröpcke an Bürgermeisterin Gümbel-Totholz wandte. Ihm war schon aufgefallen, dass sie Wenzelslaus stets mit höchstem Respekt behandelte.
„Meine Liebe, unser Wenzelslaus tut mir richtig leid. Ich denke, er braucht mal ein richtiges Erfolgserlebnis!“
Gümbel-Totholz blickte irritiert: „Erfolg? Sie haben doch schon von Aspirlonglife gehört?“ Pröpcke kannte dieses neue Wundermedikament, die Kopfwehtablette mit eingebautem Anti-Aging-Faktor. Ein Blockbuster, ein Welterfolg.
Gümbel-Totholz fuhr fort: „Und wer hat’s erfunden?“
„Keine Ahnung“
Gümbel-Totholz seufzte behaglich: „Natürlich unser Wenzi! Einer der Stillen im Lande. Aber mein größter Steuerzahler.“

Alexander Hoffmann (RC Frankfurt/Main-Römer) ist korrespondierendes Mitglied des RC Bröckedde. Nach langen Jahren als politischer Redakteur bei namhaften Tageszeitungen (zuletzt "Süddeutsche Zeitung") ist Hoffmann heute als Unternehmensberater tätig. Daneben zahlreiche Sachbuchveröffentlichungen zu den Themen Zeitgeschichte und Medizin sowie satirische Beiträge für den Rundfunk. Dem satirischen Düsseldorf-Roman "Der Wolkenschieber" folgten 2019 der Krimi "Hopfen, Malz & Blut" und 2020 der Krimi "Phantom im Wiehengebirge". 2021 erschienen der Krimi "Bommfördes Erbe" und der Roman "Brillanter Abgang". 2022 folgte der Wirtschaftskrimi "Mainopoly".
Copyright: privat www.hoffmannschreibt.de
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