Auch der RC Bröckedde braucht eine neue Mannschaft
Frischer Wind im Vorstand
An sich verfügte der RC Bröckedde über einen reich besetzten Vorstand, doch im rotarischen Alltag war davon wenig zu spüren. Kurz vor den fälligen Vorstandswahlen seufzte Präsident Pröpke gegenüber Kassierer Knödler: „Wenn ich es recht bedenke, schmeißen wir beide den Laden und sonst niemand.“
Knödler meinte: „Wir haben ja einen Schwung Neuaufnahmen. Sprechen wir die doch mal an.“
Und Pröpke startete die clubinterne Kampagne „Gewinnen Sie 2014“.
Plötzlich konnte sich der Präsident kaum noch retten vor Bewerbern für Vorstandsämter. Einer interessierte sich für den Gemeindienst und sagte strahlend: „Ich bringe einen dicken Scheck mit. Einen Fotografen für die Scheckübergabe durch mich habe ich auch schon.“
Pröpke wiegte den Kopf: „Schecks sind immer gut, aber im Gemeindienst wird mehr gefordert. Wir brauchen auch Engagement vor Ort, wir müssen Hand anlegen, zum Beispiel in Bröckedde-Ost mit seinen prekären Verhältnissen.“ Verstört antwortete der Bewerber: „Also, in Bröckedde-Ost war ich noch nie. Muss mir das noch mal überlegen.“
Ein weiterer Freund wollte Vortragswart werden. „Haben Sie schon ein Konzept?“, fragte Pröpke. Der Freund meinte leichthin: „Ach, das mache ich mit links. Jeder wird sich doch darum reißen, bei uns sprechen zu dürfen.“
Pröpke griente: „Schön wär’s. Sie müssen ein großes Netz auswerfen, Sie müssen hinter den Freunden her sein und zwar unerbittlich. Es wird Ihnen ergehen wie einem Gerichtsvollzieher – Sie klingeln überall, aber keiner macht auf.“ Der Freund quittierte das schweigend. Wochen später kam ein E-mail von ihm: „Bin befördert worden, habe leider keine Zeit mehr.“
Der Aspirant für den Berufsdienst sagte voller Elan: „Fabelhafte Sache, dieses Amt. Ich brauche immer mal wieder kostenlose Praktikanten für meinen Betrieb.“ Pröpke entgegnete: „Eigentlich wollen wir auf diesem Feld uneigennützig helfen. Mit Informationen, mit Hilfe bei Neugründungen, auch mit Projekten in der Dritten Welt.“ Der Aspirant erbleichte und ließ nicht mehr von sich hören.
Große Begeisterung herrschte beim Bewerber für das Amt des Clubmeisters: „Ich freue mich auf Wining, Dining and Travelling! Bei den Reisen sollten wir mal was richtig Schickes machen – wie wäre es mit Bora Bora?“
Pröpke zog ihm den Zahn: „Nichts gegen eine nette Reise. Aber der Clubmeister hat viel mehr zu tun – er sorgt für den internen Clubbetrieb, er sucht nach neuen Mitgliedern, er kümmert sich um Freunde, deren Interesse sinkt. Und er ist verantwortlich für das Clubarchiv.“
Der Freund schüttelte sich: „Archiv? Das ist mir zu staubig. Außerdem – es gab doch irgendetwas zu gewinnen?“ Pröpke lächelte: „Erfahrung und Freude am Gelingen.“
Es kam, wie es kommen musste. Bei den Vorstandswahlen wurden mangels anderer Vorschläge alle bisherigen Freunde in ihren Ämtern bestätigt. Danach trafen sich Pröpke und Knödler erneut. Pröpke sagte resigniert: „Ziehen wir beide den Karren halt weiter.“
Mehr zu Rotary und seinen Aufgaben finden Sie in der frisch überarbeiteten Neuauflage der Broschüre „Rotary WISSEN“ (72 Seiten, Euro 5,90).
Zu beziehen über den Rotary Verlag in Hamburg, verlag@rotary.de,
Tel.: 040-349997-0 oder direkt im Internet »
Gemeindienst
Dieser Dienst gilt als Herzstück Rotarys, weil in ihm alle Aktivitäten zusammenlaufen, in denen Bedürftigen die notwendige Hilfe vermittelt wird. Der Gemeindienst umfasst dabei Hilfsaktionen im unmittelbaren Umfeld des Clubs – für sozial Schwache, Obdachlose, Alleinerziehende, Senioren oder auch Aussiedler, immer insbesondere für Kinder. Im internationalen Bereich spricht man vom Weltgemeindienst, in dem ein Club allein oder in Zusammenarbeit mit anderen Hilfsprojekte auf die Beine stellt. Hier spielt die Rotary Foundation als Geldgeber vieler Projekte eine wichtige Rolle. Gemeindienst ist unmittelbarer hilfsbereiter Kontakt von Mensch zu Mensch und zielt damit auf das rotarische Ziel der Dienstbereitschaft zum Wohl anderer. Dass diese Hilfe sich nicht auf Almosen beschränkt, sondern Hilfe zur Selbsthilfe ist, die auf eine nachhaltige Verbesserung der Lebenssituation zielt, versteht sich heute von selbst.
Vortragsdienst
Dieses Amt gehört zum Arbeitsbereich des Clubdienst-Beauftragten, ist aber von so großer Bedeutung, dass es eigentlich überall einem eigenständig Verantwortlichen übertragen wird. Wenn man bedenkt, dass in den weitaus meisten Clubmeetings ein Vortrag von 20 Minuten im Mittelpunkt steht, wird die Bedeutung der Programmplanung offenkundig. Ein gutes Vortragsprogramm ist das beste Bindemittel der Mitglieder an ihren Club, sorgt also für gute Präsenzen und führt damit die Kräfte zusammen, die der Club auch für seine Projektarbeit benötigt. Einen Teil des Vortragsprogramms sollen die Clubmitglieder selbst erbringen, indem sie zum Beispiel über aktuelle Entwicklungen in ihrer jeweiligen Branche berichten. Aber auch externe Fachleute, Wissenschaftler, Politiker und Verbandsvertreter sind willkommen. Gute Vorträge sind ein Schlüssel zur Gewinnung neuer Mitglieder und ein wichtiger Faktor für die Imagebildung. Nicht selten finden in Rotary Clubs Vorträge und Diskussionen statt, die für den gesellschaftlichen Diskurs allgemeine Bedeutung haben.
Berufsdienst
Unter den fünf Rotary-Diensten (Clubdienst, Berufsdienst, Gemeindienst, Internationaler Dienst, Jugenddienst) war der Berufsdienst überhaupt erst der Grund, warum es zur Gründung des ersten Rotary Clubs 1905 in Chicago kam. Fehlentwicklungen in der amerikanischen Geschäfts- und Arbeitswelt brachten die Gründer zusammen, die sich in einer rauen Wirtschaftswelt für ein ethisch fundiertes und auf seriösen Kaufmannsprinzipien basierendes Geschäftssystem einsetzen wollten. Daraus erklärt sich die bis heute hohe Wertschätzung beruflicher Themen in den Clubs und die Regel, dass jeder Club eine möglichst große Bandbreite von Berufen aufweisen sollte. Kein anderer Serviceclub ist auf diesem Gebiet so engagiert wie Rotary, für dessen Mitglieder gilt: Jeder Rotarier vertritt nicht nur seinen Beruf in Rotary, sondern auch Rotary und die rotarischen Grundsätze an seinem Arbeitsplatz.
Clubmeister
Dies ist ein äußerst vielfältiges Amt, dessen Umfang selbst alte rotarische Hasen erstaunen dürfte. Relativ einfach ist die Aufgabenbeschreibung dort, wo ein Club neben dem Clubmeister zusätzlich einen Clubdienst-Beauftragten bestellt. Dann kann sich der Clubmeister auf die organisatorische und logistische Planung und Durchführung der Clubveranstaltungen konzentrieren. Das reicht von der Menü- und Preisplanung mit dem Clublokal über die Bereitstellung von Rednerpult und Beamer für Vortragsredner bis zur kompletten Planung von Außer-Haus-Veranstaltungen. Da es in den meisten Clubs aber nur einen Clubdienst-Beauftragten gibt, hat dieser „Clubmeister“ zusätzlich eine ganze Palette von Rotary-spezifischen Aufgaben mit zu meistern: Information der Mitglieder über Aktuelles bei Rotary, Kontaktpflege zu Partnerclubs, Mitgliedschaftserweiterung, Betreuung von Neumitgliedern, Begrüßung und Betreuung der Gäste im Club, Kontaktpflege zu Mitgliedern mit Präsenzproblemen, Führung von Clubdokumentation und Clubarchiv und anderes mehr.
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