Neues vom RC Bröckedde - Folge 125
Das Gerücht
Bröckedde liegt im Herzen Deutschlands – dort, wo Rhein und Donau in den schönen Bröckeddesee münden. Hier trifft sich im Bröckedder Hof der RC Bröckedde zum Meeting – jeden Mittwoch um 13 Uhr im Salon Hindenburg
Freund Warrenstein nuschelte ein wenig und sprach häufig zu schnell. So auch bei seinem Vortrag im RC Bröckedde, der einen Urlaub hoch zu Pferde in Kanada zum Inhalt hatte. Dabei schilderte er begeistert einen „Ausritt“, der ihm besonders gefallen hatte. Freund Ölgesäß hörte schlecht und vernahm, Warrenstein habe seinen „Austritt“ bei Rotary angekündigt.
Das Gerücht machte sich auf den Weg. Es wanderte vom RC Bröckedde zum Nachbarclub RC Wapswede, durchquerte von dort aus in Windeseile die Bundesrepublik, überflog den Nordatlantik, streifte auch ein paar Freunde im fernen Kanada und landete nach vier Wochen wieder in Bröckedde – nunmehr in Gestalt einer unumstößlichen Gewissheit. Im Club war man sehr bekümmert über Warrenstein, den an sich geschätzten Freund. Präsident Pröpke fragte ihn kummervoll, weshalb er denn den RC Bröckedde verlassen wolle. Warrenstein war perplex und hatte alle Hände voll zu tun, das Gerücht aus dem Weg zu räumen.
Dann war er beim RC Oberholzklau zu Gast und plauderte im Meeting ebenfalls über Kanada und ebenfalls etwas nuschelig. Warrenstein rühmte die „Weite“ des Landes. Doch im Meetingraum herrschte Unruhe und wieder wurde er falsch interpretiert. Zwei Wochen später kam seine Gattin vom Friseur und berichtete erregt: „Überall in Bröckedde erzählt man, wir seien pleite.“
Warrenstein nahm einen Rhetorikkurs und verteilte alle seine Vorträge vorab schriftlich, wobei er gefährliche Worte fett unterstrich. Im Wochenbericht ließ er „aus gegebenem Anlass“ eine Auskunft über seine Bonität abdrucken. Es half wenig, bei immer mehr geschäftlichen Aktivitäten wurde er um Vorkasse gebeten. Die Hausbank rief an und bat um ein Gespräch, zu dem Warrenstein bitte aktuellere Zahlen mitbringen solle.
Da kam der Governor zu Besuch in den RC Bröckedde. Warrenstein suchte zwecks Rehabilitation das Gespräch mit dem hohen Gast. Ganz beiläufig verdeutlichte Warrenstein, dass er keineswegs beabsichtige, aus Rotary auszutreten.
Der Governor machte eine lässige Handbewegung: „Lieber Freund Warrenstein, machen Sie sich mal keine Sorgen, ich gebe nie etwas auf irgendwelche Gerüchte.“ Nach einer Pause fügte er hinzu: „Aber das mit Ihrer Pleite tut mir schon sehr leid.“
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