Rotary aktuell
Wie das Virus Rotary lahmlegt
Meetings mit persönlicher Anwesenheit können wegen der Corona-Krise derzeit nicht stattfinden. Gut dran sind Clubs, die beizeiten Online-Modelle erprobt haben.
Nahezu stündlich ändert sich die Nachrichtenlage zur Corona-Pandemie. Eine Ausnahmesituation, die Rotary wie andere gesellschaftliche Gruppen zu tiefgreifenden Verhaltensänderungen zwingt. Von Rotary International in Evanston bis zu den Clubs beschäftigt die Verantwortlichen vor allem die Frage, wie angesichts der behördlich verfügten Einschränkungen überhaupt noch Meetings stattfinden können. Stand 22. März ist das rotarische Leben, wie wir es kennen, zum Erliegen gekommen. Andererseits entwickeln sich auf Club- und Distriktebene zahlreiche Online-Initiativen und verhelfen einer Meeting-Kultur zum Durchbruch, die lange mancherorts noch belächelt wurde.
Am 5. März hat RI Präsident Mark Daniel Maloney per Brief empfohlen, alle rotarischen Veranstaltungen nach eigenem Ermessen abzusagen, insbesondere nach entsprechenden Empfehlungen der WHO und der nationalen bzw. regionalen Gesundheitsbehörden. Gleichzeitig bittet Maloney darum, dass die Mitglieder „als lokale Führungskräfte jede Hilfe leisten, die Ihr Gemeinwesen in dieser Zeit benötigt“. Einfach abzutauchen kann auch in Krisenzeiten keine Option sein.
Während Henrik Thiele, der Vorsitzende des Rotaract Deutschland Komitees, die Mitgliederversammlung der Deutschlandkonferenz (DeuKo) Anfang April aus der Halle in Chemnitz ins Internet verlegt hat, wurde die von Past-Gov. Susanne Merten-Wente als Vorsitzende des Deutschen Governorrates (DGR) angesetzte Governorratstagung – geplant für Ende März in Hildesheim – abgesagt und ebenfalls ins Netz verlegt.
Besorgte Eltern
Beim Rotary Deutschland Gemeindienst (RDG) arbeiten die Mitarbeiterinnen inzwischen im Homeoffice. Das bedeutet, dass telefonisch im Augenblick keine Kontaktaufnahme möglich ist. Wer RDG erreichen will, schreibt eine Mail und bittet um Rückruf. Bei den German Rotary Volunteer Doctors (GRVD) wurde umgehend entschieden, die derzeit 16 "Doctors" von ihren Projektreisen nach Hause zu holen.
Ganz gehörig unter Dauerstress steht Past-Gov. Helmut Lanfermann. Der Beauftragte des DGR für Jugenddienst ist in ständigem Kontakt mit seinen Kollegen in den Distrikten und vielen Eltern, die sich um ihre Kinder im internationalen Jugendaustausch sorgen. „Wir haben eine Task Force aus sechs Leuten gebildet, die sich um ein vielschichtiges Knäuel sich täglich ändernder Probleme kümmern. Manche Eltern wollen ihre Kinder sofort nach Hause holen, andere wollen ihnen den Reisestress ersparen, vor allen aus Ländern, die mit der Krise möglicherweise besser klarkommen, Japan etwa oder Südkorea.“ Jeweils 500 In- und Outbounds werden derzeit in oder von Deutschland aus betreut.
Die Krise trifft Rotary im Frühjahr besonders empfindlich. Es ist die hohe Zeit der Konferenzen, von den President Elect Trainingsseminaren (PETS) bis zu den Distriktkonferenzen und zur RI-Convention. Honolulu 2020 jedoch wurde bereits abgesagt und auch in einzelnen Distrikten (1830, 1870) müssen die Distriktkonferenzen entfallen. Wie man aus der Not schnell eine Tugend macht, bewies im Distrikt 1880 incoming Governor Thomas Fink, der das PETS kurzerhand ins Internet verlegte. Das Video-Meeting mit 100 Teilnehmern verlief dem Vernehmen nach diszipliniert und reibungslos.
Nähere Infos bei RI unter rotary.org/de/rotary-monitors-coronavirus-outbreak
Außerdem informiert ein „Corona-Ticker“ unter rotary.de/ticker/ über aktuelle Ereignisse, u.a. über Online-Meetings, zu denen sich Gäste zuschalten können.
Matthias Schütt ist selbständiger Journalist und Lektor. Von 1994 bis 2008 war er Mitglied der Redaktion des Rotary Magazins, die letzten sieben Jahre als verantwortlicher Redakteur. Seither ist er rotarischer Korrespondent des Rotary Magazins und seit 2006 außerdem Distriktberichterstatter für den Distrikt 1940.
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