Zum Abschied von PolioPlus Zone Coordinator Hans Pfarr
Der richtige Mann für den Job
Hans Pfarr (RC Ebingen-Zollernalb) blieb stets optimistisch auf dem Weg, die Kinderlähmung zu besiegen. Nach 21 Jahren übergibt er sein Amt nun an seinen Nachfolger.
Das Thema Polio begleitet ihn fast ein halbes Leben lang: 1987, als auf der Rotary Convention in München PolioPlus zum offiziellen Programm ausgerufen wurde, sorgte Hans Pfarr mit seinem RC Ebingen für eine der ersten Großspenden: 20.000 DM für einen Unimog für Impfstoff-Transporte in Bangladesh. Sein erster Erfolg, viele weitere sollten folgen.
Nach dem Governor-Amt im Distrikt 1830 übernahm Pfarr 1999 das Amt des „PolioPlus Partners Taskforce Coordinator“ für den deutschsprachigen Raum, das er am 1. Juli an den Schweizer Urs Herzog übergeben wird – nach 21 Jahren! Die Amtsbezeichnung hat sich über die Jahre mehrfach geändert, die Aufgabe nicht: „Dafür zu sorgen", so Pfarr, "dass die Rotarier dieses Projekt nicht nur kennen, sondern mit ihren Spenden auch zum Erfolg führen. PolioPlus ist die größte Gesundheitsaktion aller Zeiten und sie wird auf ewig mit dem Namen Rotary verbunden sein.“
Jugendliche Begeisterung ist so etwas wie die Geheimwaffe des 83-jährigen ehemaligen Oberbürgermeisters von Albstadt. Nehmen wir noch seine fröhliche schwäbische Verschmitzheit hinzu sowie einen hartnäckigen Optimismus – schon haben wir den idealen Anführer auf dem steinigen Weg, die Kinderlähmung zu besiegen. Mit vielen Erfolgen, aber auch harten Rückschlägen.
Die Null ist in Sicht
Als Pfarr ins Amt kam, waren noch weite Teile der Welt Polio-endemisch: Brasilien, China, Russland, halb Afrika. 21 Jahre später ist das Risikogebiet auf eine Region geschrumpft: die Grenze zwischen Afghanistan und Pakistan. Statt Tausende von Infektionen pro Jahr gibt es heute weniger als 200. Die Null ist in Sicht, auch wenn jede weitere vermiedene Infektion höchsten Einsatz erfordert. 2023 soll das Ziel endlich erreicht sein.
Am guten Ende hat er keinen Zweifel. Immer wieder hat Pfarr die Governors, die Clubs und jeden Rotarier, den er fassen konnte, mit der Polio-Botschaft konfrontiert: „Wir haben es den Kindern der Welt versprochen. Wenn wir dieses Versprechen nicht halten, sind Millionen von Spenden umsonst gewesen.“ 1,9 Milliarden Dollar allein von Rotary, um genau zu sein.
Man kann den Blick auf die 200 Fälle verengen. Man kann aber auch die Blickrichtung auf die Erfolge lenken, die sich spätestens ab 2008 einstellten, als Bill Gates sich mit seiner Stiftung der Global Polio Eradication Initiative (GPEI) anschloss. Indien, einst das schlimmste Polio-Nest, hat seit 2011 keinen Fall mehr erlebt, Nigeria seit 2016. Mit der anstehenden Zertifizierung ist dann ganz Afrika Polio-frei. 2,5 Milliarden Kindern weltweit bleibt das Schicksal der Kinderlähmung erspart.
Raus auf die Straße
Dafür hat Pfarr unermüdlich getrommelt, mit einem monatlichen Newsletter, mit Vorträgen, Clubbesuchen und vielen Initiativen für Aktionen in der Öffentlichkeit. Die Gates-Challenge – Rotary musste 200 Millionen US-Dollar einzahlen, um dieselbe Summe von der US- Stiftung zu erhalten – gab den Anstoß, den Pfarr sofort aufgriff: Wir müssen raus auf die Straße, allein werden wir das Geld nicht aufbringen können.
So kam es zu den beliebten City-Läufen mit Kindern und auch spektakulären Aktionen, etwa mit der Polio-Lok der Deutschen Bahn, die ein Jahr lang für "End Polio Now" Werbung fuhr. Das war wertvoll für die rotarische Image-Pflege, aber ein zweiter Aspekt kam für Pfarr noch hinzu: Mit Polio machen wir unseren Mitbürgern bewusst, wie wichtig ihr eigener Impfschutz ist. Das ist gerade in diesen tristen Corona-Zeiten eine hochaktuelle Botschaft.
Matthias Schütt ist selbständiger Journalist und Lektor. Von 1994 bis 2008 war er Mitglied der Redaktion des Rotary Magazins, die letzten sieben Jahre als verantwortlicher Redakteur. Seither ist er rotarischer Korrespondent des Rotary Magazins und seit 2006 außerdem Distriktberichterstatter für den Distrikt 1940.
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