Welt-Polio-Tag
Polio-Botschaften aus Bremen
Live aus dem Festsaal der Bremischen Bürgerschaft erfuhren Teilnehmer eines deutschlandweiten Zoom-Meetings Aktuelles zum Stand des rotarischen Kampfes gegen die Kinderlähmung.
Eine Welt ohne Kinderlähmung — das große Ziel steht immer noch auf der Tagesordnung, machte Gastgeber und Governor Gerd Beckmamn (D1850) zum Auftakt der Veranstaltung deutlich. Es gehe weiter darum, die letzten beiden Länder mit Impfaktionen und Unterstützung im Gesundheitswesen poliofrei zu machen. "Wir geben nicht auf, denn wir sind people of action", konstatierte er.
Frank Imhoff, Präsident der Bremischen Bürgerschaft, bezeichnete das als wichtiges Anliegen, dem er große Achtung zolle. "Vielen Dank fürs Immer-wieder-aufmerksam-Machen und dass Sie die Kinder dieser Welt nicht aufgeben — auch wenn uns Corona gerade noch vor weitere Aufgaben stellt."
Wieder Impfhelfer unterwegs
Mit in Bremen auch Past RI President Holger Knaack, der natürlich zu weiteren Projekten und Aktivitäten motivieren wollte: "Wir haben es fast geschafft. Vor dem Hintergrund, dass die EU innerhalb von drei Jahren 120 Mio. Euro geben wird, die Bundesregierung jedes Jahr 35 Mio. Euro zusteuert, dürfen wir nicht aufgeben." Er berichtete, dass im November in Afghanistan wieder verstärkt Impfhelfer von Haus zu Haus gehen werden und dass die Impfaktionen auch in Pakistan weitergehen. Bis zu 250.000 Impfhelfer plus Soldaten , die den Schutz übernehmen sollen, seien dabei im Einsatz. Knaacks Hoffnung ist, dass die Welt vielleicht schon in vier Jahren poliofrei sein wird.
RI-Präsident Shekhar Mehta sandte eine Videobotschaft und motivierte ebenso: "Wir dürfen nicht aufhören — für die Kinder dieser Welt."
Wie groß der bisherige Erfolg im Kampf gegen die Krankheit ist, machte Kinderarzt und Infektiologe Hans-Iko Huppertz zusätzlich deutlich. Die Rotarier sind nach den USA und Bill Gates der zweitgrößte Geber in der Antik-Polio-Kampagne: Mehr als 2 Mrd. Dollar haben Rotarier in der Vergangenheit bereits aufgebracht.
Ohne Rotarier geht es nicht
Aber: Wird jetzt nicht weiter geimpft, steigen die Kosten mittelfristig noch. Corona habe im Anti-Polio-Kampf zurückgeworfen, aber ein Aufhören dürfe es nicht geben. Sein Ausblick: Es werden neue Impfseren eingeführt, um auch gegen Rückmutationen gefeit zu sein. Das Experiment mit neuem Impfstoff in Holland 2020 mache indes Mut. Die Probanden hätten auch die Medikamente einen guten Schutz entwickelt.
Huppertz machte deutlich: Ohne die Rotarier geht es auch weiterhin nicht. Und ohne rotarische Impfungen wären in den letzten Jahren bis zu 19 Mio. Menschen an Polio erkrankt.
Huppertz' Kollege Christian Schleuss erinnerte daran, dass die Clubs Aufmerksamkeit erzeugen müssen für das Thema. Außerdem gehe es darum, Spenden zu generieren und eigene Projekte zu entwickeln, wie den Verkauf von Schokolade, Briefmarken oder Kaffee, die Organisation eines Marathons oder Benefizkonzerts oder das Setzen Tausender Tulpenzwiebeln... Bei diesen Aktionen gehe es aber auch darum, andere zu überzeugen — vom Impfen und vom Sinn einer Spende.
Neun Monate geschafft
Aidan o'Leary vom WHO-Programm gegen Polio lobte die Partnerschaft mit Rotary. Er hofft darauf, dass die Zahl impfinduzierter Polio-Fälle bis 2021 eingedämmt werden kann. Und er erinnerte: Am 27. Oktober ist die Welt schon neun Monate ohnen einen einzigen akuten Polio-Fall. Er erinnerte an mehr als zwölf Helfer, die bei Impfeinsätzen getötet wurden. Im Moment werde jedoch zum Beispiel mit Pakistan ein Programm erarbeitet, das sowohl Impfungen als auch Helfer sichern soll. Er bat, auch andere Regionen nicht aus dem Blick zu verlieren und dankte den Rotariern, bevor er ihnen per Video zurief: Bleibt auf Kurs!
Einen interessanten Exkurs in die Geschichte der Poliomyelitis bot Neurologe Uwe Neubauer (RC Bremen-Hansa). Er erinnerte an Regionen wie Eritrea, Irak, Syrien, wo der Krieg und mangelnde Gesundheitsversorgung weitere Poliofälle bringen könne. Experte Aziz Menon aus Pakistan pflichtete ihm bei und hoffte nach "remarkable improvements" auf weitere Unterstützung: "Ihr spendet und wir vor Ort impfen, dann schaffen wir es."
Eindrücklich und sehr persönlich präsentierte zudem Urs Herzog, RI Polio-Koordinator für die Region, wie die Krankheit ein Leben beeinflussen kann, selbst wenn man sie glimpflich übersteht. Sein Thema: die Spätfolgen von Polio. Als Betroffener gab er Einblicke und warb um Verständnis und nicht nachlassenden Eifer im Kampf gegen die Krankheit.
Wie weiter?-Talkrunde
Eine Gesprächsrunde zum Abschluss machte deutlich: Es geht in die richtige Richtung, aber noch ist das Ziel nicht erreicht. Gleichzeitig werde mit dem Engagement im gesundheitlichen Bereich auch ein Schritt in Richtung Wohlstand und Frieden getan, denn die Impfteams könnten nur mit entsprechender Infrastruktur agieren. Governor Gerd Beckmann sieht deshalb im rotarischen Polio-Entgagement auch eine Friedensinitiative.
Zudem wurde dafür geworben, den Kampf gegen Polio in den sozialen Medien als Rotarys Erfolgsstory stärker zu vermarkten. Weiterhin stehen derzeit auch die politischen Akteure im Fokus. Die Taliban unterstützen offenbar aktuell die Kampagne. Das schaffe neue Möglichkeiten. Die Rotarier müssten deshalb Multiplikatoren für schon Erreichtes sein, Storyteller für die gute Sache, die weitergetragen werden solle.
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