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Interview

Annie Heger: Auf plattdütsch nach Betlehem

Interview - Annie Heger: Auf plattdütsch nach Betlehem
Küntlerin Annie Heger, eigentlich ein Küstengewächs, mittlerweile in Berlin gelandet © kosmopolit records

Sängerin, Schauspielerin, Sprecherin, Autorin und Moderatorin – Talente hat Annie Heger viele. Im Nordwesten Deutschlands ist sie bekannt wie ein bunter Hund – und sie spricht mit Vorliebe platt. Deshalb klingt ihre Weihnachts-CD auch ein bisschen anders.

Sabine Meinert03.12.2021

Annie Heger engagiert sich im Rotary E-Club of D-1850 und moderiert und singt häufig auf Distriktveranstaltungen. Jeder, der sie erlebt hat, weiß: Ohne Plattdeutsch geht bei Annie gar nichts, selbst zum Weihnachtsfest. Im Interview erklärt die 36-Jährige, warum sie so daran hängt und was das mit der Neuerscheinung zu tun hat.

Annie Heger, verschlossene Türen, ein kleines Kind, besonderes Licht und Botschaften wie "Fürchtet Euch nicht" — das klingt eher nach Krimi, zumal Du die Weihnachtsgeschichte ein bisschen anders beleuchtest. Ist die neue CD wirklich ein Christmas-Album?

Auch wenn es erst mal nicht den Anschein hat, es ist eine Weihnachtsplatte. Der CD-Titel „Betlehem" weist wie der Stern in die Richtung. Es geht um das, was vor über 2000 Jahren in Betlehem passiert ist: Jesus wurde geboren, es gab eine Geburtstagsparty – schön, laut, lustig. Und vor allem auch hell... Das Licht will ich hinausklingen lassen, denn in Zeiten von Corona muss es Licht und Zuversicht und damit Hoffnung geben.

Ich erzähle die vielen kleinen Geschichten rund um die bekannte Weihnachtsgeschichte, weil sie alle dazugehören. Für mich die wichtigste: Fürchtet Euch nicht! Es geht um Vertrauen, um das Finden, um das Staunen. Eben wie bei den Hirten, die keinen Herrscher in seinem Palast finden, sondern ein kleines neues Leben in einem Stall.

Was zeigt das für Dich?

Dass das Leben ein Geschenk ist.

In der Pandemie ist nur noch von Zahlen, die Rede, von Einschränkungen und verwehrten Chancen. Aber da gibt es noch das Leben, um das wir uns kümmern müssen.

Die Weihnachtsgeschichte hat abseits des großen Erzählstranges noch viele Botschaften. Sie stecken meist hinter verschlossenen Türen; wir sollten auch mal reinschauen, um sie zu entdecken. Dafür will ich einen Anstoß geben.

Weihnachtsmusik mit Texten auf Platt hört man nicht so oft – wie kamst Du dazu?

Ich komme aus einer Familie mit plattdeutschem Herzen, bei uns wurde immer Platt gesprochen. Denn Platt ist die Sprache des uneingefärbten Glücks. Ich sag immer: Sie bietet mir eine Heimat, ein hörbares Zuhause.

Dabei wohnst Du inzwischen nicht mehr an der Küste, sondern in Berlin. Was macht eine norddeutsche Möwe in der Hauptstadt?

Die Liebe brachte mich nach Berlin. Aber für mich bleibt Norddeutsches unfassbar wichtig. Es gibt nichts Schöneres, als immer wieder nach Hause zu kommen: zum Osterfeuer, zu St. Martin oder eben zu Weihnachten. Auf den letzten Metern, wenn ich in die Straße am Kanal einbiege, zähle ich immer die Kurven bis zum Haus meiner Familie.

Trotzdem: Ich bin gern in Berlin, es riecht nach Geschichte und hat einen besonderen Zauber, irgendwie eine gute Mischung aus Dreck und Heiligkeit – wie im Stall in Betlehem, da gab es auch nicht nur glockenklares Gloria.

Du scheinst ebenso eine Mixtur zu sein: Moderatorin, Sängerin, Schauspielerin, Autorin. Wofür schlägt Dein Herz am stärksten?

Mmmh... Als mich jemand vor 20 Jahren fragte, was ich machen will, überlegte ich: Ein Buch schreiben? Popstar werden, Erfinderin oder Menschenrechtlerin? Aber ich merkte schnell: Ich kann das nicht planen. Mir purzeln die Dinge in den Weg. Und ich will mich auch nicht beschneiden.

Es ist wie in meiner Patchworkfamilie. Da gab es keine Lieblingskinder - wie bei mir und meinen Talenten. Manche brauchen vielleicht zeitweise mehr Aufmerksamkeit, dann nutzt man diese Talente mehr, hat aber die anderen nicht weniger lieb. Ich moderiere sehr gern, frage, zeige Interesse, setze Impulse – vielleicht mag ich das ein bisschen mehr.

Deinen Musikstil bezeichnest Du als irgendwas zwischen rockigem Folk und Country-Pop. Passt das zu Weihnachten?

Jeder Stil passt zu Weihnachten. Denn wenn man nach Erinnerungen an ein gelungenes Fest fragt, fällt jedem etwas anderes ein: Würstchen bei dem einen, Gänsebraten bei dem anderen; tolle Geschenke hier, Spiele oder durchgetanzte Schuhe da... Für mich geht nichts ohne amerikanische Klänge. Ich war ja im Schüleraustausch mit Rotary in den USA. Seitdem läuft bei mir viel über Country. Und Jesus lag in einem Stall, draußen vor der Stadt – da passt Country doch ganz toll.

Dein Weihnachtswunsch ist – wie schon erwähnt – "Fürchtet Euch nicht". Wieso das?

Ich finde wir sollten gut auf uns aufpassen in diesen Zeiten, auf uns und alle drumherum. Auch im Alltag sollte jeder nicht nur fragen: Was ist mit den eigenen Freiheiten? Auch die der anderen sollten wir respektieren. Und einen guten Ton finden, um Probleme miteinander zu besprechen. Das wäre doch eine kleine Gabe an die Mitmenschen.

Schon an der Krippe in Betlehem standen Menschen mit Geschenken. Jeder gab, was er abgeben konnte – vom König bis zum einfachen Hirten. Das hat dem Jesuskind geholfen und die Gäste miteinander verbunden. So sollte es in unserer Zeit auch sein: dass Weihnachten die Menschen verbindet.

Für Fans: Am 18. Dezember stellt Annie Heger in Hamburg-Ottensen in der Christianskirche ihr neues Album vor.

UND: Annie Hegers CD verlosen wir am 12. dezember 2021 drei Mal im Adventskalender auf rotary.de - MITMACHEN!