Austausch über Grenzen hinweg

Der nationale Koordinator für Länderausschüsse Klaus Brodbeck spricht über Themen, die aktuell das Engagement im Internationalen Dienst prägen und wünscht sich einen verschärften internationalen Blick zur Sicherung der globalen Relevanz
Herr Brodbeck, Sie koordinieren die deutschen Länderausschüsse. Wie engagiert sich Rotary in der Ukrainehilfe?
Rotary hat gezeigt, dass internationale Solidarität keine leere Formel ist. Unsere Ausschüsse mit der Ukraine, Polen, Tschechien und der Slowakei haben sofort nach Kriegsbeginn Strukturen für Hilfsgüter, Medikamente und Generatoren geschaffen. Entscheidend war, dass es bereits zuvor persönliche Netzwerke vor Ort gab – Vertrauen lässt sich nicht in der Krise improvisieren. Heute konzentrieren wir uns verstärkt auf Bildungs- und Rehabilitationsprojekte, um den Menschen Perspektiven im eigenen Land zu geben.
Im Nahen Osten ruhen seit ein paar Wochen die Waffen. Wo kann Rotary helfen?
Rotary ist kein Hilfswerk oder politische Institution, sondern ein internationales Netzwerk engagierter Menschen. Im Nahen Osten unterstützen wir über unsere Länderausschüsse vor allem humanitäre und medizinische Projekte – unabhängig von Herkunft oder Religion. Gerade in einer Zeit zunehmender Polarisierung bleiben Dialog und Verständigung unsere stärksten Werkzeuge.
Was kann Rotary tun, um Europas Zusammenhalt zu stärken?
Europa ist wie ein Flickenteppich – zieht man an den Rändern, reißen die Nähte, sprich: die Grenzen. Wir müssen neue Fäden einziehen, um ihn reißfester zu machen. Die europäische Idee braucht neue Impulse, besonders zivilgesellschaftlich. Mit Austauschprogrammen, RYLA-Seminaren und Formaten wie dem Ostsee- oder Donau-Forum und mit dem unlängst neu gegründeten ICC Baden-Wurttemberg, Lombardy and Auvergne-Rhône-Alpes (ICC BW-LOM-AURA) leisten wir dazu wichtige Beiträge. Es geht um Verständigung zwischen Generationen und Kulturen, nicht nur um Clubpartnerschaften.
Klaus Brodbeck
RC Ortenau-Liberty
ist nationaler Koordinatorfür Deutschland der Länderausschüsse / Internationaler Dienst.
Wie steht Rotary Deutschland zu den Clubs in Russland?
Wir unterscheiden zwischen staatlichem Handeln und rotarischen Freundschaften. Der persönliche Kontakt ist schwierig, darf aber nicht abbrechen. Rotary ist ein Ort, an dem Dialog möglich bleibt – selbst wenn Regierungen nicht mehr miteinander sprechen. Bei der Friedenskonferenz im Februar 2025 in Istanbul kam es zu einer sehr herzlichen Begegnung mit russischen Freundinnen und Freunden. Solche Kontakte sind wichtig, auch wenn persönliche Treffen aktuell weder in Deutschland noch in Russland stattfinden können.
Was wünschen Sie sich für den internationalen Dienst?
Mehr Neugier auf die Welt. Einige Clubs konzentrieren sich fast ausschließlich auf ihre Region. Das ist wichtig, aber ebenso zentral ist der internationale Blick. Rotary lebt vom Austausch über Grenzen hinweg. Wenn wir es schaffen, diese Dimension stärker ins Clubbewusstsein zu bringen, bleibt Rotary auch künftig global relevant.





